Für den Westen und für China steht bei der neusten Eskalation im Handelskrieg viel auf dem Spiel. Vor allem für die EU, die vom Reich der Mitte noch abhängiger ist als die USA und für die grüne Transformation auf die kritischen Rohstoffe Gallium und Germanium angewiesen ist, deren Export China ab August beschränkt. Es ist der Gegenschlag, nachdem die USA die Lieferungen von KI-Chips für China stoppten und nun nach den G7-Staaten auch die 27 Staats- und Regierungschefs der EU letzte Woche vereinbart haben, die Risiken aus wirtschaftlichen Abhängigkeiten von China verringern zu wollen. Weil Gallium und Germanium aber nicht nur Schlüsselmetalle für Hochleistungschips, sondern auch für kohlenstoffarme Technologien sind, verschärft Pekings Powerplay nicht nur die geopolitischen Spannungen, sondern gefährdet auch die Dekarbonisierung. 

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Allerdings haben die Exportkontrollen auch Nachteile für Xi Jinping. Der chinesische Staatspräsident wird neue Absatzmärkte für seine Seltenen Erden finden müssen.

Eine Möglichkeit wären Entwicklungs- und Schwellenländer, wo China aktuell mehr Infrastruktur als jedes andere Land finanziert – ein Grossteil dieser Infrastruktur ist bislang schmutzig. Xi hat bereits versprochen, künftig «stärker bei der Entwicklung grüner und kohlenstoffarmer Energie zu unterstützen». Begrenzt Chinas Staatspräsident den westlichen Zugang zu den kritischen Rohstoffen und setzt sie dafür selbst in anderen Entwicklungsländern ein, könnte er seine geopolitische Macht stärken und seine Vorherrschaft in kohlenstoffarmen Industrien ausbauen.

Der Handelskrieg muss sich entspannen.

Die Ökologisierung von chinesischen Infrastrukturinvestitionen im Ausland wäre eine gute Nachricht. Und sie könnte auch neue Möglichkeiten für exportorientierte Firmen in den USA und in der EU schaffen. Dafür müsste sich der Handelskrieg allerdings entspannen.

Die Zeichen stehen jedoch auf Eskalation. Neben den Exportkontrollen sagte Peking auch noch den Besuch des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell ab, der sich nächste Woche zu einem strategischen Dialog mit Aussenminister Qin Gang treffen wollte. Mit den USA sind die Beziehungen ohnehin auf einem Tiefpunkt. Der historische Besuch von Aussenminister Antony Blinken Mitte Juni ist bereits verpufft, Präsident Joe Biden bezeichnete Xi Jinping seither wieder als «Diktator», Peking giftete zurück.

Entsprechend hoch sind die Erwartungen an Janet Yellen, die am Donnerstag nach China reist. Bereits im Januar traf sich die US-Finanzministerin am Zürcher Flughafen mit dem chinesischen Vizepremierminister. Die Ökonomin und ehemalige Chefin der US-Notenbank gilt als gemässigte, pragmatische Stimme im Handelsstreit. Erst kürzlich bezeichnete sie eine Entkopplung von China als «grossen Fehler».