Die Europäische Kommission hat am Montag ein Verfahren gegen die grossen Technologiekonzerne Alphabet, Meta und Apple eröffnet. Die Unternehmen gehören zu der Gruppe, die die Bank of America als «Magnificent 7» – die glorreichen Sieben – bezeichnet. Zusammen mit Amazon, Microsoft, Nvidia und Tesla bilden sie die Börsenschwergewichte am amerikanischen Technologieindex Nasdaq.

Doch seit einigen Monaten geht es drei der glorreichen Sieben an den Kragen. Zum einen wirbelt die Politik mit neuen Vorgaben die Geschäftsmodelle durcheinander. Zum anderen gibt es Anzeichen, dass der Tech-Boom an der Börse bald abflauen könnte. Die Ereignisse im Überblick.

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Google soll sich Marktvorteil verschaffen

Die Untersuchung der EU-Kommssion steht im Zusammenhang mit dem Digital Market Act – einer Initiative, welche die Marktmacht der grossen digitalen Dienste einschränken soll. Konkret untersuchen die Wettbewerbshüter bei Alphabet, ob der Konzern die Ergebnisliste der Google-Suche zum eigenen Wettbewerbsvorteil nutzt. Die Suche soll Dienste wie Google Maps, Google News und Google Shopping bevorzugen.

Zuvor hatte Frankreich in der vergangenen Woche eine Strafe von 250 Millionen Euro gegen Google verhängt. Der Konzern hatte sich nicht an eine Selbstverpflichtung aus dem Jahr 2022 gehalten. Ausgangspunkt war ein Streit mit französischen Medienhäusern, die eine ungerechtfertigte Nutzung ihrer Inhalte beklagten. Neben dem Verstoss gegen die Selbstverpflichtung soll Google zudem Inhalte der Verlage, ohne deren Wissen für das Training der künstlichen Intelligenz Gemini verwendet haben.

Apple auch mit Geldstrafen konfrontiert

Apple steckt schon länger in der Krise. Das jüngste Verfahren der EU-Kommission ist nur die Spitze des Eisbergs. Der Technologiekonzern mit dem ikonischen Apfel-Logo wurde bereits Anfang März mit einer Wettbewerbsstrafe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Apple hatte seine marktbeherrschende Stellung beim Vertrieb des Musikstreamingdienstes Apple Music an iPhone- und iPad-Nutzer missbraucht.

In der vergangenen Woche zog die US-Kartellbehörde nach: Die US-Regierung wirft Apple unfairen Wettbewerb vor. Konkret geht es um den Vorwurf, Apple behindere Apps, Chatdienste und Spiele von Konkurrenten in den eigenen Appstores. Erst kürzlich musste der Konzern wieder Spiele des Spieleanbieters Epic Games in Europa zulassen. Dieser beklagte zuvor, dass Apple die «Konditionen ungünstig für Entwickler gestaltet» hat.

Im laufenden Verfahren hat die EU-Kommission ebenfalls Bedenken im Bereich des Appstores. Besitzerinnen und Besitzer eines iPhones können bestimmte vorinstallierte Apps nicht löschen und sind so gezwungen, die Dienste des Konzerns in Anspruch zu nehmen. Teilweise müssten die Nutzerinnen und Nutzer für diese Dienste noch einmal gesondert bezahlen.

Apple wehrt sich gegen die Vorwürfe, sie bedrohten die Prinzipien, die Apple-Produkte in einem hart umkämpften Markt «herausragend» machten. Es handele sich aber auch um einen gefährlichen Präzedenzfall, bei dem die Regierung in die Entwicklung von Technologie eingreifen wolle, so der Konzern.

Metas Bezahlmodell unter Beschuss

Im Fokus der EU-Untersuchung steht das im Oktober 2023 eingeführte Bezahlmodell der Plattformen Facebook und Instagram. Gegen einen monatlichen Betrag von 13 Franken kann Instagram werbefrei genutzt werden. Für weitere 6 Franken verschwindet die Werbung auch auf Facebook – ansonsten wird den Kundinnen und Kunden personalisierte Werbung ausgespielt. Die EU-Kommission prüft nun, ob die Nutzerinnen und Nutzer damit indirekt zur Preisgabe ihrer persönlichen Daten gezwungen werden.

Die Europäische Kommission hat im vergangenen Herbst einige Technologiegiganten, darunter auch Meta, als «Gatekeeper» eingestuft. Diesen Unternehmen werden aufgrund ihrer Marktmacht strengere Auflagen für ihre Produkte und Angebote gemacht. So sollte im Fall von Meta der Messenger-Dienst Whatsapp auch Nachrichten von anderen, kleineren Anbietern zulassen. Für die Umsetzung der Auflagen haben die Konzerne sechs Monate Zeit.

Bewegung an der Börse bei Tech-Aktien

Nicht nur die Politik drückt derzeit auf das Image der grossen Technologiekonzerne. An der Wall Street beobachten Analysten eine zunehmende Zahl von Insiderverkäufen. Konkret: Firmenchefs verkaufen eigene Aktien – und zwar viele. Laut einer Analyse des Datendienstes Verity hat Amazon-Gründer Jeff Bezos (60) für rund neun Milliarden Dollar Aktien des Online-Händlers verkauft.

Der Gründer des Dateninformationssystems Palantir, Peter Thiel (56), verkaufte in diesem Monat Aktien im Wert von 175 Millionen Dollar und Facebook-Chef Mark Zuckerberg (39) trennte sich erstmals seit Jahren von einem Aktienpaket und kassierte dafür 135 Millionen Dollar.

Kein gutes Zeichen, sagen Analysten. Die Verkäufe könnten ein Signal für mangelndes Vertrauen in das eigene Unternehmen oder dessen Bewertung sein. Börsenkenner gehen sogar so weit zu behaupten, dies sei der Anfang vom Ende des Tech-Booms an der Börse. Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, wie lange die «Magnificent 7» noch zu siebt glorreich sein werden.

Olivia Ruffiner
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