Zu den homerischen Debatten der Coronavirus-Pandemie zählt die Frage, welche Staaten das Problem besonders gut und welche es besonders schlecht managen. Dabei vergleicht man gerne irgendwelche Fallzahlen von abgelegenen Inselnationen mit dichtbesiedelten Binnenländern – oder man misst die Übersterblichkeit und setzt sie in Bezug zum Ausmass der Wirtschaftskrise. 

Der Wirtschaftsdienst «Bloomberg» hat sich nun von den vielen Tunnelblick-Ansätzen gelöst und ein umfassendes «Resilience Ranking» wichtiger Länder gemacht: Dabei berücksichtigten und rangierten die Autoren insgesamt zehn Faktoren – zum Beispiel die Test-Positivität, die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Covid-19, die Strenge der Massnahmen, die Wirtschaftsentwicklung, die allgemeine Gesundheitsversorgung oder auch die heutigen Chancen auf eine Impfung.

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Wo ist man also in dieser Pandemie am besten dran? Und wo am schlechtesten? Auf die ersten Ränge kamen Neuseeland, Japan und Taiwan. Sie erhalten nicht nur bei den Pandemie-Daten gute Noten, sondern hier profitierte die Bevölkerung auch davon, dass die «Lockdown Severity» übers Ganze gesehen relativ milde blieb, dass die Mobilität nicht so eingeschränkt war (Kriterium: «Community Mobility») oder dass das BIP 2020 vergleichsweise wenig schrumpfen wird.

Südkorea folgt auf Platz 4, und mit Finnland und Norwegen gelangen die ersten europäischen Länder auf die Ränge 5 und 6. Als weitere europäische Staaten folgen Dänemark auf Rang 9, Deutschland auf Rang 14, Schweden auf Rang 16, Irland auf Rang 20. Die Schweiz steht auf Rang 26 – also noch leicht über der Mitte.

Eher ungünstiger sind dann die Werte von Grossbritannien (Rang 28), Griechenland (31), Portugal (33), Österreich (36), Italien (40), Spanien (41), Rumänien (43), Polen (44), Tschechien (49), Belgien (50).

Offensichtlich wird, dass die Staaten mit einer geringen «Lockdown Severity» auch in der Gesamtbetrachtung besser abschneiden; dasselbe gilt für jene Länder, welche die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger am wenigsten einschränkten. 

Das Beispiel des Spitzenreiters Neuseeland zeigt allerdings, dass das Tempo dabei eine Rolle spielt: Die Regierung von Jacinda Ardern setzte auf eine rasche, entschlossene Eliminierung von Sars-Cov-2 – wobei sie ebenfalls harte Massnahmen verfügte –, doch erreichte sie damit, dass die Bürger bei langfristiger Betrachtung wenig eingeschränkt waren.

Faktor «Cordon Sanitaire»

Fraglich ist freilich, wie weit dieser Weg den europäischen Ländern offen gestanden wäre: Die drei Staaten mit der besten «Covid 19 Resilience» der Welt sind Inselnationen, und auch das viertplatzierte Südkorea befindet sich in einer ziemlich insularen Lage.

Und so erklären die «Bloomberg»-Autoren auch die gute Platzierung von Norwegen und Finnland damit, dass diese Länder eine effiziente «border control» aufziehen konnten. Auf Finnland folgt übrigens Australien – das diese Möglichkeit ebenfalls hatte –, danach China, dessen Regime mit einem «Cordon Sanitaire» um die Provinz Hebei das Element der geographischen Eindämmung ebenfalls stark ausspielen konnte.

Eine weitere Erkenntnis: Acht der Top-Ten-Staaten sind Demokratien. «Der Erfolg bei der möglichst störungsfreien Eindämmung von Covid-19 entsteht offenbar weniger daraus, dass man die Menschen unterwirft, als daraus, dass die Regierung ein hohes Ausmass an Vertrauen und Zustimmung gewinnen kann», so die Autoren. 

(rap)