Die Schweiz beheimatet über 600 verschiedene Arten von Wildbienen. Rund die Hälfte ist vom Aussterben bedroht. Denn damit sie ihrer unermüdlichen Arbeit des Bestäubens nachgehen können, brauchen sie ein grosses, einheimisches Blütenangebot und viele Nistmöglichkeiten. Doch die intensive Landwirtschaft und zunehmende Zersiedelung zerstören den Lebensraum der Tiere. Daher wird es immer wichtiger, bewusst Orte zu schaffen, an denen die Bienen alles finden, was sie zum Leben brauchen. Das 200 Quadratmeter grosse Wildbienenparadies in Dagmersellen ist so ein Ort. Japan Tobacco International (JTI) hat es der Luzerner Gemeinde anlässlich des Fünfzig-Jahr-Standortjubiläums des Unternehmens geschenkt.
«Als Hersteller von Tabakprodukten sind wir uns der besonderen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst», sagt Andrea Hausmann, Corporate Affairs & Communications Manager bei JTI. «Es ist aber auch so, dass wir bei unseren sozialen Projekten sehr klar differenzieren müssen.» Das Wildbienenprojekt war daher in den Augen aller Beteiligten eine wunderbare Idee, zumal es ein sehr wichtiges Thema lebendig macht. Oder um es mit den Worten von Olesja Flores, General Manager bei JTI Schweiz, zu sagen: «Mit dem Projekt können wir quasi vor unserer Haustür einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten.»
Keine Angst vor Stichen
Die Schweiz hat, wie fast 200 weitere Länder, das internationale Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) unterschrieben. Bis 2030 sollen weltweit insgesamt 30 Prozent der Landes- und Meeresflächen für die Biodiversität gesichert werden («30 by 30»). Ermöglichen soll dies die Einrichtung von Schutzgebieten beziehungsweise die Revitalisierung von bestehenden Arealen. Das Wildbienenprojekt von JTI ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich so etwas sehr gut in den Alltag der Menschen integrieren lässt. «Die zentrale Lage im Dorf macht das Paradies für alle Menschen hier leicht zugänglich», erklärt Andrea Hausmann. «Und Angst, gestochen zu werden, braucht niemand zu haben.» Denn Wildbienen, zu denen unter anderem auch die Hummel gehört, stechen in aller Regel nicht. Das Paradies ist somit auch für die Schulen und Kindergärten vor Ort ein beliebtes Ausflugsziel.
Zukunftsweisend denken
Umgesetzt wurde das Paradies vom ETH-Spin-off Wildbiene + Partner. Dieses unterstützt schweizweit Unternehmen darin, Lebensräume für die so wichtigen Tiere zu schaffen. «Im Gegensatz zur Honigbiene produzieren Wildbienen keinen Honig», sagt Andrea Hausmann. «Ihre Aufgabe ist die Bestäubung der Pflanzen. Sie stellen daher sicher, dass unser so wichtiges Ökosystem in der Balance gehalten wird.» Mehr als 80 Prozent der hiesigen Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen. Und auch in der Landwirtschaft spielt die Bestäubung durch Bienen eine wichtige Rolle. «Auch in der Schweiz wissen wir um den Fakt, dass es mit der Biodiversität besser bestellt sein könnte», sagt Andrea Hausmann. «Wir wollen mit dem Wildbienenparadies ein Zeichen setzen und die Menschen darüber informieren, dass und warum Bienen für uns Menschen überlebensnotwendig sind. Das gesamte Paradies haben wir daher mit kleinen Tafeln ausgestattet, auf denen QR-Codes für weitere Informationen zur Verfügung stehen.»
Nicht nur das Feedback aus der Bevölkerung war ausnahmslos positiv, sondern auch die rund 400 Mitarbeitenden am Standort finden das Wildbienenparadies gut. Deshalb hat das Thema Artenvielfalt auch bei der Neugestaltung des Gartens am eigenen Firmensitz in Dagmersellen eine wichtige Rolle gespielt. «Es war für uns zentral, dass es nebst den Annehmlichkeiten für unsere Mitarbeitenden auch Platz für die Natur hat. Wichtig ist jedoch vor allem, dass wir über Biodiversität sprechen und das Thema sichtbar machen», sagt Hausmann.