Die Business-Idee

Bio-Lebensmittel haben es mittlerweile auch in die Regale von Supermärkten und Discountern geschafft. Der Markt wächst stetig. «Aber den meisten Produkten fehlt die Transparenz», kritisiert Simone Häberli vom Startup Crowd Container, «man weiss weder, wo und von wem es genau produziert wurde, noch zu welchen ethischen und moralischen Bedingungen.» Das Zürcher Jungunternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern. Statt auf standardisierte und anonym in Monokulturen produzierte Waren zu setzen, arbeitet Crowd Container direkt mit Bauernhöfen und Kooperativen aus verschiedenen Regionen der Welt zusammen. Labels spielen dabei keine Rolle. Aber regenerative Anbauformen ohne Einsatz von Pestiziden sind Grundvoraussetzung. Und der Name ist Programm: Erst wenn genügend Bestellungen für einen kompletten Container eingegangen sind, wird dieser auf direktestem Weg in die Schweiz verschifft.

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Die Gründer

Ins Leben gerufen wurde das Projekt per Crowdfunding bereits 2016, die Crowd Container AG gegründet haben Tobias Joos, Simon Reich und Mike Weibel 2018. Joos spazierte wohl eines Tages auf Reisen über Felder in Südindien, war fasziniert von Pfefferranken, die an Kokospalmen hochkletterten, Zimt- und Muskatnussbäumen, die Schatten für den Chili- und Ingweranbau spendeten – und nicht zuletzt davon, wie solch eine naturverträgliche Mischkultur zu Biodiversität und einem stabilen Ökosystem beiträgt.

Weil aber gerade kleine Landwirte Probleme mit dem Absatz hatten, kam er auf die Idee, mit ersten Bauern zusammenzuarbeiten und eine Direktvermarktung über Online-Sammelbestellungen anzubieten. Mittlerweile ist Joos nicht mehr im Unternehmen. Mitgründer Simon Reich agiert aber noch als Verwaltungsratspräsident und bekommt im operativen Geschäft unter anderem Unterstützung von Kommunikations- und Marketingexpertin Simone Häberli, Projektleiter Benjamin Krähenmann und Handelsexpertin Marisa Munz.

Der Markt

Seit 2022 ist das Startup ein sogenanntes Purpose-Unternehmen, das alle Entscheidungen an einem einzigen Zweck ausrichtet. Auf der Website heisst es dazu: «Wir möchten verändern, wie Lebensmittel produziert, gehandelt und konsumiert werden – immer mit dem Ziel, dass wir unserer Vision einer vielfältigen, klimapositiven Landwirtschaft näherkommen.» Deshalb würde sich Häberli sogar eher Mitbewerber wünschen, statt sich vor ihnen zu fürchten: «Leider ist uns im deutschsprachigen Raum niemand bekannt, der genau dasselbe anbietet – das wäre aber toll, um etwa in Deutschland oder Österreich durch Partnerschaften Synergien schaffen zu können.»

Das Kapital

Ob bei Cashewnüssen und Gewürzen aus Indien, Oliven und Wein aus Andalusien, Bergregenwald-Kaffee aus Peru oder Erdmandeln und Dörrkirschen aus der Schweiz – die Transparenz und Fairness, die Crowd Container bietet, kostet in der Regel mehr als im Supermarktregal. «Dass Essen, mit dem Bio-Trend einhergehend, wieder mehr wertgeschätzt wird, hilft uns als Jungunternehmen», betont Simone Häberli. Denn bewusste Konsumentinnen und Konsumenten sind zunehmend bereit, den Aufpreis zu zahlen: Lag der Umsatz des Startups 2016 noch bei 149 000 Franken, wurden 2022 bereits 201 Tonnen Lebensmittel im Wert von rund 1,7 Millionen Franken über die Plattform bestellt.

«Mit dem Verkauf der Produkte decken wir unsere laufenden Kosten», sagt Simone Häberli, «im letzten Jahr haben wir zudem erfolgreich eine Wachstumsfinanzierung mit Impact-Investoren abgeschlossen, die uns mehr als 1 Million Franken einbrachte.»

Die Chance

Höfe und Kooperativen in Indien, Sizilien, Peru, Andalusien, Deutschland und mehr als ein Dutzend aus der Schweiz kooperieren bereits mit dem Startup. Crowd Container möchte nun weitere langfristig angelegte Partnerschaften ausbauen, um den Einflussradius zu vergrössern: «Ich wünsche mir, dass wir in fünf Jahren ein Unternehmen sind, das jeder kennt», so Häberli.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

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Stefan Mair
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