Zeitwinkel: Orientierung an Sonnenzeit

Die beiden Deutschen Peter Nikolaus und Ivica Maksimovic wachsen gemeinsam im Saarland auf und sind von jung an befreundet. Während Ersterer als freier Unternehmer für die Haute Horlogerie die halbe Welt bereist, gründet der designorientierte Maksimovic eine Werbeagentur und erhält eine Professur für visuelle Kommunikation an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, wo er seit 2004 als Rektor amtet.

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Das gemeinsame Abenteuer, eine eigene Swiss-madeArmbanduhr zu entwickeln und herzustellen, starten die beiden Freunde vor sieben Jahren. Ihr Ziel ist von Anfang an klar: Sie wollen eine ehrliche und bezahlbare Automatikuhr mit Manufakturwerk und einem möglichst hohen Anteil an Swissness. Nach ersten Skizzen geht es an die Produktentwicklung und auf die Suche nach einem Produktionsstandort im Schweizer Jura.

Sie haben Glück und finden in der kleinen Gemeinde Saint-Imier das leer stehende Gebäude eines früheren Zifferblattherstellers. Während im unteren Stock des schön restaurierten Industriebaus aus dem 19. Jahrhundert Spezialisten Saphirgläser entspiegeln, belegt das noch kleine Team von Zeitwinkel die obere Etage. «Genau der richtige Ort für unseren Start, denn die Region verfügt noch immer über Zulieferer, deren Knowhow wir nutzen können», stellt Nikolaus zufrieden fest. Er selbst begnügt sich im Jura vorläufig mit einem gemieteten Zimmer.

Firmenname und Uhrenmarke müssen übereinstimmen und unverbraucht sein. Die Wahl fällt auf den wenig bekannten Begriff Zeitwinkel. Richtet man sich nach der Sonnenzeit, so gibt der Zeitwinkel die wahre Ortszeit (WOZ) an. Um 12 Uhr mittags beträgt der Winkel genau 180 Grad. Die beiden Initianten kreieren einen passenden Namen für eine Schweizer Armbanduhr, die mit eigenem Werk in allen Aspekten glaubwürdig, bezahlbar und deshalb nicht von der Prominenz abhängig sein will. Ihr Design ist schlicht, aber prägnant und sehr gut lesbar.

Die beiden Kaliber ZW 0102 und ZW 0103 werden vom eigenen Konstrukteur am Firmensitz entwickelt; deren Entwicklung dauerte vier Jahre. Speziell daran ist die Verwendung von Neusilber für die robuste Dreiviertelplatine und die Brücken. «Neusilber», erklärt Nikolaus, «ist eine Legierung aus Kupfer, Nickel und Zink, welche sehr verschleissarm ist und sichtbar schön altert.»

Ausser einem hohen Swiss-made-Anteil ist den beiden Firmeninhabern wichtig, möglichst schonende Ressourcen einzusetzen und benötigte Komponenten im nahen Umfeld des Produktionsstandorts fertigen zu lassen. Einzig das Gehäuse aus Edelstahl kommt aus Süddeutschland. Dank hervorragender Kontakte von Peter Nikolaus im internationalen Uhrenhandel finden Zeitwinkel-Uhren neben Europa bereits den Weg nach Tokio, Kuala Lumpur und New York.

Name: Peter Nikolaus
Alter: 54
Ausbildung: Informatiker, freier Unternehmer in der Uhrenbranche
Name: Ivica Maksimovic
Alter: 59
Ausbildung: Kommunikations-Designer, Professor und Rektor an der HBK Saar
Unternehmen: Zeitwinkel Montres SA, Saint-Imier BE
www.zeitwinkel.ch

Nord Zeitmaschine: Eigenwillige Ein-Mann-Schau

Büsserach liegt im Unterbaselbiet längs des Jurabogens. Hier ist die Uhrenindustrie seit Jahrhunderten implantiert. Dort befindet sich in einer Garage die Produktionsstätte von Daniel Nebel. Es ist das Haus seiner Eltern, die ihm den Raum für sein leidenschaftliches Hobby seit 1998 überlassen. Daraus ist in wenigen Jahren ein voll ausgerüstetes Uhrenatelier entstanden. Viele der benötigten Werkzeuge, Maschinen und Prüfgeräte baut der engagierte Jungunternehmer selbst. So auch die computergesteuerten Fräs- und Drehmaschinen mit dem geschwungenen Logo «nebel» in Blau.

Sein Tüftlersinn kommt ihm auch bei der Namensgebung von Firma und Marke zu Hilfe: NorD Zeitmaschine. «NorD weist geografisch auf die nördliche Schweiz, wo ich 1971 geboren wurde, und enthält meine Initialen N.D. Und da verschiedene Einflüsse aus dem Maschinenbau in meine Uhren einfliessen, ist Zeitmaschine doch das passendere Wort als Zeitmesser...»

Die Uhrmacherei hat sich Nebel, der sich seit Lehrabschluss im Werkzeug- und Prototypen-Maschinenbau laufend weiterbildet, selbst beigebracht. Das mehrteilige Stahlgehäuse genauso wie die Zifferblätter, Indexe, Zeiger, Kronen, Schrauben oder Dornschliessen. Auch die meisten Veredelungsschritte wie Polieren, Gravieren, Verzieren oder Vergolden beherrscht der Self-made-Mann perfekt. Was er nicht selbst anfertigt – Basisurwerke, Saphirgläser, Armbänder –, kauft er in der Schweiz ein und kann somit echtes Swiss made bieten.

Die ersten beiden Kollektionen hatten bereits das gewisse Etwas. So zeigt das Modell Radial die Stunden auf einer sich drehenden Scheibe mit Öffnung bei 12 Uhr und die Minuten in 12 Fenstern um die Zifferblattmitte herum. Der Chronograph CRS Beta hat ein klares, leserliches Design mit leuchtend roten Zeigern. Auf der «BaselWorld» 2011 präsentierte der findige Techniker die überraschend eigenwillige Zeitmaschine Variocurve. Eine völlig neue Art der Zeitanzeige, beeindruckend und unverwechselbar. Unten links kreisen auf einer Scheibe die Stunden, auf der zweiten rechts das Datum und aus der Mitte heraus fährt ein überdimensionierter Zeiger die 60 Minuten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf einer Bahn mit variierenden Kurven ab. Möglich machen dies zwei gegenläufige Exzenter.

Daniel Nebels neuste Zeitmaschine, der Quickindicator, kann auf der «BaselWorld» 2013 im «Palace» bestaunt werden. Wie schon bei der Variocurve spielt auch hier der Minutenzeiger die faszinierende Hauptrolle. Auf einem speziellen, fest verankerten Kugellager in der Zifferblattmitte ist der wohl weltweit schnellste Minutenzeiger montiert. In 60 Minuten läuft er auf skelettierten Bahnen ganze 20,5 Zentimeter ab. Ein vergnügliches Schauspiel, das Manager amüsiert verfolgen können, sollten sie sich in Sitzungen langweilen. Es kann über www.nord-zeitmaschine.ch auf einem Video verfolgt werden.

 

Name: Daniel Nebel
Alter: 42
Ausbildung: Maschinenmechaniker
Unternehmen: Nord Zeitmaschine GmbH Büsserach
www.nord-zeitmaschine.ch