Auch wir übernehmen das Protokoll», sagte Sundar Pichai, CEO der Google-Muttergesellschaft Alphabet Ende Mai an der hauseigenen Entwicklerkonferenz in den USA. Die Rede war von «Model Context Protocol» (MCP), einem vor einem halben Jahr vom KI-Unternehmen Anthropic geschaffenen Softwareprotokoll, mit dem KI-Agenten unterschiedlicher Hersteller miteinander «kommunizieren» können. Das war in der Community eine kleine Überraschung. Denn kurz zuvor hatte Google «Agent2Agent» vorgestellt, ein anderes (eigenes) Protokoll. Bei MCP ist das anders – an Anthropic sind Google und der E-Commerce-Gigant Amazon beteiligt. Und MCP ist auf dem besten Weg, zu einem Kommunikationsstandard für die KI-Agenten-Welt zu werden.

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Keine geschlossene Gesellschaft

«KI-Agenten können ihr volles Potenzial nur dann entfalten, wenn sie mit allem in der Welt sprechen können», erklärte Scott weiter. Er ist alt genug, um sich an die Browserkriege der 1990er-Jahre zu erinnern. «Wenn die Entwicklung damals in Richtung stark kontrollierter, vertikal organisierter Webprotokolle weitergegangen wäre, hätten wir heute wohl eine weniger interessante Version des Netzes, als wir sie jetzt haben.» Microsoft hatte damals seinen eigenen, erst mit Verspätung auf den Markt gebrachten Browser eng mit dem hauseigenen Betriebssystem verbunden und damit auch die Aufmerksamkeit der Wettbewerbshüter auf sich gezogen. Jetzt dominiert Google mit den Chrome-Browsern - und selbst die Edge-Browser von Microsoft bauen auf der Open-Source-Engine von Chrome auf.

Bei KI-Agenten sollen die Weichen gleich auf Offenheit gestellt werden – laut Scott sind Einfachheit und Flexibilität herausragend. Er vergleicht MCP mit Webprotokollen wie HTTP – einfaches Design, aber eine flexible Basis für künftige Entwicklungen. Selbst Open AI, das milliardenschwere KI-Startup hinter Chat GPT, soll in Zukunft das MCP-Protokoll verwenden, wie aus im Mai geleakten Screenshots zu neuen Entwicklungen hervorging.
Wichtigster Treiber ist das Potenzial, Systeme weiterzuvernetzen. Microsoft wird seine eigenen KI-Entwicklungen wie Copilot Studio oder Azure AI Foundry für MCP nutzbar machen. Auch für Windows soll es eingebaute MCP-Server geben – damit werden KI-fähige Computerprogramme für die KI-Agenten in den Netzwerken auffindbar.

Die «Einfach-alles-Erlediger»

Mit MCP würden gewöhnliche Firmen- oder Privat-User lediglich indirekt in Kontakt kommen – die Verbindungen der KI-Agenten würden in den Cloud-Umgebungen der Technologiefirmen geschlossen werden, erläutert Scott. Eine kleine Vorschau von dem, was da kommen wird, präsentierte Google: Der verbesserte «Astra»-Agent kann nicht nur Fragen und Befehle verstehen, sondern sich mit Kamera und smarten Brillen auch ein Bild von der Welt machen. Bei einer Präsentation holte sich ein Mann Rat für die Reparatur eines Velos. Das System bestellte die erforderlichen Teile aus einem lokalen Velogeschäft, organisierte die Lieferung und auch die Bezahlung. Nur noch fahren musste der Mann selber.