Wo früher Listen, E-Mails und lange Abstimmungsrunden den Alltag prägten, ermöglichen digitale Plattformen und KI-gestützte Analysen inzwischen präzisere Ergebnisse bei wesentlich geringerem Zeitaufwand. Unternehmen gewinnen dadurch Raum für strategische Themen, während Prüfungen weiterhin alle gesetzlichen und fachlichen Anforderungen erfüllen.
Die Autoren
Fabien Lussu, Audit-Partner, Leiter Bereich Energy, Resources & Industrials, und Srdjan Peric, Senior Manager Bereich Audit & Assurance, beide Deloitte Schweiz
Der Nutzen ist klar: weniger Belastung im Tagesgeschäft, mehr Transparenz und fundiertere Entscheidungen. «Der Audit war für uns bislang eine arbeitsintensive Zeit – unzählige Mails, lange Sitzungen und Checklisten mit angeforderten Dokumenten –, was zu einer herausfordernden Zeit für alle Involvierten führte. Dieses Jahr war es erstmals anders: weniger Meetings, gezielte Fragen, und kaum Standardanfragen. Diese Effizienz ermöglichte es uns, uns stärker auf die laufenden Geschäfte zu konzentrieren als in der Vergangenheit.» So beschreibt ein CFO die erste Prüfung mit Unterstützung der Audit-Plattform Omnia von Deloitte. Für ihn war dies eine praktische und hoch willkommene Veränderung: Er hatte mehr Zeit für das Tagesgeschäft, weniger Unterbrechungen – und trotzdem eine sehr präzise, gesetzeskonforme Prüfung ohne Verzögerungen oder Überraschungen. Dies zeigt, wie hoch entwickelte Technologie zum festen Bestandteil moderner Wirtschaftsprüfung geworden ist.
Mit Audit-Plattformen und KI-gestützten Prozessen lassen sich heute vollständige Datensätze in kürzester Zeit analysieren. Standardtransaktionen des Unternehmens können, je nachdem, weitgehend automatisiert geprüft werden. Für Unternehmen bedeutet das unter anderem: weniger Anfragen, weniger Dokumentenabgaben und weniger zeitintensive Abstimmungstermine. Dies erlaubt es den Führungskräften und Finanzabteilungen, ihre Ressourcen gezielter auf strategische Projekte, operative Herausforderungen oder zur Identifikation neuer Marktchancen einzusetzen. Gleichzeitig bleiben die Prüfergebnisse vollständig, konsistent und in höchstem Masse präzise – ohne Abstriche bei regulatorischen Anforderungen.
Wertvolle Zusatzinformationen
Wie unsere Erfahrungen zeigen, geht der Nutzen der eingesetzten Technologie weit über das schnelle Auffinden von Informationen hinaus. Sie ermöglicht die Analyse von Kundendaten in unterschiedlichsten Formaten, von Finanzkennzahlen bis zu operativen Leistungsindikatoren, und bindet auch externe Datenquellen ein. Zusätzlich werden die Ergebnisse mit branchenspezifischen und öffentlich verfügbaren Benchmarks verglichen. Auf diese Weise lassen sich Muster, Risiken und Chancen erkennen, die in manuellen Prozessen leicht verborgen bleiben. Unternehmen erhalten so auch wertvolle Hinweise, wie die Rechnungslegung, die internen Kontrollen und Governance-Strukturen weiterentwickelt werden könnten – und das wohlgemerkt im Kontext ihrer Branche und Marktsituation.
Die neue Technologie produziert automatisch Vorlagen und Entwürfe für Management Letters und Memos, was die Entwicklung kohärenter und wirksamer Kommunikationsmittel für die verschiedenen Anspruchsgruppen wesentlich erleichtert. Dazu gehören auch weiterführende Angaben zu aktuellen regulatorischen und fachlichen Entwicklungen. Unternehmen erhalten so praktisch nutzbare Zusatzinformationen, die individuell auf sie zugeschnitten sind. Dies entlastet interne Teams und erhöht die Effizienz.
Der Mensch bleibt zentral
Technologieeinsatz in der Wirtschaftsprüfung erfordert das Einhalten höchste Sicherheits-, Qualitäts- und Ethikstandards. Entsprechend streng sind bei Plattformen wie Omnia oder bei KI-gestützten Analyseverfahren die Governance-Richtlinien: Bei Deloitte etwa stellt das Trustworthy AI Framework sicher, dass Daten jederzeit vertraulich, Prozesse transparent und Ergebnisse nachvollziehbar bleiben. Unternehmen können den Resultaten entsprechend inhaltlich, methodisch wie auch ethisch vertrauen.
Selbst die fortschrittlichste Technologie kann jedoch den persönlichen Dialog nicht ersetzen – sie schafft aber den Raum dafür. Durch die Automatisierung vieler Routinetätigkeiten können sich die Teams stärker auf das konzentrieren, was im Prüfungsprozess den Unterschied macht: das Verständnis für die individuelle Situation des Unternehmens sowie die offene Diskussion über Ergebnisse und mögliche Handlungsoptionen. So entsteht ein kommunikativer Austausch auf Augenhöhe, der auf Vertrauen und gegenseitigem Verständnis basiert und der den Wert der Prüfung für Unternehmen deutlich erhöht.
Die Digitalisierung der Wirtschaftsprüfung ist längst Realität – und sie wird immer noch besser. Für Unternehmen bedeutet dies mehr Raum für das, was wirklich zählt wie zum Beispiel: die Behandlung von komplexen Rechnungslegungsthemen, vertiefte Diskussionen über strategische Entwicklungen und Nachhaltigkeitsinitiativen oder ganz einfach mehr Zeit für das operative Tagesgeschäft.