Immer mehr Privatanleger in der Schweiz wollen ihr Geld nachhaltig anlegen – über Fonds, ETFs oder durch Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen mit Nachhaltigkeitsprofil. Doch es gibt einen Bereich, der bisher nur wenigen offenstand: direkte Investitionen in konkrete nachhaltige Projekte, etwa in Wind- oder Solarkraft, ressourcenschonendes Bauen oder innovative Umwelttechnologien. Nun ermöglicht eine neue Generation von Investmentinnovationen Privatanlegern den Zugang zu Anlagelösungen, die früher nur institutionellen Investoren oder vermögenden Kunden vorbehalten waren transparent, zugänglich und mit festen Zinsversprechen.
Cristian von Angerer, Chief Investment Officer bei Inyova
Was bedeutet direkte Investition in Projekte?
Anders als bei klassischen Investmentfonds oder Aktienanlagen fliesst das Kapital bei Projektinvestitionen direkt in ein klar definiertes Vorhaben. Anleger unterstützen beispielsweise den Bau eines Solarparks, die Wiederverwertung von Kunststoff im Gartenbau oder innovative Technologien wie klimafreundlicher Holzmodulbau. Das Besondere: Die Wirkung ist nachvollziehbar. Es lässt sich genau sagen, wie viel CO₂ eingespart, wie viele Haushalte mit erneuerbarem Strom versorgt oder wie viele Tonnen Plastikmüll vermieden wurden. Gleichzeitig erhalten Investierende eine jährliche feste Verzinsung, je nach Projekt in der Regel zwischen 5 und 8 Prozent.
Die Bandbreite an nachhaltigen Projekten, die derzeit für Privatanleger zugänglich sind, ist gross. Wie bei allen Anlagen gilt aber auch hier, sich vorab darüber zu informieren, ob Risiken, Anlagehorizont und andere Parameter zum eigenen Anlageverhalten passen. Ein Beispiel wäre das Agrarvision Gewächshaus, das sich bereits im Bau befindet. Es wird ganzjährig Tomaten und Salat produzieren – vollständig betrieben mit Wind- und Solarenergie direkt vor Ort. Dank intelligenter Technologien, effizienter Wassersysteme und natürlichem Pflanzenschutz hat das frische Gemüse einen deutlich geringeren CO₂-Fussabdruck als Produkte aus konventioneller Landwirtschaft oder aus dem Ausland. Damit ist das Gewächshaus ein Vorbild für die Ernährungssysteme von morgen, die lokal, nachhaltig und resilient sind.
Besonders innovativ ist ausserdem die Technologie des Unternehmens Next2Sun, das vertikale Solarmodule entwickelt hat, die Energie von beiden Seiten einfangen. Mehr als 90 Prozent der Fläche bleibt gleichzeitig landwirtschaftlich nutzbar. Diese sogenannte Agriphotovoltaik wird etwa auf Feldern oder als Solarzäune eingesetzt – auch in der Schweiz. Weitere Projekte umfassen die Renaturierung von Mooren in Kombination mit Solarenergie, die Modernisierung alter Solaranlagen (Repowering) oder den Ausbau von Energiespeichersystemen, die überschüssigen Ökostrom zwischenlagern und zur Netzstabilität beitragen.
Wirkung und Wirtschaftlichkeit im Fokus
Direkte Investitionen sind wirkungsvoll – aber sie sind keine Spareinlagen. Um Risiken zu minimieren, durchlaufen die Projekte einen mehrstufigen Auswahlprozess. Dabei kooperieren wir zum Beispiel mit spezialisierten Partnern wie WiWin und GLS Crowd, die jedes Projekt sowohl auf seine finanzielle Tragfähigkeit als auch auf seine Impact-Wirkung hin prüfen. Zu den Kriterien zählen unter anderem realistische Energieerträge und CO₂-Einsparpotenziale, verlässliche Betreiberstrukturen und Genehmigungslage, wirtschaftliche Tragfähigkeit und Risikostruktur sowie ökologische Zusatznutzen wie Biodiversität oder eine besonders effiziente Flächennutzung. Auch langfristige Abnahmeverträge und gesicherte Netzanschlüsse fliessen in die Bewertung ein. Transparenz spielt dabei eine zentrale Rolle: Anleger:innen erhalten zu jedem Projekt umfangreiche Unterlagen mit Erläuterungen zur geplanten Umsetzung, zu Chancen und Risiken sowie zur Struktur der Rückzahlungen und Zinszahlungen.
Was sollten Anleger beachten?
Trotz professioneller Prüfung und attraktiver Zinsversprechen ist diese Anlageform nicht risikofrei. So sind Investitionen in der Regel über mehrere Jahre gebunden; eine vorzeitige Rückzahlung ist meist ausgeschlossen oder schwierig. Da es sich um unternehmerische Beteiligungen handelt, besteht im Falle von Insolvenzen oder Projektstörungen grundsätzlich ein Ausfallrisiko bis hin zum Totalverlust, wenn auch mit einer historisch geringen Wahrscheinlichkeit. Eine breite Diversifikation über mehrere Projekte hinweg ist daher ebenso ratsam wie eine ehrliche Selbsteinschätzung der eigenen Risikobereitschaft.
Fazit: Wirkung, Rendite – und Verantwortung
Direkte Projektinvestitionen geben Privatanleger:innen die Möglichkeit, gezielt in die Nachhaltigkeitswende zu investieren – sei es durch mehr erneuerbare Energien, Plastikvermeidung oder smarte Nutzung von Flächen. Die Wirkung ist unmittelbar und die Verzinsung attraktiv. Gleichzeitig braucht es eine realistische Sicht auf Risiken, Laufzeiten und die Struktur der Produkte. Wer sich informiert, streut und bewusst entscheidet, kann sein Portfolio nicht nur um eine renditestarke, sondern auch um eine gesellschaftlich relevante Dimension erweitern.