Schweizer und Schweizerinnen lassen sich bei der Wahl nachhaltiger Produkte von verschiedenen Motiven leiten. Laut einer aktuellen Studie von Globescan sind neben menschenrechtlichen Kriterien wie dem Verbot von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit insbesondere die Förderung der Biodiversität und die Reduktion negativer Umweltauswirkungen der Landwirtschaft von grosser Bedeutung. Fairtrade Max Havelaar betont deswegen die Wichtigkeit von stabilen Preisen und fundierter Aus- und Weiterbildung für Kleinbauern und -bäuerinnen im globalen Süden. Denn ohne finanzielle Mittel und entsprechendes Wissen ist eine nachhaltige Landwirtschaft unmöglich.

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Mindestpreise und Prämien

Fairtrade arbeitet hauptsächlich mit Kleinbauernfamilien zusammen, die oft eine schwache Position auf dem Weltmarkt haben. Oberste Priorität haben die Unterstützung vor Ort und der Marktzugang. Die Basis von Fairtrade sind Mindestpreise und Prämienzahlungen.

Der Autor

Fabian Waldmeier, CEO, Fairtrade Max Havelaar

Der Fairtrade-Mindestpreis sichert Kleinbauern finanziell ab. Er deckt die durchschnittlichen Produktionskosten und bietet somit Planungssicherheit und Schutz vor den volatilen Weltmärkten. Bei höheren Marktpreisen wird der bessere Preis gezahlt, was das Risiko für Kleinbauern und -bäuerinnen mindert, insbesondere bei Rohstoffen wie Kakao oder Kaffee, die an der Börse gehandelt werden. Mindestpreise werden periodisch überprüft und bei Bedarf angepasst, um auf Herausforderungen wie Klimawandel, Inflation und Preisschwankungen zu reagieren. So wurde im August 2023 der Mindestpreis für Arabica-Kaffee von 1,40 Dollar auf 1,80 Dollar pro Pfund angehoben, was mehr finanzielle Stabilität, bessere Zukunftsaussichten für Kaffeebauern und -bäuerinnen und die Sicherheit globaler Lieferketten gewährleisten soll.

Ohne finanzielle Mittel ist eine nachhaltige Landwirtschaft unmöglich.

Zusätzlich zum Verkaufspreis erhalten alle Produzentenorganisationen eine Fairtrade-Prämie. Bauernfamilien und Beschäftigte auf Plantagen entscheiden demokratisch, ob die Prämie in soziale, ökologische oder ökonomische Projekte investiert wird. Das Fairtrade-System erwirtschaftet jährlich über 200 Millionen Dollar an Fairtrade-Prämien, die vielfältig genutzt werden. Ein beeindruckendes Beispiel ist die Kaffee-Organisation Comsa in Honduras, die ihre Prämien in den Aufbau einer Schule für Kinder von Arbeitenden und Weiterbildungen zu nachhaltigen Landwirtschaftspraktiken sowie in nachhaltige Innovationen wie eigene umweltfreundliche Pflanzenschutzmittel mit effektiven Mikroorganismen investiert.

 

Biodiversität als Schlüssel

Klimafairness ist ein wichtiger Fokus von Fairtrade Max Havelaar. Die veränderten Wetterbedingungen und Naturkatastrophen bedrohen die Ernten und die Existenzgrundlage von Millionen Menschen. Deshalb unterstützt Fairtrade Initiativen im Bereich Umweltschutz und nachhaltige Landwirtschaft.

Als spannendes Beispiel dient das Projekt Sankofa, ein gemeinsames Programm von Fairtrade Max Havelaar, dem Schokoladenhersteller Halba und weiteren Partnern im Kakaosektor in Ghana, das auf dynamische Agroforstwirtschaft setzt. Dabei wird Kakao in einem vielfältigen Umfeld angebaut, was die Bodenfruchtbarkeit erhöht, ohne dass man auf Dünger und Pestizide angewiesen ist. Dies stärkt die Lebensgrundlagen der Kleinbauern und -bäuerinnen und fördert die Biodiversität. Zudem schafft es verschiedene Einkommensmöglichkeiten durch den Verkauf unterschiedlicher Produkte wie Mais neben Kakao.

 

Angebot übersteigt die Nachfrage

Die Schweiz ist Fairtrade-Weltmeisterin: Mit einem Pro-Kopf-Konsum von 104 Franken leisten Konsumenten und Konsumentinnen hierzulande einen so grossen Beitrag wie kein anderes Land, um faire Bedingungen für Menschen und Umwelt zu fördern. Dennoch übersteigt das Fairtrade-Angebot die Nachfrage. Viele Kleinbauern und -bäuerinnen, die nach Fairtrade-Standards produzieren, müssen einen Teil ihrer Ware zu instabilen Marktpreisen verkaufen. Fairtrade Max Havelaar glaubt an die Kraft globaler Partnerschaften, die eine stabile Bezahlung und nachhaltige Landwirtschaft weltweit ermöglichen können.