Tourismuspromoter und Hospitality-Fachleute spielten schon von jeher mit den Namen von Hotels. Dies mit dem Ziel, dass sich der potenzielle Gast schon allein von der Semantik des Hotelnamens angezogen fühlt. Die Anbieter verwenden dabei Elemente wie Umgebung und Geografie, beispielsweise beim «Hotel zur Post» oder beim «Bellevue des Alpes». Oder es wird emotional wie beim «Hotel Morgensonne» oder beim «Hotel Sternenglanz».
Mit der Globalisierung emanzipierte sich die Namensfindung für neue Hotels. Die mögliche Kundschaft musste Markt für Markt identifiziert und über neue Plattformen akquiriert werden. Dabei spielt bei den Anbietern, die Gäste aus unterschiedlichsten Märkten bedienen, auch die Sprache eine immer relevantere Rolle. Ein Name muss heute nicht nur kurz, erinnerungswürdig und querbeet einsetzbar, sondern auch sprachlich weltweit nachvollziehbar sein. Zwei Beispiele in der internationalen Hotellerie stechen hier durch besondere Innovation hervor.
Six Senses
Sonu Shivdasani wurde 1965 in Indien geboren. Er war gerade einmal 13 Jahre alt, als sein Vater Lakshmi im Jahr 1979 starb. Zunächst übernahm sein älterer Bruder Azad die Führung des Familienunternehmens. Sonu stieg dann während seines Studiums ebenfalls ein. Die Liebe zu den Malediven bewog ihn 1995 dazu, das Soneva Fushi Resort auf einem der Atolle des Inselstaats zu kaufen. Kurz darauf gründete er zudem die Marke Six Senses, begleitet von seiner schwedischen Frau Eva, die sich hier als Kreativdirektorin einbrachte.
Zuerst mit dem Brand Soneva, dann mit Six Senses wollen die Gründer das Wiederentdecken des langsamen Lebens – auch als «Barefoot Luxury» bekannt – feiern. In den exklusiven Resorts werden sinnliche und authentische Erlebnisse angeboten, die es den Gästen erlauben, ihre mentale und ihre körperliche Gesundheit im Einklang mit der Natur zu verbessern. Und erstmals verpflichtete sich ein Hotelanbieter mit grossen Worten und Taten auch zur Nachhaltigkeit. Es ging beispielsweise um die Art des Hotelbaus, die Nutzung von lokalen Materialien oder die Energieversorgung.
Mit dem auf den Malediven erfundenen Slogan «No shoes, no news» verbalisierte Shivdasani seine Philosophie, in den Resorts eine entspannte, barfussfreundliche Atmosphäre zu schaffen. Bereits in der Anfangszeit wurden die Gäste beispielsweise aufgefordert, ihre Schuhe im Zimmer zu lassen. Noch moderner war die Vorschrift, dass das Handy, damals war das kanadische Blackberry der absolute Renner, ausschliesslich im eigenen Zimmer benutzt werden durfte. «No shoes, no news» passte zum Kern des Produkts: Man will regional, biologisch, nachhaltig und gesund unterwegs sein. Und so wurde die Marke Six Senses auf den traditionellen fünf Sinnen Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen aufgebaut sowie auf dem sechsten Sinn, der Intuition. Heute führt das Unternehmen 27 Resorts und Spas, inklusive eines Hotels in Crans-Montana. Die Gruppe gehört jetzt zu IHG Hotels & Resorts. Der Name Six Senses aber bleibt und verspricht langjährigen und neuen Gästen ein exzellentes Wellbeing-Erlebnis.
One & Only
Ein starkes Versprechen auf Exklusivität in der Hotellerie bietet auch der Brand One & Only. Auch dieser basiert auf der Vision eines Unternehmers mit spannender Familiengeschichte. Solomon Solenoid Kerzner wurde als jüngstes von vier Kindern jüdisch-russischer Immigranten in der Nähe von Johannesburg geboren. Sol Kerzner, wie er sich nannte, eröffnete bereits 1964 ein erstes Fünfsternehaus in Südafrika, das «Beverly Hills». Später gründete er Sun International, das zu einer der erfolgreichsten Hotelketten im südlichen Afrika wurde. Dazu gehört, seit 1975, Kerzners erstes Hotel ausserhalb Südafrikas, das «Le Saint Géran» auf Mauritius. 2002 wurde es mit der Einführung des Brands One & Only deren erstes Resort. Mit One & Only wurde eine Marke für ultraluxuriöse Ferien geschaffen. Der Fokus liegt auf der Besonderheit des Angebots: Es sind Reiseziele an inspirierenden Orten, mit individuellem Design und authentischer Gastfreundschaft. Vordringlich auch, wie es der Name sagt, sind Exklusivität und Privatsphäre. In einem One-&-Only-Resort liegen viele Villen und Bungalows an geschützter und abgeschiedener Lage. Auch diese Hotelgruppe verspricht, dass jedes Resort mit der lokalen Geschichte, Kultur und Identität eng verbunden ist.
Sol Kerzner verstarb 2020. Seine Kerzner International Holdings Limited führt One & Only weiter, derzeit mit 14 Resorts unter anderem in Mexiko, Ruanda und Griechenland. Das Unternehmen ist auch Eigentümer der Luxusmarke Atlantis Resorts und der beiden jüngeren Brands Siro und Rare Finds.
Beide Marken, One & Only und Six Senses, haben ihren Qualitätsstandard über Jahrzehnte hinweg halten können. Aber beide Hotelgruppen können eigentlich nur bedingt weiterwachsen. Denn ihre Angebote basieren auf Exklusivität. Dennoch schaffen sie es mit dem perfekten Mix aus Innovation und Tradition, das eigene Angebot stets modern zu halten.

