Rund 4000 Anbieter tummeln sich im Maklergeschäft, dazu noch neue Proptech-Unternehmen. Führende Maklerfirmen erklären, wie sie sich in diesem harten Wettbewerb positionieren.

Das Angebot an Wohnimmobilien bleibt knapp, die Preise sind hoch. Was bedeutet das für die Maklerbranche?

Claudio Baumann: Trotz der aktuellen Unsicherheiten ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien an Toplagen weiterhin hoch, aber nicht mehr auf gleichem Niveau wie im Vorjahr. Potenzielle Käufer brauchen mehr Zeit für ihre Entscheidung und sind spürbar preisbewusster. Dank unseren exklusiven Immobilien an begehrten Standorten wie in der Zimmerbergregion können wir die hohe Nachfrage weiterhin bedienen.

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David Hauptmann: Im von uns betreuten Premiumsegment trifft eine hohe Nachfrage auf ein knappes Angebot. Die Finanzierung erfolgt hier meist mit einem hohen Eigenkapitalanteil, sodass die hohen Zinsen kaum Einfluss auf das Käuferverhalten haben. Deshalb ist die Anzahl unserer Verkaufsabschlüsse konstant hoch geblieben.

Georges Luks: Trotz steigender Hypothekarzinsen sind wir nach wie vor weit von einem Überangebot an Liegenschaften entfernt. An gesuchten Standorten bleiben die Preise hoch, und wir erwarten, dass sie auf diesem Niveau stabil bleiben. Die Nachfrageseite bleibt unverändert hoch, und unser Hauptfokus liegt weiterhin auf der Akquise von qualitativ hochstehenden Liegenschaften.

Marco Uehlinger: Statistisch gesehen ist die Nachfrage nach Wohneigentum seit letztem Jahr rückläufig. Jedoch deckt sie das Angebot nach wie vor, und wir gehen davon aus, dass sich dies in naher Zukunft auch nicht ändern wird. Für die Branche bedeutet dies weiterhin einen hohen Beratungsbedarf für potenzielle Käuferinnen und Käufer und eine sorgfältige, professionelle Begleitung der neuen Eigentümerinnen und Eigentümer im Kaufprozess.

Daniela Vetsch: Wir erleben, dass mehr Immobilien auf dem Markt sind als vor der Corona-Zeit. Dennoch sind die Interessentinnen und Interessenten heute vorsichtiger und kritischer. Wir spüren bei Privatpersonen eine allgemeine Verunsicherung.

Marianne Walde: Die Vermarktungszeiten verlängern sich, und die Anforderungen der Kunden steigen. Es wird in Zukunft noch wichtiger, auf den Menschen mit seinen Bedürfnissen und Wünschen individuell einzugehen und mit einer massgeschneiderten Vermarktungsstrategie auf den Markt zu gehen.

Es gibt rund 4000 Immobilienmaklerinnen und -makler in der Schweiz. Zusätzlich buhlen Proptech-Makler zu Tiefpreisen um Kunden. Was heisst das für Sie?

Baumann: Ein gesunder Wettbewerb belebt bekanntlich das Geschäft. Durch das grosse Angebot können Kundinnen und Kunden den Partner auswählen, der ihre Bedürfnisse am besten erfüllt. Das begrüssen wir grundsätzlich. Jedoch empfehlen wir, die Preise und Services sorgfältig zu vergleichen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Leider gibt es auch in unserer Branche unseriöse Anbieter.

Hauptmann: Proptech-Makler haben vor allem das untere Preissegment beeinflusst, im Hochpreisbereich spielen sie kaum eine Rolle. Nach wie vor legen wir besonderen Wert darauf, beim Angebot und bei der Beratung eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten, denn Qualität siegt am Ende immer.

Luks: Unser Hauptaugenmerk richtet sich – nach wie vor! – auf Topmitarbeitende. In jeder Hinsicht und vor allem bezüglich Serviceleistung für die Kundinnen und Kunden. Ich denke, dass man in diesem Bereich den Unterschied machen kann und muss. Die Prozessoptimierung im digitalen Bereich ist als Basis selbstverständlich ein Muss.

Uehlinger: Grundsätzlich beleben Mitbewerber die Branche, auch wenn es sich um disruptive Technologien handelt. Es spornt uns an, unsere persönlichen Beratungsdienstleistungen im Verkauf noch mehr hervorzuheben und qualitativ weiter auszubauen. Jeder zufriedene Kunde zeigt uns immer wieder auf, wie wichtig die persönliche Begleitung in diesem oft einmaligen Prozess ist. Der Mehrwert für den Käufer oder die Käuferin entsteht nicht durch die Maschine, sondern wir erbringen ihn durch Gespür, Einfühlungsvermögen und Individualität.

Vetsch: Topleistung erbringen! Die Nähe zum Menschen und zu seinen Emotionen zählt umso mehr. Wir setzen auf stetige Weiterbildung unserer Beraterinnen und Berater und auf transparente, vertrauensvolle, persönliche Betreuung.

Walde: Dieser Wettbewerb stärkt unsere Positionierung als wertebasiertes Familienunternehmen. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen persönliche und qualitativ hochwertige Dienstleistungen und sind genau wie wir an langfristigen Beziehungen interessiert.

Welches war Ihr besonderes Highlight im vergangenen Jahr?

Baumann: Seit letztem Jahr sind wir stolzes Mitglied im renommierten globalen Netzwerk «Leading Real Estate Companies of the World». Dadurch haben wir Zugriff auf ein Netzwerk von über 550 Partnerfirmen in mehr als 70 Ländern und können unseren Kunden länderübergreifende Dienstleistungen anbieten.

Hauptmann: Jede der aussergewöhnlichen Liegenschaften, die wir letztes Jahr erfolgreich vermitteln konnten, war für uns eine denkwürdige «Liebenschaft». Dabei möchte ich den Verkauf des traditionsreichen Zürcher Hotels Florhof besonders hervorheben, das glücklicherweise weiterhin ein Hotel bleiben wird. Ein weiteres Highlight war unser Zehn-Jahr-Jubiläum. Zahlreiche Kunden und Kundinnen haben zum Ausdruck gebracht, dass sie sich mit Nobilis Estate sehr verbunden fühlen.

Luks: Wir konnten einige Liegenschaften im oberen Preissegment an Kundinnen und Kunden vermitteln, die wir innerhalb relativ kurzer Zeit aus unserem nationalen und internationalen Sotheby’s-Netzwerk erhalten haben.

Uehlinger: Die Vermarktung von 38 Eigentums- und 192 Mietwohnungen im Glasi-Areal in Bülach war aus vermarktungstechnischer Sicht ein Highlight. Diverse moderne Vermarktungstools und Kommunikationsmittel kamen hier zum Einsatz. Für den Verkauf der Einheiten wurde ein Konfigurator eingesetzt, bei welchem Kaufinteressenten Grundrisse und Materialisierung der gewünschten Wohnung individuell gestalten konnten. Die finanziellen Auswirkungen durch diese Änderungen konnten die Käuferinnen und Käufer zeitgleich eruieren – für sie, für Vermarkterinnen und Ersteller ein grosser Mehrwert.

Vetsch: Zwei Interessenten überboten sich bei einer Liebhaberliegenschaft: Eine 82-jährige Dame war unsere älteste Käuferin eines Objekts dieser Preisklasse, und sie zahlte zwei Millionen mehr als ausgeschrieben – also 17 Millionen. Das ist wahre Maklerarbeit.

Walde: Walde ist gewachsen. Neben dem Onboarding von 15 neuen Mitarbeitenden konnten wir mit Zug und Kloten zwei neue Geschäftsstellen erfolgreich eröffnen. Ausserdem sind wir seit Kurzem auch mit einer Geschäftsstelle im Kanton Graubünden vertreten.