Die Tochter des verstorbenen usbekischen Präsidenten Islam Karimow sitzt unter Korruptionsverdacht in Haft. Die Anklage gegen die 45-jährige Gulnara Karimowa laute auf Betrug, Geldwäscherei, Devisenvergehen und Mitgliedschaft in einer «organisierten Kriminellengruppe», die Besitztümer im Wert von umgerechnet mehr als 1,3 Milliarden Franken angehäuft haben soll, teilte die usbekische Generalstaatsanwaltschaft in Taschkent mit. Die Ex-Präsidententochter sei «hinter Gittern». 

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Als Präsidententochter, Modedesignerin, Popsängerin, Medienstar und Diplomatin war Karimowa in Usbekistan früher eine überaus schillernde Figur. Mit der Stellungnahme der usbekischen Justiz endet nun ein langes Rätselraten über ihr Schicksal.

Nicht an der Beerdigung des Vaters

Nach einem öffentlich ausgetragenen Streit mit ihrer Familie war die Präsidententochter, die früher einmal ständige Vertreterin ihres Landes bei der UNO in Genf war und als mögliche Nachfolgerin ihres Vaters galt, 2014 in Ungnade gefallen und von der Bildfläche verschwunden.

Seit Jahren kursierten Gerüchte, sie sei unter Hausarrest gestellt. Erst vor einem halben Jahr hatte ihr im Londoner Exil lebender Sohn von den usbekischen Behörden ein Lebenszeichen seiner Mutter gefordert. Bei der Beerdigung ihres im Präsidentenamt verstorbenen Vaters im September 2016 war sie nicht anwesend.

Wie der Generalstaatsanwalt nun am Freitag mitteilte, war Karimowa bereits 2015 zu einer fünfjährigen Strafe verurteilt worden, die sie unter richterlicher Aufsicht verbüssen musste.

Gelder in der Schweiz

Diese Strafe betraf noch nicht die nun von der Staatsanwaltschaft genannten neuen Anklagepunkte. Den Angaben aus Taschkent zufolge häufte Karimowa unter betrügerischen Umständen erworbene Besitztümer im Wert von umgerechnet 560 Millionen Franken an. 

Zudem habe sie Bestechungsgelder im Volumen von 820 Millionen Franken auf Konten im Ausland gelagert - unter anderem in der Schweiz, in Frankreich, Deutschland, Schweden, Grossbritannien, Lettland, und den Arabischen Emiraten. Mit dem Schwarzgeld habe sie Luxusimmobilien etwa in London, Dubai, Hongkong, Moskau und in der Schweiz erworben.

Zahlreiche Ermittlungen

Die usbekische Regierung verlange die veruntreuten Gelder zurück, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft. Entsprechende Rechtshilfeersuchen seien bereits an die betreffenden Länder gerichtet worden, darunter die Schweiz, wie die Bundesanwaltschaft am Freitag bestätigte.

Gegen Gulnara Karimowa laufen seit Jahren auch Ermittlungen in den USA und Europa. Sie soll Bestechungsgelder in Milliardenhöhe für die Zuteilung von Mobiltelefonlizenzen eingesteckt haben. 

Anwalt besorgt über Gesundheit seiner Klientin

Schweizer Ermittler der Bundesanwaltschaft in Bern nahmen im vergangenen Dezember an Vernehmungen Karimowas in Usbekistan teil. Deren Vermögenswerte in der Schweiz von 800 Millionen Franken wurden schon 2012 eingefroren.

Karimowas Schweizer Anwalt Grégoire Mangeat, der bei der Anhörung im Dezember in Usbekistan anwesend war, zeigte sich besorgt. Er wisse nicht, wo genau seine Mandantin in Haft gehalten werde und wie ihr Gesundheitszustand sei, darüber habe es beunruhigende Gerüchte gegeben, hiess es in einer Mitteilung vom Freitag.

(sda/jfr)