Von künstlicher Intelligenz (KI) wird in der Wirtschaftsprüfung schon lange gesprochen. Nur blieb dieses Thema für eine breite Öffentlichkeit lange etwas abstrakt. Mit dem Aufkommen von Chat GPT ist KI nun im digitalen Alltag fast zur Gewohnheit geworden. Und man fragt sich, wie weit diese Technologie bei den Revisionsfirmen schon fortgeschritten ist. Für Wirtschaftsprofessor Reto Eberle von der Universität Zürich stehen wir erst am Anfang einer rasanten Entwicklung: «KI hat das Potenzial, die Abschlussprüfung wirksamer zu machen.» Der Accounting-Experte meint damit, dass nicht mehr die Grundgesamtheit mittels Stichproben, sondern insbesondere die Ausreisser untersucht werden.

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Ob die Abschlussprüfung mit KI besser und sicherer wird, muss die Zukunft zeigen. Die neue Technologie bietet aber zumindest die Möglichkeit, auffällige Transaktionen rascher und vertieft zu identifizieren. Allfällige Bilanzmanipulationen, die bei den jüngsten Firmenskandalen im Zentrum standen, lassen sich mit den ausgeklügelten Methoden der KI eher aufdecken. Die grossen Wirtschaftsprüfungsunternehmen PwC, Deloitte, EY und KPMG haben bereits zweistellige Milliardenbeträge in die Weiterentwicklung von KI gesteckt. Die technologischen Lösungen reichen von Machine-Learning bis zu neuronalen Netzen und sehr komplexen Sprachmodellen. Das wird die digitale Transformation in vielen Unternehmen und Organisationen beschleunigen.

Weil KI aber bereits auch kritisch beurteilt wird, liegt es an den Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfern, die Chancen und Risiken zu kennen und diese für die jeweiligen Anwendungsfälle einzuschätzen. Gemäss der Branchenumfrage von Expertsuisse ist die Digitalisierung zwar im Jahresvergleich etwas nach unten gerückt, sie verbleibt aber unter den drei wichtigsten Themen.

Auch das Berufsbild wandelt sich. Neben dem vertieften Wissen im Accounting-Bereich sind mehr und mehr auch IT-Kenntnisse erforderlich. KI-gestützte Technologien entlasten die Revisionsverantwortlichen schon heute von aufwendigen manuellen Routinearbeiten. Umso intensiver können sie sich um die risikobehafteten Bereiche der Abschlussprüfung kümmern. Mit der Automatisierung gibt es raschere Prüfergebnisse. Letztlich muss aber die unabhängige Prüfperson nach persönlichem Ermessen entscheiden, und nicht eine Blackbox. Trotz technischem Fortschritt gibt es Grenzen für den Einsatz von KI. Der Mensch und sein Urteilsvermögen können nicht ausgeschaltet werden.