Digitalisierung fällt nicht vom Himmel», sagt Peter Kirchschläger, Ethikprofessor und Dozent bei Rochester-Bern. Führungskräfte und Mitarbeitende tragen die Verantwortung für die digitale Transformation in ihrem Unternehmen: Sie gestalten und entscheiden über sie. Nur wenn sie innovative Ideen einbringen, gelingt die Digitalisierung.

Die Autorin

Amélie Lustenberger, Communication Manager, Rochester-Bern Executive Programs

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Das Self-Checkout im Einzelhandel war nicht plötzlich da, sondern jemand hatte eine Idee, die entwickelt und umgesetzt wurde. Genauso war es bei der Einführung der Mobile-Banking-Apps und beim Einsatz von KI bei der Krebserkennung. Es sind Menschen, die die Innovation in der digitalen Transformation vorantreiben. Die folgenden Tipps können helfen, Innovation im Unternehmen zu fördern:

1. Kultur vor Strategie vor Technologie

«Culture eats strategy for breakfast and technology for lunch.» Dieses Zitat von Peter Drucker wurde von MIT-Professor Bill Aulet weiterentwickelt. Ohne die richtige Kultur nützen weder brillante Pläne noch die neueste Technologie. Denn nur wenn die Mitarbeitenden mitziehen, wird Veränderung möglich. Eine Kultur der Offenheit, des Vertrauens und der Risikobereitschaft ist die Basis dafür, dass die digitale Transformation in einem Unternehmen gelingt. Gleichzeitig ist die Geschäftsführung – und auch der Verwaltungsrat – im Lead, um für eine aktive Umsetzung zu sorgen, die den Werten des Unternehmens entspricht.

2. Kompetenz statt Produktdenken

Erfolgreiche Unternehmen denken von ihren Stärken aus. Die Frage ist nicht «Welches Produkt entwickeln wir?», sondern «Welche Geschäftsmöglichkeiten ergeben sich aus unseren Kernkompetenzen?». Dies setzt voraus, dass Unternehmen sich kennen und wissen, wo ihre Stärken liegen und wie sie sich positionieren. Erst wenn dies klar ist, folgt der nächste Schritt, bei dem es darum geht, zu evaluieren, wie im Rahmen der Digitalisierung bestehende Produkte und/oder Dienstleistungen verbessert werden können oder wie dadurch neue kreiert werden.

3. Priorisierung und Fokus

Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, dass ihnen vor lauter Möglichkeiten der Fokus fehlt. Ständig wird über neue Trends und Technologien berichtet, die alle weiterverfolgt werden könnten. KI kann dabei helfen, Marktpotenziale systematisch zu analysieren. Ein spannendes Beispiel ist die von Marc Gruber, Professor für Innovation und Dozent bei Rochester-Bern, und seinem Team entwickelte Plattform «Where to Play». Das Tool führt Unternehmen durch einen Prozess, der ihnen hilft, die besten Marktmöglichkeiten für sich zu erkennen und dadurch erfolgreich zu priorisieren. «Es ist eine strategische Entscheidung, in welchem Innovationsfeld sich ein Unternehmen bewegen will», sagt Gruber.

4. Von Spielereien loslassen

Auch wenn es zielführend sein kann, erst einmal spielerisch neue Technologien einzuführen, ist es wichtig, dass die Unternehmen sich nicht darin verlieren. Es genügt nicht, eine gute Idee zu haben, sondern es bedarf vieler Faktoren, um eine Innovation erfolgreich umzusetzen. Sie muss zum richtigen Zeitpunkt entstehen und vor allem zu den Menschen gebracht werden. «Innovation ist Erfindung und Kommerzialisierung», so Gruber. Gewisse neue Innovationen – gerade im Rahmen der digitalen Transformation – können oberflächlich gut aussehen und Spass machen, haben aber kein Potenzial, auf dem Markt erfolgreich zu sein. Von solchen Ideen sollte zeitig losgelassen werden. Idealerweise wird regelmässig der ROI gemessen, damit nicht an sinnlosen Projekten festgehalten wird.

5. Risiken nicht vergessen

Laut dem «Allianz Risk Barometer» stellen Cyberattacken 2025 das grösste Geschäftsrisiko dar. «Neue IT-Applikationen mit internen und externen Schnittstellen erhöhen das Cyberrisiko», warnt Daniel Isler, Leiter digitale Transformationen, Gründer von Fargate und Gastreferent bei Rochester-Bern. Er rät Unternehmen, eine Top-Ten-Cyber-Risk-Map zu erstellen: Dabei werden die zehn relevantesten Cyberrisiken nach Eintrittswahrscheinlichkeit und möglichem Schaden bewertet. Darauf aufbauend lassen sich präventive Massnahmen sowie Reaktionsstrategien bei einem Vorfall definieren.

Fazit

Innovation kann nicht erzwungen werden. Gerade Führungskräfte können aber vorteilhafte Rahmenbedingungen schaffen, strategische Richtlinien und den Fokus vorgeben sowie sicherstellen, dass die Risiken im Auge behalten werden.