Bei den Zöllen musste US-Präsident Donald Trump klein beigeben. Von den angekündigten neunzig Deals in neunzig Tagen hat Trump einzig mit Grossbritannien und China Rahmenübereinkünfte geschaffen. Jetzt wurde die Frist für Deals bis 1. August verlängert. Aber abgesehen von der Schmach im Handelskonflikt bekommt Trump, was er will. Er stösst mit seiner Rüpelhaftigkeit und Prahlerei zwar alle vor den Kopf, und doch erreicht er seine Ziele.

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Sein grösster innenpolitischer Erfolg ist sein neues Haushaltsgesetz: Mit der «Big Beautiful Bill» bekommt er die Verlängerung der Steuererleichterungen und mehr Geld für Rüstung und Grenzschutz. Trotz der Kürzungen an anderen Stellen reisst das Gesetz aber ein noch grösseres Loch in die Haushaltskasse. Dennoch bleibt Trump bis jetzt von einer harschen Reaktion der Bondmärkte verschont, wie sie einst die britische Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss erleben musste. Die Renditen auf US-Staatsanleihen sind in den letzten Tagen nur wenig gestiegen, sie signalisieren einen gewissen Unmut der Investoren, aber keine Panik.

Aussenpolitisch hat Trump mit den Bomben auf iranische Atomanlagen den Krieg zwischen Israel und Iran vorübergehend beendet, wofür ihn Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jetzt zum Dank für den Friedensnobelpreis vorschlägt. Einen Verhandlungserfolg erzielte Trump auch mit den G7. Die US-Unternehmen sollen von der globalen OECD-Mindeststeuer ausgenommen werden. Und von den Nato-Mitgliedstaaten hat er sich die Zusage für die Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 5 Prozent des BIP gesichert.

Sogar die Börsen sind ihm wieder wohlgesonnen, seit sich die Meinung durchgesetzt hat, dass er im Zoll-Powerplay meist nachgibt. Angefeuert von den Kursfantasien im KI-Bereich erreichen die US-Aktienkurse Höchststände – genau das, was Trump unbedingt haben wollte, um zu zeigen, wie toll seine Politik wirkt. Nur die tiefen Zinsen hat Trump bisher nicht bekommen, trotz Frontalangriffen auf die Notenbank und der Drohung, ihren Chef Jerome Powell bald zu ersetzen.

Erhalten hat er dafür einen schwächeren Dollar. Mehr als 10 Prozent hat die US-Valuta dieses Jahr gegenüber einem Korb der wichtigsten Währungen verloren. Eine solche Abwertung wirkt sich ähnlich aus wie eine expansive Zinspolitik, indem sie Exporte vergünstigt und die Importpreise und die Inflation anhebt.

Trump feiert Erfolg um Erfolg. Ob die Rechnung für ihn und die USA aber auch längerfristig aufgeht, ist fraglich. Die Geduld der Bondmärkte hält nicht ewig. Eine harmlose Abwertung kann rasch in eine Währungskrise kippen, wenn das Vertrauen dahin ist. Die hohen Zölle fordern irgendwann ihren Tribut, und der von Trump provozierte Braindrain in der Forschung gefährdet den Innovationsstandort.