Am 2. September 2017 hat Madonna die Katze aus dem Sack gelassen. Über Instagram vermeldete die Queen of Pop zu einem Bild einer klassischen mediterranen Küche: «Ich lebe jetzt in Lissabon!» Der Meldung waren monatelange Spekulationen über ihren neuen Wohnort vorausgegangen, nachdem die Sängerin wiederholt Posts mit Portugalbezug abgesetzt hatte.

«Die Energie von Portugal ist so inspirierend», liess die 61-Jährige ihre Fans wissen. Der Weltstar soll aus familiären Gründen – ihr Adoptivsohn ist Benfica Lissabons Fussball-Kaderschmide beigetreten – einen Palast in Lissabon gekauft haben. Unerwähnt blieb, dass sich der Umzug für die Diva auch steuerlich gelohnt haben dürfte.

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Angesichts der traumhaften Sandstrände, des angenehmen Klimas während des ganzen Jahres sowie der tiefen Lebenskosten hat Portugal, und dort vor allem der Süden des Landes zwischen Lissabon und Faro, schon immer viele Leute angelockt. Dank Steuererleichterungen mausert sich der Fado-Staat nun zum Immobilien-Hotspot für Prominente aus dem Showbusiness. Europas Landkarte der Jetset-Destinationen wird so um einen weiteren Standort reicher.

Villa mit Blick auf die Bucht von Lagos, Algarve

9-Zimmer-Villa mit Blick auf die Bucht von Lagos, Algarve. Kaufpreis: 5 Millionen Euro.

Quelle: Engel & Völkers

Bereits ein Jahr vor Madonna hatte Éric Cantona, Ex-Stürmer von Manchester United und Kultfigur des Fussballs, seiner Heimat Frankreich den Rücken gekehrt und mit seiner Ehefrau, Schauspielerin Rachida Brakni, den Wohnsitz nach Lissabon verlegt. Dem Entscheid sollen auch finanzielle Überlegungen zugrunde gelegen haben.

Steuer-Flatrate von 20 Prozent

So bezahlte Cantona in Paris, wo er zuvor seinen Lebensmittelpunkt hatte, eine Einkommenssteuer von bis zu 45 Prozent. Deutlich günstiger kommt er in Lissabon weg. «In Portugal erzielte Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit oder unternehmerischer Tätigkeit sowie selbstständiger Arbeit werden nur mit einer Steuer-Flatrate in der Höhe von 20 Prozent besteuert. Dieser Steuersatz ist im Vergleich zu den allgemeinen progressiven Steuersätzen sehr günstig», erklärt Rechtsanwalt Alexander Rathenau, der in Portugal mehrere Kanzleien führt.

Villa in Vale do Lobo, Algarve

Villa in Vale do Lobo, Algarve

Quelle: Engel & Völkers

Voraussetzung für das Steuerprivileg ist neben einem festen Wohnsitz, dass die Arbeit respektive die Tätigkeit zu denjenigen zählt, die der Gesetzgeber als mit besonderer wirtschaftlicher, technischer oder künstlerischer Wertschöpfung bezeichnet. Zu den erwähnten Aktivitäten gehören eine Vielzahl von Berufen von A wie Architekt über F wie Firmenmanager bis Z wie Zahnarzt – oder eben Schauspieler, Musiker, Maler.

Doch nicht nur Künstler und Prominente kommen in den Genuss von Steuerprivilegien: In Portugal sind Renten und Vorsorgegelder steuerfrei. «Viele meiner Kunden sind Silver Ager und Personen im Vorruhestand, die sich eine Immobilie für ihren Lebensabend suchen», sagt ein Immobilienmakler aus Portugal. Sowohl die Steuerbegünstigung auf Renten als auch jene auf Einkünfte aus privilegierten Tätigkeiten werden für einen Zeitraum von zehn Jahren gewährt.

Christian Louboutin, Monica Belluci und Scarlett Johansson profitieren von niedrigen Steuern

In den angesprochenen Kreisen sind die zahlreichen, auch finanziellen Vorzüge des Fado-Staates nicht verborgen geblieben. «Wir bemerken, dass mehr und mehr Künstler aufgrund von Steuervorteilen durch die Regierung nach Portugal ziehen», sagt Pedro Branco, Managing Director vom Engel & Völkers Market Center Lissabon. «Wir können diesen Trend vor allem bei französischen Künstlern wie Christian Louboutin, Éric Cantona oder Florent Pagny beobachten.» Weitere Persönlichkeiten sind laut Branco die Schauspielerinnen Monica Bellucci und Scarlett Johansson oder der Profi-Big-Wave-Surfer Garrett McNamara.

Moderne Villa in Vilamoura, Algarve

Moderne Villa in Vilamoura, Algarve

Quelle: Engel & Völkers

Die Nähe zu Madonna und Co. hat allerdings ihren Preis. Dies gilt auch im weiter südlich gelegenen Golfresort Quinta do Lago bei Almancil an der Algarve. Die Bandbreite reicht hier vom Apartment für 250 000 Euro bis hin zur Luxusvilla mit allen Annehmlichkeiten für 12 Millionen Euro. Für diesen Preis erhält man in Quinta do Lago neben dem gehobenen, komfortablen Lebensstil auch die entsprechende Nachbarschaft: Im weitläufigen Luxusresort mit mehreren Golfplätzen, traumhaften Stränden und Immobilien mit Meerblick im Süden Portugals haben es sich unter anderem die englischen Fussballlegenden Steven Gerrard und Wayne Rooney oder der irische Sänger Ronan Keating gemütlich gemacht.

Die grosse Beliebtheit des Resorts bei der Prominenz von der Insel ist auf dessen Besitzer, den irischen Milliardär Denis O’Brien, zurückzuführen, der Quinta do Lago seit 1998 besitzt. Innerhalb Portugals liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis an der Algarve mit 1584 Euro denn auch noch über jenem in der Region um Lissabon.

Immobilienmarkt in Portugal ist erhitzt

Das hohe Interesse aus dem Ausland hat den Immobilienmarkt in Portugal in den vergangenen Jahren stark angeheizt. Da sich das Land gleichzeitig in einem wirtschaftlichen Aufschwung befindet und so auch die inländische Nachfrage markant angezogen hat, sind die Preise nicht nur im Luxussegment in die Höhe geschossen, sondern haben den gesamten Markt verteuert.

Alleine 2018 sind die Immobilienpreise laut dem Global Property Guide wiederum um mehr als 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Bereits im fünften Jahr in Folge erreichen die Transaktionspreise in Portugal neue Höchststände.

Villa mit direktem Strandzugang in Quinto do Lago, Algarve

Villa mit direktem Strandzugang in Quinto do Lago, Algarve

Quelle: Engel & Völkers

Wie stark der Immobilienmarkt in Bewegung ist, zeigt sich auch an der Zahl der Immobilienmakler. Diese hat sich seit 2013 auf rund 6300 Anbieter mehr als verdoppelt. Aus dem ehemaligen Käufermarkt der Jahre 2011 bis 2014 ist inzwischen ein Verkäufermarkt geworden. Der durchschnittliche Preis pro Quadratmeter in Portugal liegt mittlerweile bei 1220 Euro, in der Region um Lissabon sogar bei mehr als 1500 Euro.

Im Zentrum von Lissabon sprechen manche Experten sogar von Blasen, was angesichts von Quadratmeterpreisen von über 4300 Euro gemäss der Datenbank Numbeo wenig erstaunt. Trotz der stolzen Summen liegt Portugals Hauptstadt damit aber weiterhin deutlich hinter anderen, traditionellen Jetset-Destinationen in Europa zurück.

In Cannes beispielsweise reichen diese Mittel nicht einmal für den Kauf eines Objektes in der Agglomeration. Im Stadtzentrum muss man durchschnittlich 7278 Euro hinblättern. Und an der weltberühmten Promenade La Croisette starten die Preise bei 15 000 Euro mit Spitzen bei rund 50 000 Euro – pro Quadratmeter, versteht sich.

Jetset-Destinationen sind weiterhin gesucht

Eine Umfrage des europaweit tätigen Luxusimmobilien-Maklers Engel & Völkers zeigt, dass die Côte d’Azur trotz solchen astronomischen Summen nicht an Attraktivität verloren hat. «Die französische Riviera ist einer der prestigeträchtigsten Zweitwohnsitzmärkte weltweit», sagt David Scheffler, Chef von Engel & Völkers in Frankreich. Die Region biete neben Investmentmöglichkeiten einen Wert in Form eines bestimmten Lifestyles.

«Daher wird der Markt auch in den kommenden Jahren internationale, vermögende Privatpersonen anziehen, genauso wie Kunden mit einem kleineren Budget.» Internationale Kunden investieren besonders häufig in Häuser und Wohnungen in der Region rund um Cannes, da hier viele Kongresse und Festivals stattfinden. Gesucht sind auch Liegenschaften in Saint-Tropez, Grimaud oder Antibes.

Villa mit 180 Grad Meerblick in Albufeira, Algarve

Villa mit 180 Grad Meerblick in Albufeira, Algarve.

Quelle: Engel & Völkers

Auf einem ähnlich hohen Niveau wie in Cannes sind die Preise in Portofino. Das pittoreske Dorf mit den bunten Häusern, die sich an den Hügeln um den ehemaligen Fischerhafen schmiegen, gilt seit Jahrzehnten als eine der exklusivsten Adressen in Italien. Die Quadratmeterpreise sind hoch – trotz einem Rückgang um gut 25 Prozent, der sich seit der Finanzkrise bis ins Jahr 2015 manifestierte.

Seither geht es wieder aufwärts mit einem Wachstum um 5 Prozent pro Jahr. So kostet der Quadratmeter eines Apartments im Luxusfischerdorf heute durchschnittlich 13 200 Euro. Das Vertrauen der Investoren ist zurück – trotz den anhaltenden Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Stiefelstaates.

Günstiger gibt es den Hauch von Jetset in Griechenland. Durch die Finanzkrise sind dort die Immobilienpreise nach wie vor vergleichsweise niedrig. Nimmt man die Hauptstadt Athen als Richtwert, so liegen in Europa die Preise nur noch in Litauen, Rumänien, Lettland und Bulgarien tiefer. Seit 18 Monaten geht es aber auch hier wieder aufwärts. «Das Vertrauen der Käufer in den griechischen Markt ist zurück. Zudem fördert die griechische Regierung Investitionen von Ausländern», weiss Natalie Leontaraki, Geschäftsführerin des Engel & Völkers Market Centers in Athen.

Wer als Nicht-EU-Bürger in Griechenland mindestens 250'000 Euro in eine oder mehrere Immobilien investiert, kann sich und seiner Familie ein Goldenes Visum beantragen, das zu Reisen in der ganzen EU berechtigt. Besonders begehrt sind in Griechenland Destinationen wie Mykonos und Porto Heli.

Auf Madonna wird man dort zwar kaum treffen. Angesichts der Lärmklagen ihrer Nachbarn in Lissabon ist allerdings fraglich, ob dies wirklich so erstrebenswert ist.