Seinen Golf-Club in Palm Beach nennt Donald Trump gerne «Winter White House». Der Trump Tower in New York gilt als «White House North». Trump ist aber nicht der erste US-Präsident mit Manhattan-Zweitsitz.

Nur zwölf Strassenblöcke liegen zwischen dem ersten und dem zweiten «White House North» der US-Präsidentschaftsgeschichte - aber in jeder anderen Hinsicht trennen die beiden Gebäude Welten. Der Demokrat Franklin D. Roosevelt entwarf in seinem Haus auf der 65. Strasse an der schicken Upper East Side einst vor seinem Amtsantritt 1933 die Details des «New Deal»-Programms zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise.

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Das neue «White House North»

Francis Perkins machte er hier zur ersten Ministerin der USA - während Ehefrau Eleanor sich lautstark für die Rechte von Frauen und Minderheiten einsetzte. «Es war der Trump Tower von 1932-33», sagte Harold Holzer, Leiter des Politikinstituts des Hunter College, dem das Haus heute gehört, jüngst der «New York Times».

Jener Trump Tower liegt fünf Minuten zu Fuss entfernt an der noblen Fifth Avenue, ein Protz-Wolkenkratzer aus Glas und Marmor. Er ist seit der Wahl des Republikaners Donald Trump im November das neue «White House North».

Frau und Sohn bleiben im Turm

Die oberen drei Stockwerke des 1983 eröffneten Gebäudes waren bis zur Amtseinführung Trumps Hauptwohnsitz. Seit seiner Vereidigung ist Trump nun offiziell im Weissen Haus in Washington wohnhaft. First Lady Melania und der gemeinsame Sohn Barron bleiben aber im Trump Tower, damit Barron zumindest vorerst weiter seine Privatschule auf der Upper West Side besuchen kann.

Auch Trumps Söhne Donald Jr. und Eric sowie seine Tochter Tiffany wollen wohl bis auf weiteres in New York bleiben, während Tochter Ivanka mit Ehemann und Präsidentenberater Jared Kushner und ihren drei Kindern nach Washington zieht.

Beobachter erwarten, dass sich Trump zumindest hin und wieder in seinen Tower zurückziehen wird, genau wie in seinen Golf Club in Palm Beach in Florida.

Umstrittene Sicherheitsmassnahmen

Viele sind davon nicht begeistert. Die eh schon stark befahrene und von Touristen frequentierte Gegend rund um den Trump Tower gleicht inzwischen einem Rummelplatz und muss von der Polizei stark abgesichert werden. Um die Erstattung der dadurch entstehenden Zusatzkosten in Millionenhöhe kämpfen die New Yorker Polizei und Stadtpräsident Bill de Blasio derzeit mit Trump und der Verwaltung in Washington.

Die Gegend versinkt im Dauer-Verkehrschaos. Die Absperrungen belasten ausserdem das Geschäft der Luxus-Boutiquen im und neben dem Trump Tower, wie Tiffany & Co oder Gucci.

«Lebe wie der Präsident» bewerben die Makler seit neuestem leerstehende Wohnungen in dem Turm. Für die Bewohner der über 38 Stockwerke verteilten 263 Luxusapartments, viele mit Panorama-Blicken auf den Central Park und Teile Manhattans, bedeuten die neuen Sicherheitsvorkehrungen aber Einschränkungen wie Ausweiskontrollen und Wartezeiten. Und Tausende Touristen drängen sich täglich vor dem Wolkenkratzer, ausserdem gibt es immer wieder wütende Proteste.

Roosevelts Refugium

Zu Franklin D. Roosevelts Zeiten war das alles anders. Gemeinsam mit seiner Mutter Sara, Ehefrau Eleanor, einer Tochter, vier Söhnen, Hunden und anderen Haustieren lebte der von Polio teilweise gelähmte Mann in den 20er und 30er Jahren in der ruhigen Umgebung der Upper East Side. Zwei Häuser waren für die grosse und wohlhabende Familie zusammengelegt worden.

Heute sind in dem 1908 gebauten Haus Büros und Klassenräume des Hunter College, dessen Hauptgebäude direkt um die Ecke liegt. 1933 zog Roosevelt ins Weisse Haus, kam aber bis zu seinem Tod 1945 immer wieder in seine New Yorker Zweit-Bleibe und arbeitete dann auch von dort.

Der Unterschied zwischen dem Bewohner des ersten New Yorker «White House North», Franklin D. Roosevelt, und Trump könne grösser gar nicht sein, sagt eine Mitarbeiterin des Roosevelt-Hauses bei einer Führung. «Wenn man mit dem Erbe der Roosevelts lebt, so wie wir hier das machen, dann ist das alles jetzt gerade sehr schwer zu ertragen.»

(sda/ccr)