Roberto Cirillo heisst der neue starke Mann bei der Schweizerischen Post. Der Verwaltungsrat hat den 47-jährigen Tessiner zum CEO gewählt.
Cirillo tritt per April 2019 die Nachfolge von Ulrich Hurni an, der die Leitung nach dem Rücktritt von Susanne Ruoff im Juni 2018 interimistisch übernommen hatte. Das gab der Verwaltungsrat der Post am Donnerstag bekannt.

Der in Zürich geborene und im Tessin aufgewachsene Cirillo verfüge über fundierte Erfahrung in Grossunternehmen, die sich im Wandel befinden. Er sei deshalb die «ideale Person» für den Post-Chefposten.

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Ausgebildeter Maschinenbauingenieur

Cirillo ist diplomierter ETH-Maschinenbauingenieur. Er schloss unter anderem die Columbia Business School in New York ab und ist aktuell als Mitglied des Verwaltungsrates der Croda International Plc, einem britischen Spezialchemieunternehmen, tätig.

Zuvor war er vier Jahre lang Chef der international tätigen Spitalgruppe Optegra und acht Jahre lang Mitglied der Konzernleitung des Dienstleistungsunternehmens Sodexo SA, zuletzt als CEO der Aktivitäten in Frankreich. Er lebt aktuell noch in London.

Der neue Post-Chef besitzt die schweizerische und italienische Staatsbürgerschaft und ist verheiratet. Er spricht fliessend Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Englisch. Er freue sich, «gemeinsam mit den Mitarbeitenden ein Stück Schweizer Identität weiterzuentwickeln und zu prägen», liess sich Cirillo in der Mitteilung zitieren.

Ruhe benötigt

Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller zeigte sich gemäss der Mitteilung überzeugt, dass Cirillo die Post erfolgreich in die Zukunft führen werde. Auch die Gewerkschaft transfair schaut der Zusammenarbeit mit dem neuen CEO positiv entgegen. Sie kritisierte jedoch den Zeitpunkt der Ernennung.

Damit habe bei dem Entscheid die Stimme der Arbeitnehmenden gefehlt, hiess es in einer Mitteilung. Trotzdem hofft die Gewerkschaft, dass es der Post mit Cirillo an der Spitze gelingen wird, «die grossen Herausforderungen des gelben Riesen zu bewältigen». Denn der neue Chef wird unter anderem wieder Ruhe in den krisengebeutelten Konzern bringen müssen.

Seine Vorgängerin war im Juni wegen des Buchungsskandals bei Postauto per sofort zurückgetreten. Es gebe zwar keine Beweise, dass Susanne Ruoff von den Tricksereien gewusst habe, hiess es damals in einer Mitteilung der Post. Sie übernehme aber «selbstverständlich die Gesamtverantwortung».

Postauto-Skandal noch nicht ausgestanden

Das Post-Tochterunternehmen hatte jahrelang im subventionierten Geschäftsbereich Gewinne erzielt und zu hohe Subventionen von Bund und Kantonen bezogen. Deswegen muss Postauto insgesamt über 205 Millionen Franken zurückzahlen.

Finanziell dürfte der Skandal damit erledigt sein, juristisch hingegen wohl noch lange nicht. Beim Bundesamt für Polizei (fedpol) läuft seit Februar ein Verwaltungsstrafverfahren. Ob und wann es zu Anklagen gegen Verantwortliche kommt, ist noch offen.

Eine weitere Baustellen ist der Umbau des Poststellennetzes und der damit verbundene Stellenabbau. Die Post will die Zahl der Postbüros bis Ende 2020 von 1400 auf 800 bis 900 senken. Im Gegenzug sollen die Zugangspunkte für Postdienste von 3800 auf mindestens 4200 erhöht werden.

(sda/ccr)