Man kann sich dieser Faszination kaum entziehen, ich zumindest nicht: schiere Grösse und zur Schau gestellte Kraft, fast lächerlich mächtige 23-Zoll-Räder und dieser böse Blick aus den Schlitzaugen-Scheinwerfern, dazu fünf Meter lang und 2,4 Tonnen schwer – und dennoch wirkt dieses Fahrzeug fast elegant dank dem geschickten Design mit gestreckter Dachlinie.

Was ich meine: Es ist, als hätte man das Michelin-Männchen oder Wrestler-gone-Schauspieler Dwayne Johnson zum Galadinner in einen Smoking gezwängt. Und sie haben reingepasst.

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Winter ist ja die Zeit der Allradler und Geländewagen, insofern kommt diese Testfahrt gerade richtig, auch wenn noch kein Schnee lag. Schon andere Tester bemängelten ab und an das Fahrwerk, weil es etwas indifferent wirkt, nicht hundertprozentig direkt über den Fahrbahnzustand und die aktuellen Kräfte und Einflüsse informiert.

Der Testfahrer

Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto. Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.

Aber hey, ernsthaft – es ist ein SUV! Ich selber bin kein Fan dieser Riesen-Geländewagen, die selten bis nie Gelände zu spüren bekommen; wer Fahrbahnverbundenheit und Nähe zum Asphalt erfahren will, muss sich eben einen Sportwagen, zumindest einen Sportkombi, kaufen statt einen Sport-SUV.

Den, unterstelle ich immer gern, kauft man sich aus anderen Gründen: Man sieht sich eben nicht als Sportler, sondern als Herrenfahrer (für Damen findet sich kein äquivalenter Begriff, obwohl es höchstwahrscheinlich ähnliche Charaktere gibt) mit dem Anspruch, etwas höher als der Plebs zu thronen.

Cockpit

AUDI RSQ8 mHEV: Wer die Tempobegrenzung entsperren lässt, kann 305 km/h schnell werden

Quelle: PD

Wobei die anhaltende SUV-Schwemme den Vorteil der besseren Sichtachse längst zunichtegemacht hat; heute ist Exot, wer nicht in einem SUV sitzt.Aber auch als Fahrperson mit Drang zu Höherem möchte man bisweilen standesgemäss beschleunigen. Und der Achtender mit 600 PS schafft wirklich Vortrieb ohne Ende.

Audi RSQ8 mHEV

Antrieb: 4-Liter-V8-Biturbo, Mild-Hybrid

Verbrauch: 13,6 Liter Super Plus

Leistung: 600 PS (441 kW) 0–100 km/h: 3,8 s

Vmax: 250 km/h (optional 305 km/h)

Preis: ab 160 900 Fr.

Wer die Tempobegrenzung entsperren lässt, kann 305 km/h schnell werden – aber da würde es mich im Magen kitzeln auf dem Hochsitz; solche Geschwindigkeiten sind eigentlich tief fliegenden Supersportlern vorbehalten, denn selbst nach der längsten Geraden folgt unweigerlich eine Kurve.

Dynamic photo,Color: Daytona grey

AUDI RSQ8 mHEV: Von 0 auf 100 km/h in 3,8 s

Quelle: PD

Um dann den Brachial-SUV zu bändigen, benötigt Audi Sportdifferential, Luftfederung, Allradlenkung, «radselektive Momentsteuerung» und, klar, Wankstabilisierung. Das funktioniert bestens, dennoch kann das Ganze nicht verleugnen, dass hier Kräfte eingefangen werden müssen, die eher wesensfremd sind.

Den Mild-Hybrid, meine Meinung, hätte sich Audi sparen können. Davon abgesehen: aussen beeindruckend, innen luxuriös, genug Platz und viel Dampf – ganz alte Schule, schön! Ein echter Klopper.

Dirk Ruschmann
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