Das wäre doch mal ein Traumwagen: Der halbe Umzug passt hinein, die gesamte Familie (inklusive Oma und Hamster und Käfig) darf mit. Der Motor hat mächtig Dampf und trinkt so gut wie nichts. Eine sanfte Automatik sortiert die Gänge, und dank variablen Allradantriebs rücken sogar Kraxeltouren abseits der Strasse ins Freizeitprogramm. Gibt's nicht? Doch. Bei VW und Mercedes. Diese freundlichen Alleskönner für Kind und Kegel heissen T5 BiTDI 4Motion und Viano 2.2 CDI 4Matic – und sind Busse. Es gibt jedoch gute Gründe, warum längst nicht jede Familie auf diese beiden (T)raumriesen abfährt: die saftigen Preise.

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Überblick: Alle News und Tests zum VW T5

So verlangt VW für den 180 PS starken T5 Multivan mit Allradantrieb und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe nicht weniger als 53.782 Euro. Auch der Mercedes ist als 4matic mit 163 PS starker CDI-Maschine nicht gerade ein Sonderangebot: Er kostet 46.478 Euro – inklusive Fünfstufenautomatik und Kraftverteilung an alle vier Räder. Immerhin hält er so rund 7300 Euro Abstand zum VW. Wie jetzt – der Mercedes billiger als ein VW? Jawohl, obgleich die Stuttgarter Aufpreispolitik leider auch vor der Busabteilung nicht haltmacht. Quasi jede Halteschlaufe kostet extra. Beispiele: Radio und Reifendruckkontrolle sind im Preis nicht enthalten, kosten zusammen zusätzlich 1225 Euro. Den bei VW serienmässigen Spurwechselassistenten gibt es für den Viano gar nicht. Dennoch bleibt ein immenser Preisunterschied, zumal der von uns getestete Volkswagen als Sondermodell Edition25 nochmals deutlich teurer kommt als ein herkömmlicher Multi van. So stehen am Ende für unseren üppig ausgestatteten Testwagen 57.715 Euro auf der Rechnung. Reichhaltige Ausstattung und pralles Technikpaket können die Summe nur teilweise rechtfertigen.

Überblick: Alle News und Tests zum Mercedes Viano

Dazu kommt: Der etwas kürzere VW ist im Vergleich zum Mercedes – wir haben die mittlere Version aus drei Längen getestet – weniger variabel. Ganz hinten hat er statt praktischer Einzelsitze nur eine monströse, schwer zu handhabende Bank. Auch ist er nicht geräumiger, denn ihm fehlt im Vergleich zum Viano Gepäckraumvolumen. Zudem darf er über 100 Kilogramm weniger Ladung schultern. Fährt er sich dafür wenigstens besser? Was den Federungskomfort betrifft, kann er dem Mercedes schon mal nicht das Wasser reichen. Die sportliche Bereifung des Multivans (satte 18-Zöller mit 255 Millimeter breiten Gummis) sorgt zwar für tolle Bremswege, während der Viano unter Ganzjahres-Bereifung leidet, sie verschlechtert jedoch gehörig den Abrollkomfort. Trotz reichlich Federwegs unterm Bus-Boden müssen die Passagiere leiden. Jede noch so flach aufragende Querfuge kommt innen spür- und hörbar an, gefühlt werden selbst Farbunterschiede im Asphalt zu Unebenheiten. Aua! Der Viano macht das rundum besser, schippert geschmeidig über den Teer, schluckt auch derbe Wellen, ohne zu bocken.

Allerdings schaukelt der Mercedes dabei kräftiger, die Karosserie neigt sich in Kurven stärker, gleichzeitig bieten die Sitze weniger Seitenhalt. So werden die Passagiere zwar nicht ganz so heftig, aber eben auf andere Art strapaziert. Immerhin kommen die beiden Busse besonders flott ans Ziel. Der Viano sprintet trotz seines PS-Nachteils und der alten Fünfstufenautomatik sogar besser, selbst im Durchzug egalisiert er die fehlenden 17 PS. Anders ausgedrückt: Er setzt sich nach einem Tritt aufs Gaspedal einfach zackiger in Bewegung. Wo der VW mit schleifender Anfahrkupplung der DSG-Automatik deutlich gemächlicher Fahrt aufnimmt, hat der Benz bereits seinen CDI unter Volldampf gesetzt. Gleichzeitig verschenkt das Getriebe des T5 beim Runterschalten viel Zeit, es dauert nach dem Kickdown länger, bis die richtige Übersetzung bereitsteht.

Akustisch zerstören beide das Bild vom Traumwagen nachhaltig, denn unter Last rumoren die Diesel äusserst vorlaut. Um nicht zu sagen: für Autos der 50.000-Euro-Liga unflätig derbe. Reichlich mehr als zwei Tonnen Gewicht werden hier eben von relativ kleinen Maschinen in Marsch gesetzt. Was reichlich Kraft kostet. Und damit Sprit. Sowohl VW als auch Mercedes schlucken fast zehn Liter Diesel pro 100 Kilometer. Die Hälfte weniger: das wär's. Dann wären die beiden wahre Traumwagen.

Weitere Details und zur Bildergalerie (beide Links gehen zu autobild.de).