Ich wollte ein Haus entwerfen, bei dem die Innen- und Aussenräume verschmelzen», erklärt Petra König, Architektin der weissen Villa, ihre Idee. «Durch die raumhohen Glasfronten und den zentralen Lichthof wird der Aussenraum ins Haus hineingeholt.» Dank dem vielen Glas in Form von Panorama-Schiebefenstern auf der Südseite dringt das Tageslicht ungehindert bis tief ins Innere des Hauses.

Dort befindet sich auch das Herzstück der Villa an einem Hang über dem Vierwaldstätterse: ein zweigeschossiges Atrium, das rundum verglast ist mit elf riesigen Schiebeflügeln zum Öffnen – das Innen verschmilzt mit dem Aussen. Es schafft im Raum eine Atmospäre fast kontemplativer Ruhe. Das Atrium sowie zwei kleine seitliche Lichthöfe erstrecken sich über das mittlere Drittel des Gebäudes. Der Grundriss folgt den Grenzen des über 1000 Quadratmeter grossen Grundstücks und präsentiert sich aus der Vogelperspektive als Parallelogramm mit stark gerundeten Ecken.

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Introvertiert

Die Villa überragt das leicht geneigte Gelände mit zwei Geschossen. Von der Strasse aus wirkt das Gebäude eher verschlossen. Nur die beiden seitlichen, ins Gebäudevolumen eingelassenen kleinen Lichthöfe öffnen die Fassade. Der Eindruck der Verschlossenheit trügt: Schon der Eingangsbereich des Hauses ist lichtdurchflutet, und das Stück Natur, das der verglaste Innenhof umfasst, macht die Jahreszeiten mitten im Haus sicht- und erlebbar: Sonne, Regen, Schnee – mitten im Haus. Und nachts funkelnde Sterne, reflektiert von der Oberfläche
des Wasserbeckens.

Hinter dem Atrium erstreckt sich der in Grösse und Ausgestaltung eindrückliche Wohnbereich mit grandiosem Ausblick auf Vierwaldstättersee, Bürgenstock und Pilatus. Dank rahmenlosen Fenstern von Air-Lux, die sich auf Knopfdruck geräuschlos zur Seite schieben, weitet sich der 2,55 Meter hohe Wohnraum bis zur Terrasse hin aus. Und auch dort verstellt nichts die prächtige Sicht: Um das Panorama selbst im Sitzen zu geniessen, sind die Geländer aus Glas.

Von der Terrasse aus führt eine Wendeltreppe vom Wohngeschoss hinunter ins Gartengeschoss, wo sich die Schlaf- und Badezimmer befinden. Der Elternbereich nimmt zusammen mit einem angrenzenden Arbeitszimmer fast die ganze Frontseite der Villa ein und besteht aus einer grossen Ankleide, dem Schlafbereich und einem riesigen Bad mit freistehender Wanne von Boffi. Von der Badewanne aus schweift der Blick auf der einen Seite in den Innenhof und auf der anderen in den Garten mit Sitzplatz, Liegemöbeln und Pool: Wer badet, ist von Aussenräumen umgeben.

Im hangseitigen Gebäudeteil befinden sich zwei weitere Schlafzimmer mit je einem Bad. Diese werden von den seitlichen Innenhöfen natürlich belichtet. Im Untergeschoss, vollkommen ins Erdreich eingelassen, sind Haustechnik sowie einige Nebenräume untergebracht – und der Weinkeller mit Verkös- tigungsraum. Tageslicht dringt dank Oberlichtern, Atrium und verglastem Treppenhaus sogar bis in diese unterirdischen Winkel.

Maximal minimal

Die Stars in diesem Haus sind ganz klar das Licht und die Aussicht. Die Oberflächen sind schlicht, genauso wie die Farbgebung. Dafür kommen Details, die handverlesenen Designmöbel und das besondere Ambiente voll zur Geltung. Im ganzen Haus – auch in den Bädern und auf der Terrasse im Wohngeschoss sowie beim Sitzplatz im Schlafgeschoss – sind die Böden aus pflegeleichtem grauem Fliessbeton der Firma Walo. Die Wände sind weiss verputzt, Einbauschränke und Küche sind ebenfalls weiss. Die ovale Riesenbadewanne und die auf Mass gefertigten Einbauten im Bad sind perfekt aufeinander abgestimmt. Auch in der Küche, sie ist von Boffi, dominieren formale Einfachheit und sti-listische Klarheit.

Einzige Farbtupfer sind die rosa Loungekissen im Innenhof sowie die orangen Outdoor-Möbel auf der Terrasse – beide Entwürfe der italienischen Designerin Paola Lenti – sowie die knallroten Stühle von Vitra im Essbereich. Sie wetteifern je nach Jahreszeit mit den grünen oder rost-roten Blättern des Baums im Innenhof. Stilvolle Wohnaccessoires und die sorgfältig platzierte Kunst setzen zusätzlich Akzente und gelungene Kontraste.

Kontrollierte Lüftung

Apropos Kontraste: Während die Aussicht aus dem Haus Natur pur bietet, ist das Haus selbst Hightech pur. Oder wie Architektin Petra König erklärt: «Die Natur im und ums Haus steht im Kontrast zu den technischen Installationen, die auf dem neusten Stand sind.» Geheizt wird via Erdsonde, gekühlt via Bodenheizung. Es existiert eine kontrollierte Wohnraumlüftung, im Weinkeller sorgt eine separate Lüftung und Kühlung für das richtige Klima.

Alle Installationen können mittels eines KNX-Gebäudeautomationssystems gesteuert werden: Das gilt nicht nur für die klimatechnische Infrastruktur, sondern auch für die Revox-Anlage, mit der das ganze Haus beschallt werden kann, und für die diversen eingebauten Fernsehgeräte wie den Bildschrim von Ad Notam, der im Badspiegel integriert ist. Die technischen Installationen wurden alle unsichtbar eingebaut. Schliesslich soll die Technik dienen, nicht ablenken – von der berauschenden Aussicht auf See und Berge.