Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) verändert Wirtschaft und Arbeitswelt rasant. In der Wirtschaftsprüfung prägt sie bereits heute den Arbeitsalltag: Die Prüfung von Jahresabschlüssen wird automatisiert, KI beschleunigt Datenanalysen und unterstützt bei der Dokumentation. Trotz alledem wird KI Fachkräfte nicht vollständig ersetzen. Im Gegenteil: Die Technologie erfordert mehr Wissen und Anpassungsfähigkeit. Umso wichtiger ist es, jetzt in die Mitarbeitenden zu investieren.

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Die Autoren

Andrin Bernet, Partner und Leiter Assurance, und Adam D’Angelo, Partner Assurance, beide PwC Schweiz

KI kann zwar riesige Datenmengen in kürzester Zeit verarbeiten, Tausende Transaktionen prüfen, Auffälligkeiten markieren und Berichte zusammenfassen. Was sie aber nicht kann, ist, professionelles Urteilsvermögen anwenden, Annahmen hinterfragen oder ethische Fragen abwägen. Algorithmen stellen keine unbequemen Fragen, sie navigieren nicht durch Grauzonen, und sie sehen keine Zwischentöne. Diese Aufgaben bleiben beim Menschen. Fachkräfte bringen Unabhängigkeit, Erfahrung und kritisches Denken ein. Sie erkennen Risiken hinter scheinbar makellosen Zahlen, verstehen die Hintergründe von Entscheidungen und behalten das grosse Ganze im Blick. Daher ist klar: KI ist ein Werkzeug und ein Assistent – aber kein Ersatz.

Ausbildung muss Schritt halten

Wie in vielen anderen Branchen werden Jobs in der Wirtschaftsprüfung auch nicht verschwinden, aber sie verändern sich schnell. Statt jede Transaktion einzeln zu prüfen, interpretieren Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer heute die Resultate von KI-Systemen. Sie müssen verstehen, wie Daten fliessen, welche Logik hinter den Auswertungen steht und ob die Schlussfolgerungen korrekt sind. Damit prüfen sie nicht mehr nur Zahlen, sondern auch die Systeme, die diese generieren. Das ist ein grundlegender Wandel, der neue Fähigkeiten verlangt.

PwC Schweiz hat schon frühzeitig eine Lernplattform aufgebaut, die gezielt zukunftsfähige Kompetenzen vermittelt. Unser Ansatz dabei: weniger Theorie über KI, sondern praxisnahes Lernen. Mitarbeitende arbeiten mit Szenarien aus der Praxis, sie trainieren nicht nur, mit der Technologie umzugehen, sondern auch mit ihr zu denken. Dank interner KI-Tools wie Microsoft Copilot wird die Prüfungsarbeit effizienter und zeitsparender. So können Routineaufgaben reduziert und Raum für kritische Analysen und ein gesundes Mass an Skepsis geschaffen werden.

Früher Verantwortung übernehmen

Ein Nebeneffekt: Junge Fachkräfte übernehmen früher komplexe Aufgaben mit hoher Verantwortung. Wenn KI wiederkehrende Arbeitsschritte übernimmt, bleibt mehr Raum für Kundenkontakte, Entscheidungsfindung und strategische Fragestellungen. So sammeln Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer schon in den ersten Berufsjahren Führungserfahrung und leiten Teams. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie über Fachwissen, methodische Sicherheit und Kommunikationsstärke verfügen. Unternehmen müssen diese von Beginn an fördern. 

Auch wenn KI aus der Wirtschaftsprüfung nicht mehr wegzudenken ist: Den Unterschied zwischen einer guten und einer herausragenden Prüfung macht nicht ein Algorithmus oder die Technologie, sondern der Mensch dahinter. Charakter, Kompetenz und Neugierde sind entscheidend für die Qualität der Wirtschaftsprüfung. Firmen, die gezielt in Weiterbildung investieren und ihre Fachkräfte befähigen, Technologie verantwortungsvoll einzusetzen, werden vom technologischen Wandel profitieren. In fünf Jahren werden Prozesse anders aussehen, das Tempo wird steigen. Doch der Bedarf an klugen, ethisch handelnden und umsichtigen Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer bleibt – daran wird sich so schnell nichts ändern.