Künstliche Intelligenz (KI) ist der neue Allesverschlinger im Internet. Dass für die Datenbasis einer KI öffentlich zugängliche Daten abgezogen werden, erhitzt die Gemüter – besonders in der Kreativbranche. Künstlerinnen arbeiten monatelang an ihren Werken, Autorinnen schreiben Jahre an einer Buchserie und Journalisten recherchieren ausführlich, nur damit die KI diesen Inhalt neu zusammengewürfelt als eigenen ausspucken kann. 

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Chat GPT, das Sprachmodell des KI-Überfliegers Open AI, antwortet zudem in Sekundenschnelle. Die Leserinnen und Leser bekommen die gewünschten Informationen quasi auf dem Silbertablett serviert – die Originalquelle bleibt aussen vor. Bereits Suchmaschinen schöpften Medien einen grossen Teil der Seitenbesucher und so auch Einnahmen ab, mit dem Einsatz von KI bricht dieser Anteil noch weiter ein. 

Können unabhängige Medien nicht mehr überleben, weil ihnen die Abonnenten und Inserentinnen abspringen, ist das mehr als nur ein Problem einzelner Medienhäuser. Es ist auch ein Problem für die Demokratie und die Meinungsfreiheit. Wo heute verlässliche Informationen zu finden sind, bliebe eine Lücke zurück, die von abhängigen Informationen und Lobbyisten gefüllt werden würde. 

Darüber hinaus baut Open AI auf diesen Inhalten ein profitables Geschäftsmodell auf. Das Unternehmen ist aber selbst kein Medienhaus, beschäftigt keine Journalisten und arbeitet nicht mit dem Ziel, die Öffentlichkeit zu informieren. Im Gegenteil, es entscheidet sogar, welche Informationen in die Datenbank eingespeist werden und setzt Filter, um die Inhalte – teilweise berechtigt – einzugrenzen.

Licht auf diese Debatte wirft nun die Klage der «New York Times» gegen Open AI. Der Fall ist in zweierlei Hinsicht interessant: Zum einen wird deutlich, dass das Urheberrecht im KI-Bereich endlich klar definiert werden muss. Zum anderen zeigt sie die Wichtigkeit von Medieninhalten in KI-Systemen auf. Schliesslich ist ein Sprachmodell jeweils nur so gut wie die Daten, mit denen es gefüttert wird.

Dass die Kreativbranche mit am Tisch sitzt, wenn es um die Entwicklung von KI-Systemen geht, ist unabdingbar. Das ist auch Open AI bewusst, das Start-up führt indes Verhandlungsgespräche mit mehreren Anbietern, in denen es um eine Lizenzierung geht. Medienhäuser sollen gegen Vergütung bewusst ihre Inhalte freigeben. Die aktuell gebotenen Jahresbeiträge von 1 bis 5 Millionen Dollar sind für das Start-up, das eine Bewertung von 86 Milliarden aufweist und den Megakonzern Microsoft im Rücken hat, nur eine Kleinigkeit. Der Ansatz der Partnerschaft ist aber ein Schritt in die richtige Richtung, in der die wahren Urheberinnen und Urheber für ihre Arbeit vergütet werden und die KI weiterhin von unabhängigen Informationen lernt.

Olivia Ruffiner
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