Die Business-Idee

Ob Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes oder Gelenkschmerzen – rund 2,2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer leiden laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) an chronischen Erkrankungen – das ist rund ein Viertel der Bevölkerung! Eine gesündere Ernährung, mehr Bewegung und die regelmässige Einnahme von Medikamenten können Beschwerden lindern und langfristig auch Ursachen eliminieren. «Genau hier setzt unsere digitale Gesundheitsplattform an», sagt Pascal Kurz, Mitgründer des Zürcher Startups Collabree. «Wir erinnern Betroffene an Medikamenteneinnahme, Blutdruck- und Blutzucker-Messungen. Ausserdem geben wir Inspirationen für den Alltag, wie Bewegungs- und Ernährungstipps.»

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Die Gründer

Der studierte Betriebswirt Pascal Kurz bringt bereits Startup-Erfahrung mit: Während einer Auszeit in Australien hat er die Camper-Sharing-Plattform Camptoo mitaufgebaut. Zurück in der Schweiz begann er, für einen Inkubator für Co-Creations von Startups mit Pharma- und Medtech-Fimen zu arbeiten. Durch den Austausch mit Ärzten und Pflegenden erkannte er gemeinsam mit seinen Mitgründern das Problem, dass Therapiepläne häufig nicht eingehalten werden. «Nach unseren Erkenntnissen nehmen rund 50 Prozent der chronisch Kranken ihre Medikamente überhaupt nicht oder unregelmässig ein», sagt Kurz. Weil etwa ein Herz-Patient nicht akut merkt, dass eine Pille den Blutdruck senkt, ist der Leidensdruck nicht allzu gross, langfristige Konsequenzen werden unterbewertet. «Doch die Langzeitfolgen sind enorm, ziehen weitere Arztbesuche und Spitalaufenthalte nach sich, die verhindert werden könnten», sagt er. «Wir haben schnell im verhaltenspsychologischen Ansatz einen Lösungsweg erkannt.» Im Frühling 2020 begannen die Gründer mit der Entwicklung der App, im Juni gründeten sie die Collabree AG.

Der Markt

Laut BAG sind chronische Erkrankungen Verursacher von rund 80 Prozent der gesamten Gesundheitskosten in der Schweiz. Bereits 2013 verursachten sie Kosten von rund 50 Milliarden Franken – Tendenz steigend, weil die Bevölkerung immer älter wird und damit auch die Anzahl Erkrankter steigt. «Speziell die Spätfolgen bei Nichteinhaltung von Therapieplänen verursachen Kosten in Milliardenhöhe», so Kurz. Collabree will mit der App-basierten Intervention die Therapietreue steigern und so das Gesundheitssystem entlasten. Es gibt bisher nur einen Mitspieler aus den USA. «Bis diese Konkurrenz die Expansion nach Europa plant, haben wir hoffentlich schon verschiedene Märkte erschlossen», betont Kurz.

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.

Das Kapital

Weil Patienten selbst weniger bereit sind, für eine Gesundheits-App zu zahlen, will das Startup künftig durch Partnerschaften mit Krankenversicherern, Apotheken und Spitälern Geld verdienen. Langfristig verfolgen die Gründer das Ziel, als Medizinprodukt anerkannt zu werden, um die Kostenübernahme zu vereinfachen. «Unsere erste klinische Studie mit dem Universitätsspital Basel steht kurz bevor», so Kurz. «Dort wollen wir Belohnungssysteme und deren Wirksamkeit testen.» Ende 2020 wurde eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Eine weitere ist geplant.

Die Chance

Mit der Finanzspritze soll nicht nur die Entwicklung der Collabree-App weiterverfolgt werden: «Wir planen zusätzlich auch eine kostenfreie Lifestyle-App, die Menschen bei Verhaltensänderungen unterstützen soll», sagt Kurz. «Ob mehr Schlaf oder weniger Bildschirmzeit – Menschen haben viele Ziele, bei denen wir sie unterstützen können.»

 

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Stefan Mair
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