Die zunehmende Abhängigkeit von Wasser in der Technologiebranche, in der Industrie und anderen weniger offensichtlichen Sektoren macht deutlich, dass wir dringend nachhaltige Lösungen für die Wasserwirtschaft brauchen. Ohne proaktive Investitionen in die Wasserinfrastruktur, Aufbereitungs- und Recyclingtechnologien könnten genau die Branchen, die das globale Wirtschaftswachstum vorantreiben, mit erheblichen Störungen konfrontiert sein.
Der Autor
Mathias Talmant, Fund Manager bei DPAM
Der Investitionsstau in der globalen Wasserinfrastruktur ist beträchtlich. Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) werden allein im Bereich der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung jährlich bis zu 229 Milliarden Dollar benötigt. Öffentliche Mittel allein reichen nicht aus, um diese Lücke zu schliessen.
Gleichzeitig zeigen institutionelle Investoren immer mehr Interesse an nachhaltigen Investitionen in Sachwerte. Investitionen im Wassersektor sind besonders attraktiv, weil sie ein zentrales Element der öffentlichen Dienstleistungen mit langfristigen Renditechancen und messbaren Auswirkungen auf die Umwelt verbinden. Investoren können über Anlagestrategien, die sich auf börsennotierte Unternehmen entlang des Wasserkreislaufs konzentrieren, ganz einfach an diesen Renditen teilhaben. Der Bedarf an nachhaltigen Investitionen in wasserbezogene Branchen war noch nie so dringend wie heute.
Die blaue Wirtschaft verstehen
Die blaue Wirtschaft steht für die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen für Wirtschaftswachstum, bessere Lebensbedingungen und den Erhalt der Gesundheit der Ozeane. Sie verkörpert das Konzept der dreifachen Bilanz (Menschen – Planet – Wohlstand), indem sie ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Aktivität und ökologischer Nachhaltigkeit anstrebt und sicherstellt, dass die Meeresressourcen für künftige Generationen erhalten bleiben. Wasser ist nicht nur die Wiege des Lebens, sondern auch wichtig für Volkswirtschaften, die von Schifffahrt, Tourismus, Fischerei, Aquakultur und erneuerbaren Energien aus dem Meer abhängig sind.
Eines der Instrumente, die zur Finanzierung der blauen Wirtschaft entwickelt wurden, sind die Blue Bonds, die 2018 an Bedeutung gewannen, als die Republik Seychellen die weltweit ersten staatlichen Blue Bonds emittierte, um Mittel für den Schutz der Meere und die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu beschaffen. Nach dem Vorbild der Green Bonds konzentrieren sich die Blue Bonds speziell auf die Finanzierung nachhaltiger Meeres- und Süsswasserprojekte. Inzwischen haben auch andere Anlageklassen, vor allem börsenkotierte Aktien, ein starkes Wachstum verzeichnet.
Das verwaltete Vermögen von Investmentfonds, die sich auf nachhaltige Wasserressourcen und Wassermanagementlösungen konzentrieren, hat sich in den vergangenen fünf Jahren um das 3,8-Fache erhöht (EPFR), was das wachsende Interesse der Investoren an diesem wichtigen Sektor widerspiegelt.
Vielversprechende Ansätze
Zu den Chancen im Bereich der blauen Wirtschaft gehören Unternehmen wie Xylem. Das amerikanisch-europäische Unternehmen entwickelt Systeme zur Lecksuche, digitalen Wasserzählung und Pfas-Filtration. Seit seiner Gründung hat es über 13 Milliarden Kubikmeter Wasser für die Wiederverwendung aufbereitet. Ein weiterer führender Akteur ist Veolia, ein französisches Umweltdienstleistungsunternehmen, das sich unter anderem auf die Entsalzung und Mikroplastikreduzierung spezialisiert hat. Das Unternehmen betreibt weltweit 4100 Wasserwerke, viele davon in europäischen Städten. In der Schweiz ist Veolia durch Partnerschaften in der kommunalen Wasserwirtschaft vertreten.
Core & Main, ein Infrastrukturunternehmen aus den USA, bietet technische Lösungen für die Modernisierung von Wasserleitungen, insbesondere mit langlebigen PVC-Rohrsystemen. Diese können Wasserverluste um bis zu 40 Prozent reduzieren. Ein Projekt am Lake Mead in den USA hat es ermöglicht, rund 3,4 Milliarden Liter Wasser in von Dürre bedrohte Regionen umzuleiten. Das Modell zeigt, wie moderne Infrastruktur dazu beitragen kann, Wasser dorthin zu leiten, wo es knapp ist. Dieser Ansatz gewinnt auch in der Schweiz an Bedeutung, denn Gebiete in der Nähe der Alpen sind zunehmend von Dürreperioden und unregelmässigen Niederschlägen betroffen.
Teil der Lösung sein
Die blaue Wirtschaft hat eine bemerkenswert lange und komplexe Wertschöpfungskette, die den Kreislauf des Wassers widerspiegelt. Angesichts der globalen Herausforderungen wie Wasserknappheit, Klimawandel und Verschlechterung der Meeresqualität haben Investoren die einmalige Chance, Teil der Lösung zu sein. Wasser ist überall in der Wertschöpfungskette präsent, auch wenn man es vielleicht nicht bemerkt.