Die Cloud-Tochter von Amazon wird in Zukunft Daten in der Schweiz speichern. Amazon Web Services will die Datenregion Europa (Zürich) in der zweiten Jahreshälfte 2022 eröffnen. Ab dann können die Kunden von AWS – zum Beispiel Novartis, die Post und die SBB – Daten auf Schweizer Servern lagern. Auch die Latenzzeit für Schweizer Projekte soll sinken. Das teilt AWS anlässlich der Schweizer Digitaltage mit.

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Über ein AWS-Datencenter in der Schweiz war lange spekuliert worden. Die Konkurrenz, allen voran Microsoft und Google, betreiben seit einiger Zeit Datencenter in der Schweiz. In Kombination mit diesem Schritt haben sie ihr Team an Beratern ausgebaut, um Firmen besser bei Cloudprojekten unterstützen zu können.

Zahl der AWS-Mitarbeiter in der Schweiz wächst

Auch AWS hat bereits 2016 ein erstes Büro in der Schweiz eröffnet, 2017 folgte ein weiteres in Genf. Seither hat der Cloud-Anbieter seine Präsenz im Land erweitert, mit Teams für die Kundenbetreuung und den technischen Support. Mit der neuen Schweizer Region setze AWS seine Investitionen in die Schweiz fort, heisst es in der Mitteilung.

Der nächstgelegene Datencluster ist bisher Frankfurt am Main. Im Januar 2020 hatte Amazon-CTO Werner Vogels gegenüber der Handelszeitung gesagt, er höre selten von Schweizer Kunden, dass es für sie wichtig sei, die Daten lokal zu speichern. «Für sie ist wichtiger, dass wir Prozesse, sagen wir, in Japan abwickeln können.» Der Grund, um eine Cloudregion aufzubauen, liege eher darin, die Latenzzeiten zu senken. Eine niedrige Latenzzeit bedeutet, dass in der Cloud gespeicherte Datenprozesse flüssig und ohne Verzögerung laufen. AWS verspricht, dass mit der Schweizer Region die Latenzzeit für hiesige Projekte geringer würde. Dies sei auch der Hauptgrund für die Entscheidung, jetzt Rechenzentren in der Schweiz zu eröffenen, sagte Vogels in einem weiteren Interview mit der Handelszeitung: «Viele unserer Firmenkunden haben einen massiven Anstieg der Datennutzung erlebt. Kombiniert mit der Entwicklung von 5G – was bedeutet, dass eine geringe Latenzzeit noch wichtiger ist.»

AWS senkte Kosten bei der Schweizer Post

Bei Cloud-Projekten handelt es sich längst nicht mehr um reine Datenspeicher-Aufgaben. Vielmehr geht es um komplexe Software-Infrastrukturen, die häufig auf künstliche Intelligenz oder das Internet of Things setzen. Die Schweizerische Post zum Beispiel nutzt mehr als 80 verschiedene AWS-Dienste. Mit der heutigen IT-Infrastruktur sei es möglich,  zu Spitzenzeiten Hunderte Pakete in der Minute abzufertigen, sagt Christoph Siegrist, Leiter des Bereichs Cloud bei der Post anlässlich der Ankündigung von AWS. Vor einigen Jahren seien es noch Hunderte von Paketen pro Tag gewesen.

Die Post sei in puncto IT effizienter geworden und liefere insgesamt eine bessere Kundenerfahrung, zum Beispiel durch die Paketverfolgung per App. Früher habe die Post ein bis zwei Software-Versionen pro Jahr liefern können. «Mit AWS können wir nun kontinuierlich Code-Anpassungen integrieren und direkt zur Verfügung stellen und so konstant neue Funktionen bereitstellen.» Ausserdem hätte die Post Anwendungsmanagement mit AWS automatisiert und die operativen Kosten auf diese Weise um mehr als 50 Prozent gesenkt. Siegrist sagt, die neue AWS-Region in der Schweiz trage dazu bei, die Innovationen der Schweizerischen Post zu beschleunigen und die IT-Kosten weiter zu reduzieren.

Marktführer bei den Cloud-Diensten

AWS ist globaler Marktführer unter den Cloud-Dienstleistern und steht auch in der Schweiz an der Spitze. Zahlreiche Unternehmen in der Schweiz setzen auf seine Dienste, von Grosskonzernen bis zu Startups wie Ava oder Beekeeper.

Der Anbieter wurde vor 14 Jahren als die Cloudsparte von Amazon gegründet und hat in der ersten Jahreshälfte 2020 gut 21 Milliarden Dollar Umsatz erzielt, ein Plus zum Vorjahreszeitraum um 31 Prozent. AWS bietet 175 verschiedene Cloud-Dienste, sie sind in mehr als 190 Ländern der Welt verfügbar. Die Daten werden bisher in 24 Cloud-Regionen gespeichert. AWS plant vier weitere in Indonesien, Japan, Spanien und der Schweiz.