Axa Schweiz durchläuft derzeit eine kulturelle Transformation, die das traditionelle Hierarchiedenken hinter sich lässt. Ein zentraler und weithin beachteter Schritt war dabei die Abschaffung sämtlicher statushaften Titel wie Assistant Vice President, Vice President oder Director Anfang 2024. Dieses radikale Vorgehen, das in der Finanzbranche eine Vorreiterrolle einnimmt, ist nicht nur ein symbolisches Signal, sondern Ausdruck einer tiefgreifenden Neuausrichtung hin zu einer modernen, kollaborativen und weniger hierarchischen Arbeitswelt.
«Titel stammen aus einer Ära, in der Grossunternehmen streng hierarchisch geführt wurden. Der Chef gab die Anweisungen, die Mitarbeitenden führten aus», erklärt Fabrizio Petrillo, CEO der Axa Schweiz. «Ein solches Führungsverständnis kennen wir bei der Axa schon lange nicht mehr. Bei uns sind die Ansichten und Blickwinkel sämtlicher Mitarbeitenden willkommen, ungeachtet ihrer Funktion und Position.» Entsprechend sei die Abschaffung der Titel im Organigramm Anfang 2024 nicht der Auslöser gewesen, sondern die Konsequenz einer kollaborativen Kultur, die bei der Axa schon lange im Entstehen war.
Vom Sachverstand zum Dialog
Diese Kultur beinhaltet das aktuelle Führungsverständnis «Empowering Leadership». «Dieses baut darauf auf, dass die Mitarbeitenden die Unternehmensziele in ihrem Team möglichst eigenverantwortlich verfolgen können», betont Petrillo. Aufgabe der Führungskräfte sei es, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und sie bestmöglich dabei zu unterstützen. «Um sie darin zu stärken, haben sämtliche Führungskräfte einen zweitägigen Workshop zu Empowering Leadership besucht, in dem sie ihre eigenen Haltungen reflektieren konnten.»
Auch er selbst habe sich weiterentwickelt als Führungskraft. «Früher neigte ich dazu, Kraft meiner Sachkompetenz, Erfahrung und natürlich auch Position diejenige Lösung durchzusetzen, die ich selbst am überzeugendsten fand», blickt er zurück. Heute hingegen sucht er in einem «konstruktiv-kritischen Dialog auf Augenhöhe» mit seinen Kolleginnen und Kollegen nach den besten gemeinsamen Lösungen, selbst wenn diese von seinen ursprünglichen Ideen abweichen.
Dieser Wandel im Führungsverständnis ist für ihn eine der wichtigsten Lektionen seiner Karriere: Die besten Ergebnisse entstehen im Dialog, unabhängig von der Position oder dem Titel. Petrillo lebt diese Haltung auch im Alltag vor, indem er sich möglichst wenig Privilegien herausnimmt. Er isst, wann immer möglich, im Personalrestaurant und setzt sich zu den Mitarbeitenden, um den persönlichen Austausch zu fördern.
Empathie und Authentizität als Schlüssel
Andreea Prange, Leiterin der Customer Experience and Strategy, teilt dieses moderne Führungsverständnis und hebt die Bedeutung persönlicher Eigenschaften hervor. Für sie sind Empathie und Authentizität die wichtigsten Fähigkeiten für Leader. «Führungskräfte sollen ihre Mitarbeitenden individuell fördern und motivieren können. Wichtig ist dafür natürlich eine gute Vertrauensbasis», ist sie überzeugt. Diese Basis entstehe durch ein ehrliches und transparentes Auftreten, das nur möglich sei, wenn man sich selbst gut kenne und führen könne.
Prange sieht die heutige Arbeitswelt als schnelllebig an und betont, dass Führungskräfte die Unternehmensziele nie aus den Augen verlieren dürfen und flexibel auf Veränderungen reagieren müssen. Sie glaubt jedoch, dass die besten Lösungen nicht allein von der Führungskraft erarbeitet werden: «Vorgesetzte sollen ihre Mitarbeitenden miteinbeziehen und die Blickwinkel aus drei Generationen gewinnbringend kombinieren können.» Auch sie lebt diese Werte vor, indem sie ein unkompliziertes Miteinander pflegt und alle Meinungen im Team willkommen heisst – unabhängig davon, welche Funktionen die Personen in einer Diskussion haben. Sie schätzt es sogar sehr, wenn Teammitglieder eine andere Meinung einbringen, denn «nur so können wir schlussendlich zur besten Lösung kommen».
Vielfalt als Innovationsmotor
Beide Führungskräfte sind sich in einem Punkt absolut einig: Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion (DE&I) sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Fabrizio Petrillo hebt hervor, dass der erhöhte Frauenanteil im Topmanagement auf das gesamte Unternehmen ausstrahlt. «Unsere Belegschaft ist viel vielfältiger geworden, was ich als grosse Bereicherung empfinde», sagt er und unterstreicht den Stellenwert einer Fachstelle für DE&I: «Das Wichtigste aber ist, dass man im Alltag ausstrahlt, dass alle Mitarbeitende, egal welchen Hintergrund sie haben, gleich willkommen sind und dieselben Chancen haben.»
Andreea Prange ergänzt, dass unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen für die Axa Schweiz unerlässlich sind, um die Bedürfnisse ihrer zwei Millionen Privat- und Unternehmenskunden zu verstehen und neue oder angepasste Produkte zu entwickeln. «Zum anderen führt ein wertschätzendes und offenes Arbeitsklima zu motivierten, zufriedenen Mitarbeitenden und zieht wiederum externe Talente an, weil diese wissen, dass sie sich bei uns einbringen können», erklärt sie.
Fabrizio Petrillo und Andreea Prange zeigen, dass Erfolg nicht in hierarchischen Strukturen, sondern in einer Kultur der Offenheit, des Dialogs und der persönlichen Weiterentwicklung verankert ist. Sie sind nicht nur Vorgesetzte, sondern Wegbereiter, die das Unternehmen mit ihrer Haltung und ihren Überzeugungen aktiv gestalten.