Die Brics-Staaten wurden lange notorisch unterschätzt. Für Schlagzeilen sorgte in der Vergangenheit vor allem Streit zwischen den Mitgliedern. Kamen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika zusammen, herrschte in amerikanischen Medien teilweise beeindruckende Stille. Das dürfte vorbei sein: Mit dem Gipfel vergangene Woche hat sich die bislang als Brics-Staaten bekannte Allianz mehr als verdoppelt. Ab 1. Januar 2024 werden der Staatengruppe sechs neue Mitglieder angehören: Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Dutzende weitere Länder gelten als Anwärter. Die Allianz kann allein wirtschaftlich künftig wohl kaum ignoriert werden: Gemessen an der Kaufkraftparität haben die elf Mitglieder einen höheren Anteil am globalen BIP als die G7-Länder.

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Doch die ursprüngliche Länder-Resterampe wird weder über Nacht zum globalen Schwergewicht, noch bedroht sie den Dollar, nur weil die Mitglieder über eine eigene Währung diskutieren – ein Projekt, das vor allem dem russischen Staatschef Wladimir Putin am Herzen liegt, der sich per Video aus Moskau zuschaltete, weil ihm in Südafrika die Verhaftung gedroht hätte. Wie erfolgreich die neue Gruppe tatsächlich zusammenarbeiten kann, muss sich erst noch zeigen. In erster Linie ist die Erweiterung ein Signal, ein Warnschuss an den Westen, welche und wie viele Länder sich in der aktuellen globalen Ordnung nicht ausreichend repräsentiert fühlen: So sehr, dass ihnen eine vom Paria-Staat Russland und von China dominierte Allianz attraktiv erscheint.

Die neue Staatengruppe, über deren Namen noch kräftig diskutiert wird (Bricsaeei …? Brics Plus?), ist weder egalitär, noch vertritt sie bei den grossen Fragen eine gemeinsame Linie. Peking wird viele der Staaten nicht auf Augenhöhe behandeln. Die neu beigetretenen Länder haben wiederum kein Interesse daran, sich von China unterjochen zu lassen. Die Spannungen zwischen dem Reich der Mitte und Indien wachsen stetig, die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt können sich seit mehr als sechs Jahrzehnten nicht mal über einen Grenzverlauf im Himalaya einigen. Mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gehören zudem künftig auch zwei Länder zu den Brics, mit denen China um die Vorherrschaft im Mittleren Osten streitet. 

Und im Gegensatz zu Russland, China und dem Iran wollen viele der anderen Mitgliedsländer keine offene Front gegen die USA und den Westen aufbauen. Das stellte etwa Brasiliens Präsident Lula klar. Und Ägypten, Saudi-Arabien und Ägypten zählen zu den strategischen Partnern der USA, die ihre Sicherheitsgarantien sicher nicht gegen vage Versprechen aus Peking eintauschen.