Um das UNO-Nachhaltigkeits- und Entwicklungsziel Nummer 11 – nachhaltige Städte und Gemeinden – zu verwirklichen, führt kein Weg an nachhaltigerem Bauen vorbei. Wichtiger Treiber sind die weiteren UNO-Nachhaltigkeitsziele wie beispielsweise Nummer 9 (nachhaltige Industrien und Infrastrukturen), 12 (nachhaltige Produktion) und 13 (Klima-Aktion).

 

Beratung wie in der Finanzbranche

Gerade die Nummer 13 wird für institutionelle Anleger immer wichtiger, die in kommerzielle  Objekte und Renditeimmobilien investieren. Diese Anleger müssen ihren Stakeholdern gegenüber zunehmend ausführlich darlegen, dass und wie sie ihre Portfolios Richtung Netto-null-Emissionen ausrichten.

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Im Schatten der Debatte um Solarzellen und Wärmepumpen sind die Kredit-Verbriefungen zurück. Inzwischen wissen viele institutionelle Investoren um die Risiken und in den USA wächst das Volumen der Immobilienkredit-Verbriefungen, bei denen ausschliesslich nachhaltige Objekte die Basis bilden, überproportional. Die vorwiegend von der US-Agentur Fannie Mae begebenen Tranchen haben sich hinsichtlich der Rendite als vergleichbar mit den nicht nachhaltigen Portfolios erwiesen. Sie sind, je nach Steuersituation und Portfoliozusammensetzung, für institutionelle Investoren manchmal attraktiver als direkte Renditeimmobilien-Anlagen.

Auf einen weiteren Faktor, den viele institutionelle Investoren nicht auf dem Schirm haben, weisen die Analysten von Morgan Stanley hin: Je mehr Hightech im Zuge der nachhaltigen Bauweise oder der Energie-Sanierungen eingesetzt wird, desto grösser ist das Risiko, dass bestimmte Elemente nicht lieferbar sind oder nicht zum richtigen Zeitpunkt eingebaut werden können, weil die Fachkräfte fehlen. Die Analysten, die kürzlich ein Dutzend grosse Bauunternehmen und -zulieferer bei einer Investorenkonferenz zu Gast hatten, stellten Aufholbedarf fest. Saint-Gobain beispielsweise hat alleine in Frankreich rund 100 000 Handwerker instruiert, wie sie die besten Energiesanierungen vornehmen können.

Auch bei Neubauten steht man vor einer nächsten Etappe der Industrialisierung. Das britische Unternehmen Top Hat beispielsweise arbeitet mit einer hoch modularisierten Bauweise. Die wichtigsten Elemente werden in den eigenen Fabriken zusammengesetzt, und nicht mehr auf der Baustelle. Dort werden diese vorgefertigten, vorwiegend aus Holz bestehenden Elemente nur noch zusammengesetzt. Anstelle von 2000 Schrauben müssen auf der Baustelle nur noch zwanzig angezogen werden. Was mit Tiny Houses begann, wird jetzt zunehmend auch auf Geschäftsliegenschaften und Mehrfamilienhäuser übertragen. Gegenüber der traditionellen Bauweise mit Beton und Stahl soll die Kombination von nachhaltigen Baumaterialien und Industrialisierung CO2-Emissionseinsparungen von 45 Prozent bringen.

 

Break-even kommt nach 2025

Und auch bei den Grundstoffen zeichnen sich Veränderungen ab. Glaswolle gilt als physikalisch und kommerziell immer interessantere Alternative zu den oft verwendeten Fassaden-Isolierstoffen. Nachhaltig produzierter Zement, wie er vom französischen Hersteller Hoffmann Green Cement Technologies durch das Beimischen von Schlacke aus der Gusseisenproduktion sowie gebranntem Ton aus Tonschlamm oder Gips hergestellt wird, reduzieren die CO2-Intensität gleich um den Faktor fünf. Der Grossteil der Einsparungen kommt von den viel tieferen Temperaturen, die hier in der Produktion erforderlich sind. Denn der in der konventionellen Zementproduktion übliche Zuschlagsstoff Klinker muss durch Erhitzen auf 1400 Grad hergestellt werden.

Laut den Analysten führen steigende Nachfrage, effizientere Produktionsverfahren und Skaleneffekte bei Baumaterialien dazu, dass zwischen 2025 und 2030 die nachhaltigen Verfahren wirtschaftlich mit den traditionellen mindestens gleichziehen werden. Und trotz gestiegener Refinanzierungskosten würden laut dem schwedischen Bauunternehmen Skanska die institutionellen Investoren nicht abspringen: Was sie kurzfristig mit konventionellen Verfahren und Bauweisen einsparen, legen sie später mit dem Kauf von Emissionszertifikaten drauf.