Während das Umweltbewusstsein und die Nachhaltigkeit weltweit an Bedeutung gewinnen, rücken auch scheinbar kleine Dinge wie Kerzen in den Fokus des Interesses. Die Kerzenindustrie hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte in Bezug auf nachhaltige Produktion gemacht, und es sieht so aus, als ob die Zukunft der Kerzen heller leuchtet denn je – auf eine umweltfreundlichere Weise.

 

Umweltfreundliche Rohstoffe

Zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele unternimmt die Kerzenindustrie in enger Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten grosse Anstrengungen in der Gewinnung, Entwicklung und Verarbeitung von möglichst nachhaltigen Rohstoffen. Heute werden im Wesentlichen die folgenden Kerzenrohstoffe verarbeitet: Paraffin, ein Nebenprodukt aus Erdölraffinerien, ist auch heute noch der weltweit am häufigsten verwendete Kerzenbrennstoff. Hydrierte Pflanzenöle und Stearin, meist aus Palm-, Soja-, Raps-, Kokos- oder Olivenöl, haben stark an Bedeutung gewonnen. Stearin auf tierischer Basis wird vor allem in Nordeuropa verwendet. Auch Bienenwachs wird weltweit verwendet, wenn auch aufgrund seiner schlechten Verfügbarkeit in deutlich geringeren Mengen.

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Der Autor

Alois Müller, Leiter Innovationen und Nachhaltigkeit, Balthasar + Co. AG, Hochdorf LU.

Im Zusammenhang mit den Nachhaltigkeitszielen bekommt die Rohstoffwahl eine immer grössere Bedeutung. Betrachtet man den Fussabdruck einer Kerze über den gesamten Lebenszyklus hinweg, kann die Rohstoffwahl aber auch zu grossen Herausforderungen führen. So wird zum Beispiel geschätzt, dass natürliche Wachse aus erneuerbaren Quellen bis zu 90 Prozent weniger Emissionen verursachen als Paraffinwachs aus Erdölreserven. Allerdings kann der Produktionsprozess doppelt so viel Energie erfordern wie die Verarbeitung von herkömmlichem Paraffin auf Erdölbasis. Eine Kerze aus pflanzlichen Rohstoffen kann somit einen grösseren Fussabdruck hinterlassen als eine Kerze aus Paraffin. Kerzen sind dazu bestimmt, abzubrennen. In dieser Nutzungsphase wird beim Abbrand pflanzlicher Produkte hauptsächlich biogener Kohlenstoff freigesetzt, den die Pflanze während ihres Wachstums aufgenommen hat, während Wachs auf Erdölbasis fossiles CO₂ freisetzt, das über Millionen von Jahren vergraben war.

Die Wahl des Rohstoffes ist für den Kerzenhersteller leider nicht immer schwarz oder weiss, und für eine nachhaltige und zukunftssichere Entscheidung sind verlässliche Daten über den gesamten Lebenszyklus der Kerze unumgänglich. Natürliche Wachse und pflanzliche Fette bieten in Zukunft ein grosses Potenzial zur Reduktion des Fussabdrucks und zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. Weitere interessante Forschungsprojekte zur Gewinnung von nachhaltigen Kerzenrohstoffen werden konsequent vorangetrieben, wie drei Beispiele zeigen. Erstens:  Carbon Capture, die Produktion von synthesebasierten Rohwachsen aus erneuerbaren Quellen. Zweitens: Biomass Conversion, die Herstellung von biobasierten Rohwachsen aus Bio-Abfällen und Bio-Massen. Drittens: Chemical Recycling, die Produktion von biobasierten Rohwachsen aus Plastikabfällen. Auch die Produktionsverfahren haben sich stark weiterentwickelt, um ressourceneffizienter zu sein. Moderne Technologien ermöglichen es, Energieverbrauch und Emissionen zu minimieren.

Die Nachhaltigkeit von Kerzen betrifft nicht nur die Kerzen selbst, sondern auch ihre Verpackungen. Viele Hersteller setzen auf zertifizierte oder recycelbare Verpackungen oder haben Lösungen entwickelt, um die Verpackungen zu minimieren oder gar gänzlich zu eliminieren.

Die Zukunft der Kerzen und die Nachhaltigkeit ihrer Produktion hängen auch von den Verbraucherinnen und Verbrauchern ab. Indem sie nachhaltige Kerzenprodukte wählen und die Kerzen gemäss den Anleitungen pflegen, können sie einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten.