Auf Herstellerseite hat sich in den letzten Jahren in Sachen Kreislaufwirtschaft einiges getan. Unternehmen der verschiedensten Branchen haben sich im Verbund Prisma zusammengeschlossen. Sie wollen sich gemeinsam bei den Verpackungen auf Standards einigen, mit denen die Produkte kreislauffähig werden. Bei zirkulär designten Verpackungen gehe es darum, alles wegzulassen, was möglich ist, sagt Prisma-Geschäftsführerin Simone Alabor. «Die Funktion, das Lebensmittel zu schützen, muss erhalten bleiben.»

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Fixierte Deckel

Manche denken die Verpackung neu: Von der Firma Hug gibt es etwa essbare Dessertlöffel aus Gebäck. Oder Fleischschalen mit 50 Prozent weniger Plastik vom Verpackungsspezialisten Bachmann Forming. Um den Verlust von Verschlusskappen auf Getränkekartons zu vermeiden, hat Tetra Pak angebundene Deckel auf den Markt gebracht. Einen ähnlichen Weg geht Coca-Cola. Ab 2024 werden die fixierten Deckel auf PET-Flaschen in den EU-Ländern obligatorisch sein, und mittelfristig sollen sie auch in der Schweiz eingeführt werden.

Auch den Einsatz von neuem PET will Coca-Cola reduzieren. Dafür produziert der Getränkemulti immer mehr Flaschen aus recyceltem PET, das R-PET genannt wird. Bereits im Mai 2022 hat Coca-Cola Schweiz begonnen, alle hierzulande produzierten Flaschen aus 100 Prozent recyceltem PET herzustellen. Dies ermöglicht es gemäss Joelle Meier von Coca-Cola Schweiz, jährlich etwa 3300 Tonnen Neu-PET einzusparen. «Die Produktion von Flaschen aus recyceltem Material erfordert nur halb so viel Energie im Vergleich zu Neu-PET.» Doch reicht das aus, auch wenn man bedenkt, dass sich PET nicht endlos recyceln lässt?

Joelle Meier weist darauf hin, dass R-PET aufgrund der Separatsammlung der PET-Flaschen im Gegensatz zu den meisten anderen Kunststoffen hochwertig recycelt werden kann: «Je häufiger wir eine Verpackung wiederverwenden, desto grösser wird ihr Umweltnutzen.» Mit der ehrgeizigen globalen Vision «Welt ohne Abfall» hat Coca-Cola sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Menge der weltweit durch das Unternehmen verkauften Flaschen und Dosen zu sammeln und zu recyceln.

Bio-Vollmilch bietet Emmi neu in einer Glas-Mehrwertflasche mit Depot an.

Joghurtbecher-Recycling

Der Milchverarbeiter Emmi will bis 2027 sämtliche Verpackungen recycelfähig gestalten. Für die Herstellung von neuen Produkte sollen 30 Prozent wiederverwertete Kunststoffe eingesetzt werden. Künftig sollen auch Joghurtbecher recycelt werden Die Bio-Vollmilch bietet Emmi neu in der Glas-Mehrwegflasche mit Depot an.

Ein anderes Ziel ist das Kreislaufschliessen und die Lebensmittelzulassung für recyceltes Polypropylen, einen weiteren häufig verwendeten Kunststoff. Emmi-Sprecher Gerold Schatt: «Das Ziel ist der Erhalt der Materialien über mehrere Zyklen bis zur thermischen Nutzung in der Verbrennung.» Von diesen Massnahmen verspricht sich Emmi einen kleineren ökologischen Fussabdruck durch die Reduktion der CO₂-Emissionen und des Ressourcenverbrauchs.

«Aber die ideale Verpackung allein nützt nichts, wenn kein flächendeckendes Sammel-, Sortier- und Recyclingsystem vorhanden ist», erklärt Schatt. In der Schweiz ist dies bisher nicht der Fall. Seit ein paar Jahren vernetzt sich Emmi mit anderen Akteuren, um das Thema voranzutreiben: Das Unternehmen ist Mitglied bei der Drehscheibe Kreislaufwirtschaft Schweiz von Swiss Recycling. Die Organisation arbeitet mit Partnern in der ganzen Wertschöpfungskette daran, neue Lösungen zu erarbeiten. Zudem ist Emmi Gründungsmitglied von Prisma.

Auf die Hürden angesprochen, bestätigt auch Simone Alabor von Prisma, dass die Kreislaufwirtschaft ein systemischer Ansatz sei. «Es braucht für eine gesamtheitliche Veränderung die ganze Branche.» Die Branche müsse zusammenkommen und beginnen, sich zu organisieren. Es brauche neue Strukturen, denn nur so könne die Infrastruktur wie etwa eine schweizweite Sammlung und Investitionssicherheit für Sortieranlagen gestellt werden. Simone Alabor: «Das ist eine grosse Herausforderung, die wir aber gemeinsam mit anderen Akteuren angehen.»