Die Promenade des Anglais in der südfranzösischen Metropole Nizza ist eine der bekanntesten Flaniermeilen Europas. Wo sonst Einheimische, Touristen, Jogger oder Inlineskater das Mittelmeer-Panorama geniessen, wurden bei einem Lastwagen-Angriff gestern – am Abend des französischen Nationalfeiertags – über 80 Menschen getötet.

Ein Mann war während eines Feuerwerks anlässlich des 14. Julis auf der Strandpromenade mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast. Bevor er von Polizisten erschossen wurde, gab er auch Schüsse mit einer Pistole ab. Frankreichs Staatschef François Hollande sprach noch in der Nacht von einem «terroristischen» Hintergrund der Tat. Das ganze Land sei vom islamistischen Terror bedroht. Bislang ist aber unklar, ob der Täter aus islamistischen Beweggründen gehandelt hat.

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«Absolut inakzeptabel»

Der Schock und die Erschütterung über den Angriff sind gross, Politiker rund um die Welt bekunden ihre Trauer über die Opfer und ihre Solidarität für die Franzosen. Bundespräsident Johann Schneider-Ammann zeigt sich «tief erschüttert und betroffen» über das Attentat von Nizza. Solche Taten seien «absolut inakzeptabel», sagte Schneider-Ammann am Freitag.

Die Schweizer Bevölkerung und der Bundesrat fühlten mit den Angehörigen der Opfer, so der Bundespräsident am Rande des Asem-Gipfels in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Er drückte Frankreich, das an seinem Nationalfeiertag angegriffen worden sei, im Namen der Schweiz seine Anteilnahme aus.

Vereint gegen den Terrorismus

«Wir müssen jede Form des Terrorismus bekämpfen», sagte Schneider-Ammann. Allerdings gebe es dafür kein Rezept, «sonst hätten wir längst gehandelt». Schneider-Ammann unterstrich aber die Notwendigkeit, der Jugend eine Perspektive zu geben, damit sie nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen wird. Wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilte, ist in Nizza eine Schweizerin getötet worden. Derzeit seien Abklärungen im Gang zur Frage, ob sich weitere Schweizer unter den Opfer befinden.

Russlands Regierungschef Dmitri Medwedew meldete sich ebenfalls aus Ulan Bator und rief zum gemeinsamen Kampf gegen Terroristen auf. «Europa und Asien müssen sich gegen den Terrorismus vereinen», schrieb Medwedew am Freitag bei Facebook. «Terroristen und ihre Unterstützer verstehen nur die Sprache der Gewalt und die müssen wir nutzen.»

Hilfsangebot aus den USA

US-Präsident Barack Obama verurteilt den tödlichen Anschlag in Nizza auf das Schärfste. «Wir stehen in Solidarität und Partnerschaft an der Seite Frankreichs, unseres ältesten Alliierten», erklärte Obama in der Nacht zum Freitag in einer Mitteilung des Weissen Hauses.

Die USA böten der französischen Seite alle erdenkliche Hilfe an, um auf die Attacke zu reagieren. «Am Tag der Bastille erinnern wir uns der ausserordentlichen Ausdauer und der demokratischen Werte, die Frankreich zu einer Inspiration für die ganze Welt gemacht haben», erklärte Obama. «Wir wissen, dass das Wesen der französischen Republik lange über diesen verheerenden und tragischen Verlust von Leben hinaus andauern wird.»

Traurige Symbolik

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck nahm in seiner Reaktion ebenfalls Bezug auf die Symbolik des Nationalfeiertags: «Der 14. Juli, der Tag an dem Frankreich seinen Nationalfeiertag begeht, steht für die Werte der Französischen Revolution, die auch unsere Werte sind. Ein Angriff auf Frankreich ist deshalb ein Angriff auf die gesamte freie Welt.» Kanzlerin Angela Merkel sichert dem Nachbarland ihre Unterstützung zu, Deutschland stehe im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Frankreichs.

Als feige verurteilt Hillary Clinton den Angriff in ihrer Stellungnahme: «Dieser feige Angriff verstärkt nur unseren Zusammenhalt und unser Engagement, Terrorismus weltweit zu bekämpfen.»

Mut für die Zukunft

Mitglieder der französischen Regierung betonen, dass Frankreich und seine Bevölkerung trotz der grossen Trauer und dem Entsetzen nicht nachgeben werden. Mit Blick auf die Zukunft wünscht und fordert der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron Mut.

Regierungschef Manuel Valls ist überzeugt, die Franzosen werden damit zurechtkommen.

(jfr, mit Material von sda)