SBB-Präsidentin Monika Ribar, UBS-Vize Lukas Gähwiler, Economiesuisse-Chef Martin Hirzel und Caran-d’Ache-Präsidentin Carole Hübscher werden sich die Augen reiben. Ausgerechnet Harvard, die Kaderschmiede in Boston. Dort, wo sie einst studierten. Ja, Harvard wird demontiert, von innen wie von aussen.
Es begann vor zehn Jahren. Man ruderte – wie Columbia oder Princeton – auf der Woke-Welle und feierte Claudine Gay, die neue Harvard-Präsidentin. Eine junge, schwarze Professorin mit Spezialgebiet African-American Studies, ambitioniert zweifellos. Dass sie ein wissenschaftliches Leichtgewicht war, obendrein ohne jede Führungserfahrung, ging im tosenden Applaus unter. Erstaunlich für eine der renommiertesten Managementschulen der Welt, mit 19’000 Mitarbeitenden und Milliardenbudget.
So war Gays Hilflosigkeit im Umgang mit Pro-Palästina-Besetzern nach dem 7. Oktober 2023 nicht wirklich eine Überraschung. Als sie im US-Kongress gefragt wurde, ob der Aufruf zum Genozid an Juden, der durch die Vorlesungssäle hallte, den Grundsätzen des Hauses widerspreche, antwortete sie, es komme auf den Kontext an. Gays Relativismus empörte das ganz Land – und bietet heute Donald Trump die Vorlage, um Harvard unter Supervision zu zwingen. So sollen Neueinstellungen von Dozierenden künftig der Regierung zur Genehmigung vorgelegt werden. Um Nachdruck aufzusetzen, legt er staatliche Zuschüsse in Milliardenhöhe auf Eis, droht mit dem Entzug der Steuerbefreiung und setzt die 7000 Visa aller ausländischen Studierenden aus. Nun wird in Gerichtssälen über Lehrpläne, Zulassungen, Forschungsgelder und politische Ausrichtung gestritten. «Will Trump Harvard zerstören?», fragt das «Wall Street Journal».
Der Schaden ist angerichtet
Der Schaden, der ist längst angerichtet. Sponsoren haben Hunderte von Millionen Dollar abgezogen, Professoren gehen in Frühpension, ausländische Studierende suchen im In- und Ausland nach neuen Studienplätzen, Forschungsprojekte werden abgebrochen. Kurz, die Reputation der Hochschule, an der ein Studienjahr 45’000 Franken kostet, ist schwer angeschlagen.
Womöglich wird die Schweiz vom Niedergang profitieren. Denn die staatlichen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne haben in den vergangenen zwanzig Jahren einen erstaunlichen Wandel vollzogen, abzulesen an den Hochschulrankings, die sie nun zu den Besten der Besten zählen. Zwar gerieten auch sie in den Strudel der Politik, als Palästina-Sympathisanten Hallen besetzten und den Abbruch von Forschungskooperationen mit Universitäten aus Tel Aviv forderten, doch die Schulleitungen pochten auf die Freiheit der Lehre und liessen das besetzte Gelände polizeilich räumen.
Bewährt hat sich auch die Offenheit gegenüber ausländischen Studierenden, deren Anteil an der ETH in Zürich nun ein Drittel beträgt. Es sind vorab diejenigen, die nach einer Dissertation Start-ups gründen, die Arbeitsplätze und Wertschöpfung generieren. Gut, dass in Zürich und Lausanne das Prinzip der Leistung hochgehalten wird und nicht das der Lautstärke. So wie in Harvard.
1 Kommentar
Herr Barmettler, was meinen Sie in Ihrem abschliessenden Satz mit "Lautstärke"?
Um Ihren Beitrag besser einzuordnen, gebe ich Ihnen etwas Kontext:
Das Wall Street Journal und Harvard können sich heute nur noch auf ihren Namen berufen. Vom einstmaligen Status und Wert ist kaum etwas geblieben. Durch die Einflussnahme der extremen Linken wurden beide Institutionen korrumpiert und ausgehöhlt, sodass sie jegliche Glaubwürdigkeit verloren haben.
Das grundlegende Problem von Harvard liegt in seiner konsequenten Umsetzung der DEI-Prinzipien: Diversity, Equity & Inclusion. Während Diversity und Inclusion auf eine statistisch ausgewogene Repräsentation verschiedener Gruppen abzielen, bedeutet Equity, dass alle unabhängig von Leistung oder Kompetenz das gleiche Ziel erreichen sollen. Inclusion existiert laut dieser Doktrin nur dann, wenn Studiengänge nach Rasse, Ethnizität, Geschlecht, Gender oder anderen Gruppenidentitäten strukturiert sind. Sollte eine solche statistische Verteilung nicht gegeben sein, wird der Studiengang als rassistisch oder frauenfeindlich eingestuft – eine Entwicklung, die tiefgreifende Auswirkungen auf akademische Standards und den Wert der Bildung hat.
Claudine Gay ist ein direktes Produkt dieser Prinzipien. In keiner Hinsicht verfügte sie über die notwendige Kompetenz, um das Amt der Präsidentin angemessen auszuführen. Schon vor dem Skandal um ihre Amtszeit gab es Vorwürfe, dass sie in ihrer Dissertation Passagen aus der Arbeit von Dr. Carol Swain übernommen hatte, ohne sie angemessen zu zitieren. Dr. Swain selbst äußerte öffentlich Kritik und forderte, dass Gay aufgrund dieser Plagiatsvorwürfe entlassen werden sollte. Zudem hat Gay weniger als zehn wissenschaftliche Artikel veröffentlicht, was ihre akademische Qualifikation infrage hätte stellen sollen
Warum sollte Harvard weiterhin bevorzugte staatliche Unterstützung erhalten, wenn die Universität weder politisch neutral ist noch akademische Wahrhaftigkeit bewahrt? Jede staatliche Förderung birgt das Risiko, die eigentliche Mission einer Universität zu kompromittieren. Harvard hat daher kaum eine rechtliche Grundlage für eine Klage.
Zudem richtet sich die Kritik nicht ausschließlich gegen Donald Trump oder die konservative Partei – viele seiner Unterstützer und Mitarbeiter waren einst selbst Demokraten, einschließlich Trump selbst. Vielmehr geht es um eine Gruppe von Menschen, die sich auf pragmatischen, gesunden Menschenverstand berufen.
Eine Studie aus dem Jahr 2023 ergab, dass in der Harvard-Fakultät nur ca. 3% der Lehrkräfte eine konservative Ausrichtung haben, während 77% als extrem liberal eingestuft wurden. Lediglich 20% der Fakultätsmitglieder gelten als moderat liberal.
Darüber hinaus liegt es nahe, dass wissenschaftliche Forschung kaum bedeutende Erkenntnisse hervorbringen kann, wenn Fördergelder nur vergeben werden, sofern sie mit den DEI-Richtlinien übereinstimmen. Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, bleibt die Finanzierung aus – eine Entwicklung, die die akademische Freiheit und die Vielfalt der wissenschaftlichen Perspektiven erheblich einschränkt.
Harvard ist in seiner jetzigen Struktur kaum zu retten. Eine bloße Umbenennung von DEI genügt nicht, solange dieselben Angestellten weiterhin die Grundprinzipien dieser Politik aufrechterhalten. Um verlorene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, wäre eine vollständige personelle Neuausrichtung erforderlich, ein Szenario, das äußerst unwahrscheinlich erscheint.
In einem Punkt gebe ich Ihnen Recht, die Schweizer Universitäten könnten davon profitieren, allerdings nur, solange sie nicht vom Woke-Virus erfasst werden. Hier ist äußerste Vorsicht geboten, denn das politische Umfeld in der Schweiz zeigt bereits erste Anzeichen einer solchen Entwicklung.