Unternehmen navigieren durch ein sich schnell wandelndes Umfeld, getrieben von revolutionären Technologien wie generativer künstlicher Intelligenz, die neue Möglichkeiten eröffnen, aber auch Risiken verstärken. Gleichzeitig fordern Klimawandel, Fachkräftemangel oder Steuerreformen Anpassungen, während politische Veränderungen globale Ausrichtungen und Lieferketten neu formen. Vor diesem dynamischen Hintergrund sind Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte (VR) gefordert. Sie müssen die richtigen Fragen stellen, mögliche Fehlentscheide verhindern und sind für die Auswirkungen auf ihr Unternehmen, die Mitarbeitenden und die Gesellschaft verantwortlich.

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Die Autoren

Matthias Gschwend, Audit Partner, Deloitte

Alessandro Miolo, Managing Partner Audit & Assurance, Deloitte.

Prioritäten im Prüfausschuss

Je nach regulatorischem Umfeld sind die Anforderungen an VR-Weiterbildungen spezifiziert, allgemein gehalten oder sogar freiwillig. In der Schweiz empfiehlt der Swiss Code of Best Practice for Corporate Governance von Economiesuisse Weiterbildungen, während für Gesellschaften, die der US-Börsenaufsicht SEC oder Finanzmarktaufsicht Finma unterliegen, regulatorische Pflichten greifen. Unabhängig von den Vorschriften ist eine umfassende Weiterbildung für VR-Mitglieder stets unverzichtbar, damit sie ihre vielfältigen Aufgaben erfolgreich zu bewältigen vermögen. Dies betrifft den VR als Gremium, aber auch dessen Ausschüsse wie das Audit Committee (AC). Diese auch als Prüfungsausschuss bezeichnete Fachgruppe des VR befasst sich insbesondere mit den Prozessen der finanziellen und nichtfinanziellen Berichterstattung, Einhaltung von regulatorischen Anforderungen und unternehmensinternen Kontrollen.

Eine umfassende Weiterbildung ist für VR-Mitglieder unverzichtbar, um die vielfältigen Aufgaben erfolgreich bewältigen zu können.

 

Deloitte identifiziert jährlich in einer Umfrage die Top-Prioritäten von AC-Mitgliedern US-börsenkotierter Unternehmen. Über die Finanzberichterstattung und internen Kontrollen hinaus erwarten ACs in der im März 2024 publizierten Umfrage, dass ihre zwei wichtigsten Prioritäten dieses Jahr im Bereich Cybersicherheit und im unternehmensweiten Risikomanagement liegen. Die nachfolgenden Prioritäten sind weniger eindeutig.

Die genannten Prioritäten zeigen, dass ein Audit-Committee-Mitglied Wissen aus einem sehr weiten Themenspektrum benötigt. Entsprechend braucht es einen grossen Erfahrungsschatz, aber auch ein breites Fachwissen, um Zusammenhänge, Risiken und Chancen zu erkennen sowie Vorschläge des Managements kritisch hinterfragen zu können. Dieses Wissen auf dem aktuellen Stand zu halten und laufend mit neuen Themenfeldern zu ergänzen, ist deshalb äusserst wichtig. Ansonsten droht die Leitungs- und Kontrollfunktion des VR und des AC verloren zu gehen; Fehlentscheide mit möglicherweise einschneidenden Konsequenzen für das Unternehmen können die Folge sein.

 

Wichtige Themenwahl

VR-Mitglieder stehen vor einer breiten Palette an Weiterbildungsoptionen, vom Selbststudium bis zu fokussierten Seminaren. Ihre Erfahrung aus unterschiedlichen Unternehmen bereichert zwar ihre Perspektive und die jeweils anderen Gremien, dennoch ist eine regelmässige, zielgerichtete Weiterbildung essenziell. Angesichts begrenzter Zeit sind kompakte Kurse oft die praktikabelste Lösung. Weiter stärkt ein gemeinschaftliches Weiterbildungsprogramm für das gesamte Gremium den Zusammenhalt und ermöglicht eine massgeschneiderte Auseinandersetzung mit unternehmensspezifischen Herausforderungen.

Zentral für die Planung der Weiterbildung ist die Themensetzung, was aufgrund der Vielfalt an Themen oder unterschiedlichem Kenntnisstand eine Herausforderung ist. Insbesondere für ACs sind Prüfungsgesellschaften ein guter Ausgangspunkt, um eine externe, unabhängige Perspektive zu erhalten. Prüfungsgesellschaften kennen die Herausforderungen einer Vielzahl anderer Unternehmen der gleichen Branche und haben mit ihren eigenen Fachspezialisten ein breites Wissen über aktuell relevante Themen. Wichtig ist die richtige Themensetzung in der Weiterbildung. Dafür sind nebst der Erfahrung des VR auch weitere externe Inputs zur Themensetzung hilfreich, etwa Board-Education-Programme der grossen Prüfungsgesellschaften. Diese können etwa zu verhindern helfen, dass relevante Weiterbildungsinhalte nicht oder zu spät erkannt werden oder eine zu grosse Abhängigkeit von unternehmensinternen Fachspezialisten entsteht. Angesichts des schnellen Wandels in Technologie, Geopolitik und Regulierung ist kontinuierliche Weiterbildung im Audit Committee unverzichtbar für eine proaktive Unternehmensführung und stärkt dessen Widerstandsfähigkeit. Audit-Committee-Mitglieder müssen jetzt handeln, um mit Fachwissen nicht nur auf Herausforderungen zu reagieren, sondern auch, um bei Trends voranzugehen.

Rangfolge Prioritäte Audit Committees
Quelle: Deloitte; Handelszeitung