Chi Tran-Brändli, Co-Portfoliomanagerin des nachhaltigen Swisscanto-Aktienfonds zum Investmentthema Healthy Longevity der Zürcher Kantonalbank (ZKB), beschreibt den Megatrend Langlebigkeit als «das Phänomen der steigenden durchschnittlichen Lebenserwartung der globalen Bevölkerung». Diese Entwicklung wird in den Augen der Expertin durch bedeutende Fortschritte im Gesundheitswesen, verbesserte Lebensbedingungen und eine stärkere Bewältigung von Krankheiten vorangetrieben. «Der Trend wirkt für Investoren im Gesundheitssektor besonders interessant, weil er eine wachsende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen, Pharmazeutika und medizinischen Geräten nach sich zieht», so Tran-Brändli. Mit zunehmender Lebenserwartung steige der Bedarf an der Behandlung chronischer Krankheiten und altersbedingter Beschwerden, was einen robusten Markt für Gesundheitsprodukte und -dienstleistungen schaffe.
Und Clément Maclou, Senior-Portfoliomanager für thematische Aktien und verantwortlich für den nachhaltigen Healthy-Longevity-Fonds bei der ZKB, ergänzt: «Innovationen sind notwendig, um die Komplexität des Alterns zu bewältigen und die Effizienz des Gesundheitswesens zu steigern, um das Wachstum der Gesundheitskosten zu begrenzen. In der Folge bieten sich unserer Meinung nach zahlreiche Investitionsmöglichkeiten in fortschrittliche Behandlungen und Technologien.»
Entwicklung des Marktes
Technologische Fortschritte in Genomik, Robotik und Telemedizin revolutionieren den Gesundheitssektor. Maclou erwähnt den Aufstieg von Telemedizinplattformen, die den Zugang zur Gesundheitsversorgung erweitern und das Patientenmanagement verbessern. «Sogenannte Wearables, welche Gesundheitsdaten in Echtzeit überwachen, befähigen Einzelpersonen, ihre Gesundheit proaktiv zu verbessern.» Auch die regenerative Medizin, einschliesslich Stammzellforschung und Gewebeengineering, eröffnet neue Wege zur Behandlung altersbedingter Erkrankungen. «Fortschritte in der Genomik, etwa mit der CRISPR-Technologie, könnten eine personalisierte Medizin ermöglichen und Heilung für Erbkrankheiten versprechen», sagt Tran-Brändli. Künstliche Intelligenz (KI) wird für Diagnostik, Arzneimittelentdeckung und personalisierte Behandlungspläne genutzt, was die Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung verbessert.
Der Markt wächst konstant, mit Schwerpunkt auf Unternehmen, die neuartige Medikamente und Medizintechnologien entwickeln, darunter diagnostische Bildgebung und Geräte sowie Medikamente gegen Diabetes und Fettleibigkeit. «Es gab einen deutlichen Anstieg der Finanzierung von Biotechnologie- und Gesundheitstechnologie-Start-ups, die sich auf Langlebigkeit konzentrieren», so Tran-Brändli. Maclou fügt hinzu: «Der Gesundheitssektor hat eine Welle von Fusionen und Übernahmen erlebt, bei denen grössere Firmen kleinere aufkaufen, um ihre Portfolios zu stärken.» Die Folge sind zunehmende Investitionen in Diagnostika, Vakzine sowie Lifestyle- und Wellnessprodukte, die Gesundheit erhalten und Krankheiten vorbeugen.
Vier Schlüsselbereiche sind vielversprechend für Investoren: Gesunder Lebensstil, Gesundheitsinnovation, Effizienz im Gesundheitswesen und vor allem die Silver Economy. Denn der demografische Wandel, besonders die alternde Bevölkerung, beeinflusst Investitionsmöglichkeiten und die wirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitssektors. Tran-Brändli betont: «Ältere Bevölkerungsgruppen geben typischerweise mehr für die Gesundheitsversorgung aus, was die Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen und Produkten erhöht. Dieser Wandel könnte steigende Investitionen in Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz fördern.» Maclou fügt hinzu: «Der Gesundheitssektor kann ein wichtiger Treiber des Wirtschaftswachstums werden, indem er Arbeitsplätze schafft und Innovationen fördert. Regierungen könnten stärker in Gesundheitsinfrastruktur investieren, was Chancen für private Partnerschaften schafft.»
Risiken für Investoren
Investoren, die den Gesundheitssektor und den Fokus Langlebigkeit in Betracht ziehen, müssen jedoch auch die Risiken beachten. «Regulatorische Hürden stellen eine bedeutende Herausforderung dar, da der Gesundheitssektor stark reguliert ist und die Zulassung neuer Behandlungen und Geräte sowohl zeitaufwendig als auch kostspielig sein kann», warnt Tran-Brändli. Der Markt ist hochgradig wettbewerbsintensiv, mit zahlreichen Unternehmen, die um Innovation und Marktanteile konkurrieren. Maclou merkt ausserdem an, dass politische Unsicherheiten wie Importzölle, Arzneimittelpreise und Kürzungen des Budgets des National Institutes of Health (NIH) Unternehmen negativ beeinflussen können. «Das kann zu erhöhten Kosten, weniger Finanzierung und Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung wettbewerbsfähiger Preise führen.» Und final könnten makroökonomische Faktoren wie ein Konjunkturabschwung, die staatliche Rückerstattung und die Ausgaben der Verbraucher für Gesundheitsprodukte und -dienstleistungen beeinflussen.
Die Zukunft des Gesundheitssektors und der Trend zur Langlebigkeit sind dennoch vielversprechend. Die Experten sehen hier verschiedene Chancen: Fortschritte in der Forschung können die Lebensspanne und -qualität verbessern. Präventive Gesundheitsversorgung wird die Gesundheitskosten senken. Schwellenmärkte wie China und Indien investieren in Gesundheitsinfrastruktur. «Kollaborationen zwischen Technologieunternehmen, Gesundheitsdienstleistern und Forschungseinrichtungen werden weitere Fortschritte bringen. Der Fokus wird auf nachhaltigen und kosteneffizienten Gesundheitslösungen liegen», erklärt Maclou abschliessend.