Im Zentrum des New Yorker Trend-Stadtteils Brooklyn entsteht derzeit ein 202 Zimmer umfassendes EVEN-Hotel. Gleich daneben wird im Oktober ein Holiday Inn eröffnen. Und nur zwei Blocks weiter befindet sich ein neues Hotel von Marriott International Inc. im Bau.

Und das ist lediglich das Zentrum von Brooklyn. Mindestens 32 Hotels werden für den Stadtteil geplant oder dort bereits errichtet. Das ist ein Rekord. Beobachter machen sich Sorgen, dass es für die vielen Hotelzimmer in Brooklyn am Ende nicht genügend Nachfrage geben könnte. Denn auch im Nachbar-Stadtteil Manhattan werden viele Hotels gebaut.

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Vom Ruf profitieren

Die Immobilienentwickler hinter den Hotelprojekten in Brooklyn versuchen, von dem Ruf des Stadtteils als trendigem Ziel zu profieren - bekommen es in den kommenden Jahren wohl aber mit schwachen Zimmerpreisen und fallenden Belegungsquoten zu tun, meint David Loeb, ein Analyst bei Robert W. Baird & Co. Weil auch die Preise in Manhattan sinken, wo sich die meisten Sehenswürdigkeiten von New York City befinden, könnten Touristen Hotels in Brooklyn eher meiden.

«Bei einzelnen Hotels, die zu keiner Kette gehören, habe ich meine Zweifel, dass das ein Erfolg wird», erklärt auch Bruce Ford von Lodging Econometrics. «Es ist wichtig, im Auge zu behalten, dass Brooklyn nicht der Times Square ist.» Laut den Angaben des Marktforschers werden derzeit rund 95 Hotels in Manhattan gebaut.

Zahl der Hotelzimmer um 21 Prozent gestiegen

Die Anzahl der Hotelzimmer in New York hat sich in den vergangenen fünf Jahren bereits um 21 Prozent erhöht, belegen Daten von STR Inc. Im Mai waren der Big Apple und Houston die einzigen beiden Städte unter den 25 grössten Märkten der USA, in denen der Umsatz je verfügbarem Zimmer - ein Massstab in der Branche - gesunken ist.

Den STR-Daten zufolge ging es bei der durchschnittlichen Belegungsquote in Brooklyn in den ersten fünf Monaten dieses Jahren um ein Prozent auf 76,8 Prozent abwärts, während der durchschnittliche Zimmerpreis um rund 2,9 Prozent auf damit 155,71 Dollar zurückging.

Zwar könnte der Ruf von Brooklyn als billigere Alternative zu Manhattan auf Inlands-Besucher eine gewissen Anziehungskraft haben, jedoch weniger ansprechend für Geschäftsreisende und Touristen aus Übersee sein, meint Ford: «Ein Besucher aus Rom oder Hongkong wird wahrscheinlich nicht kommen, um in einem Hotel in Brooklyn zu übernachten. Es sei denn, er verfügt dort über Verwandte».

Brooklyn als Alternative in der Mittelklasse

Richard Born and Ira Drukier - die Milliardäre, die einige Boutique-Hotels in Manhattan wie etwa das Bowery und das Ludlow besitzen - planen in der Williamsburg-Gegend von Brooklyn ein Hotel der Marke Pod. Die Zimmer sollen etwa 150 Dollar pro Nacht kosten. Born zufolge ist der plötzliche Andrang in Brooklyn «verrückt» und auch «ein bisschen beängstigend».

«Wir werden etwas in der Mittelklasse anbieten und eine gute Alternative für Gäste sein, die in Brooklyn übernachten und Geld sparen wollen, aber nicht in einem Hilton Garden Inn absteigen möchten», sagt er.

Erfolg vom genauen Standort abhängig

«Der Erfolg eines Hotels in Brooklyn wird letztlich vom genauen Standort in dem Stadtteil abhängen», meint Justin Palmer, Geschäftsführer der New Yorker Synapse Development Group. Sein Unternehmen plant in Williamsburg ein 112-Zimmer- Haus der Marke Yotel.

«Der Williamsburg-Markt ist zu einer ganz eigenen Gegend geworden», sagt Palmer, «falls wir jetzt über ein Yotel in Bushwick reden würden, dann wäre das meiner Meinung nach eine ganz andere Geschichte». Bushwick gehört ebenfalls zu Brooklyn, gilt allerdings eher als Gegend mit einer ärmeren Bevölkerung. Und er sagt: «Die Lage zählt - und das gilt in Brooklyn umso mehr.»

(bloomberg/ccr)