Ende 2018 hatte es bei vielen Investoren betrübte Gesichter gegeben – die Börsen waren im November und Dezember des Jahres unter dem Eindruck von Befürchtungen einer weltweiten Rezession und eines ausgewachsenen Handelskriegs regelrecht eingebrochen. Nicht nur Investoren, auch Banker sprachen vom fürchterlichsten Jahresschluss, den sie seit langem erlebt hatten.
Im vergangenen Jahr drehten sich die Märkte. Der SMI gewann 26 Prozent, ähnlich stark wie der MSCI-World-Index. Es war das beste Aktienjahr seit 2009. Darüber hinaus stiegen auch die Preise von Obligationen, von Gold, Rohstoffen und Schuldverbriefungen. Das ist unüblich, denn normalerweise steigen Bonds, wenn Investoren an den Aktienmärkten kalte Füsse bekommen und Zuflucht bei ganz sicheren Assets suchen (und umgekehrt).
Wird sich dieser Boom weiter fortsetzen? Dazu lohnt es sich, zu prüfen, ob die Faktoren, welche die Aktienmärkte angetrieben haben, auch 2020 gültig sind. Zunächst spricht die Statistik dagegen: Nach allen Ausnahmejahren gab es Pausen. Der SMI beispielsweise hatte 2010 per Saldo mit einem kleinen Minus abgeschlossen, nachdem 2009 ein Plus von 18 Prozent – und vom Tiefstand Anfang März aus sogar einen Gewinn von 52 Prozent erfolgt war Und es gab einige Unterstützung der US-Notenbank.
Aktienkurse steigen, wenn die Gewinne pro Aktien wachsen. Allerdings hatten die grossen Firmen 2019 keine so kräftigen Gewinnsteigerungen ausgewiesen, die den Boom hätten erklären können. Und auch hinsichtlich des Wirtschaftswachstums blieb die Lage mau – Deutschland, ein ungemein wichtiger Handelspartner, war 2019 hart an einer Rezession vorbeigeschrammt.
Und da gibt es ausserdem haarsträubende Faktoren, die aufgeklärte Investoren um den Schlaf bringen könnten: Seit September 2019 funktioniert der Repo-Interbanken-Markt in den USA nicht mehr richtig. Analysten und Investoren sind einigermassen ratlos, weil die Zurückhaltung eines grossen Marktteilnehmers die Turbulenzen nicht erklären kann. Am Repo-Markt hatten sich 2007 erste Zeichen der Finanzkrise angekündigt. Und auch der Ausverkauf bei japanischen Staatsanleihen vom Herbst 2019 ist erklärungsbedürftig. Der Programmhandel allein gilt nicht als Verursacher.
Schliesslich ist in den USA Wahljahr – und bis im November das Ergebnis bekannt gegeben wird, werden die Märkte laut Analysten turbulent bleiben. Typischerweise tendieren die US-Aktienmärkte zu Beginn einer Amtsperiode robust – aber nicht im Wahljahr selbst.
Multimediale Ausstellung: Das erste und einzige Finanzmuseum der Schweiz zeigt die Ursprünge des Wirtschaftssystems und die Rolle der Börse.