Für Migros geht ein denkbar schlechtes Jahr zu Ende. Da ist der skurrile Rechtsstreit mit Regionalfürst Damien Piller, Präsident der Genossenschaft Neuenburg-Freiburg. Da musste Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen die Preise von 1500 Produkten senken, um nicht noch mehr Marktanteile an die Discounter zu verlieren. Und da ist der Verkauf von Interio und Depot. Wobei «Verkauf» im Fall von Depot die falsche Bezeichnung ist.

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Vielmehr schenkt Migros dem bisherigen Minderheitsaktionär und Geschäftsführer Christian Gries das defizitäre Unternehmen – und verzichtet auf die Rückforderung der seit 2009 gewährten Darlehen. Das Migros-Ergebnis wird damit um 400 Millionen Franken belastet. Zur Erinnerung: 2018 erzielte Migros einen Gewinn von gerade mal 475 Millionen Franken.

Massive Investition in die weitere Expansion

Gekauft hatte Migros die Einrichtungskette Depot 2009, gemäss Informationen von BILANZ zahlte der Konzern rund 35 Millionen Franken. Damals galt Depot in Deutschland als Wachstumsrakete – 2008 stieg der Umsatz zum dritten Mal in Folge um rund 30 Prozent auf 85 Millionen Euro. Migros investierte dann massiv in die weitere Expansion: Die Anzahl Filialen stieg von 109 auf nun 500 Standorte im DACH-Raum, und der Umsatz kletterte auf über 523 Millionen Franken.

Nur gelang es nicht, aus Depot ein profitables Geschäft zu zimmern. Dass der Onlinehandel derart einschlagen würde, wurde im Migros-Tanker zu wenig antizipiert. Hinzu kommt: Heute führen selbst Aldi und Lidl Deko-Artikel im Sortiment, und Modehändler wie H&M und Zara drängen auf den Einrichtungsmarkt.

Mitverantwortlich für den Untergang von Interio

Doch Depot hinterlässt nicht nur ein grosses Loch in der Migros-Kasse, sondern hat auch zum Untergang von Interio beigetragen. Erst sorgte die Zusammenführung der Brands bei Kunden für Verwirrung, und als 2012 die kleineren Depot-Interio-Geschäfte zu Depot umfirmiert wurden, verschwand der Brand Interio aus den Städten. Und damit aus dem Bewusstsein.

Christian Gries jedoch hat nun den Deal seines Lebens gemacht. Zumindest, wenn ihm die Transformation wie erhofft gelingt.

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