Produktionsökonomisch gesehen erleben audiovisuelle Formate derzeit eine rasante Veränderung. Ist das einfach? Ja. Besser? Auch das oftmals. Doch ist künstliche Intelligenz (KI) wirklich für den Menschen Konkurrenz, wenn es darum geht, spannenden Content zu erstellen? Pasquale de Sapio widerspricht. Der CEO & Founder der AI Media Agency (AMA) sieht KI als kreative Erweiterung menschlicher Arbeit und als technisches Werkzeug, das neue Wege im Bereich Content-Creation eröffnet. Mit dem Projekt «Emmas Sportbar», einer KI-Serie im 3D-Cartoon-Stil, zeigt er mit seinem Team, wohin sich die Medienproduktion gerade bewegt. «Emmas Sportbar» ist eine fiktive Fussballrunde aus der digitalen Sportkneipe von Gastgeberin Emma. Und was inhaltlich leichtfüssig daherkommt und eine Auftragsarbeit für den Kanal Blue Sport ist, ist technologisch eine kleine Revolution. Denn die Charaktere, die dort witzeln, streiten und prognostizieren, sind vollständig KI-generiert.
Die Ideen werden von Menschen generiert
«Die Ursprungsidee entstand aus dem Wunsch von Blue Sport, zum Saisonstart der Fussball Super League einen innovativen Beitrag zu produzieren», erklärt Pasquale de Sapio. «Naheliegend war, die Möglichkeiten von KI-gestütztem Storytelling so einzusetzen, dass in einer virtuellen Sportbar humorvoll und pointiert Prognosen zur neuen Fussballsaison abgegeben werden.» Im Zentrum steht dabei die Frage, wie die Championship-Group-Tabelle am Ende der Saison aussehen könnte. Das Format verbindet somit redaktionelle Fussballkompetenz mit der visuellen und narrativen Experimentierfreude moderner KI-Content-Creation. Ein Blick in die Zukunft im wahrsten Sinne des Wortes.
AMA versteht sich als Schnittstelle zwischen Technologie, Storytelling und gestalterischem Anspruch und war daher für Blue Entertainment der perfekte lokale Partner. Dazu sagt der AMA-CEO: «Als eine der ersten Agenturen weltweit haben wir uns vollständig auf AI-Content-Creation spezialisiert. Unser Team verfügt über langjährige Erfahrung in der audiovisuellen Medienproduktion und setzt seit mehr als drei Jahren als First Mover die neusten KI-Tools für kreative Produktionen ein.» Bei Blue Sport war diese Expertise nicht inhouse vorhanden. «Wir kennen die klassischen Produktionsworkflows aus der Medienbranche und setzen KI-Tools gezielt als Instrument ein, um diese effizienter und kreativer zu gestalten», sagt Pasquale de Sapio. Und er sagt dabei bewusst «Instrument». Denn ohne gezieltes Prompting und fachgerechte Anwendung bleibt jedes AI-Tool wirkungslos. «Der Mensch liefert die Ideen, die Dramaturgie, die gestalterische Handschrift – und steuert die Tools mit interdisziplinärer Expertise. Das Ergebnis ist nur so gut wie der Mensch, der es erschafft», fasst er zusammen.
Charaktere brauchen echte Stimmen
«Emmas Sportbar» wurde in einem stilisierten 3D-Cartoon-Look realisiert, inspiriert von der Ästhetik hochwertiger Animationsproduktionen. Während konventionelle Animationen dieser Qualität oftmals Produktionskosten von rund 100’000 Franken pro Minute verursachen, konnte dieses Format mit einem Bruchteil des üblichen Budgets umgesetzt werden. Besonders bemerkenswert ist die hybride Erschaffung der Charaktere. Dazu sagt de Sapio: «Alle im Beitrag gezeigten Figuren wurden auf Basis von KI-Avatar-Datenmodellen erstellt. Bei Pascal Zuberbühler diente ein Fotofundus als Ausgangsbasis. Charakteristische Merkmale wurden extrahiert und zu einem überzeichneten 3D-Avatar weiterentwickelt.» Mittels Prompting – einer Art Programmiersprache für KI-Tools – wurde der Avatar modelliert, in einem AI-Animationsprogramm zum Leben erweckt und mit der Originalstimme via Lippensynchronisation vertont. Alle Hauptfiguren wurden von Sprecherinnen und Sprechern von Blue Sport nachsynchronisiert – in Dialekt, mit Betonung, Timing und eigenem Stimmcharakter. Walter Andreas Müller, bekannt als Globi-Stimme, erweckt sämtliche Nebenfiguren im Film in verschiedenen Dialekten zum Leben.
Die neue KI-Qualität
Was vor wenigen Monaten noch nach Prototyp aussah, gewinnt zunehmend an narrativer und visueller Qualität. Die zugrundeliegenden Datenmodelle werden präziser – Anatomie, Bewegungsdynamiken und mimische Übergänge lassen sich inzwischen in beeindruckender Konsistenz erzeugen. Für Formatentwickler und Redaktionen bedeutet das: Man kann Figuren langfristig aufbauen, visuelle Wiedererkennbarkeit garantieren – und dennoch mit thematischer, stilistischer und medialer Flexibilität agieren.
Doch was Emmas Sportbar besonders macht, ist nicht die KI an sich, sondern das fein austarierte Zusammenspiel aus redaktioneller Idee, menschlicher Kreativität und technologischer Skalierbarkeit. Doch, um final noch einmal Pasquale de Sapio zu Wort kommen zu lassen: «Die Vorstellung, KI würde eines Tages den kreativen Prozess übernehmen, verkennt den Wesenskern dieser Technologien. Sie erzeugen keine Ideen, keine Dramaturgie, keine Haltung. Was sie ermöglichen, ist Realisierung auf einem neuen Effizienzniveau – unter Kontrolle und mit Handschrift des Menschen.» Genau diese Balance ist es, die Formate wie «Emmas Sportbar» nicht nur möglich, sondern zukunftsweisend macht. Denn in der Sportbar der Zukunft, so viel steht fest, zapft Emma keine Algorithmen – sondern Geschichten. Und das ist, bei allem Fortschritt, das Menschlichste überhaupt.

