Die tiefen Rohstoffpreise machen Glencore zu schaffen. Erst kürzlich schickten sie die Aktien des Konzerns mit Sitz in Baar ZG auf eine Achterbahnfahrt. Nun ergreift der Rohstoffkonzern Massnahmen: Die Zinkproduktion wird zurückgefahren. 1500 Leute verlieren den Job.

Um 500'000 Tonnen jährlich reduziert Glencore die produzierte Menge an Zink, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Das entspricht etwa 4 Prozent der Weltproduktion. Die Ankündigung verhalf dem Zinkpreis zum grössten Kurssprung seit vier Jahren.

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Der Preis des Metalls, das unter anderem in der Automobilindustrie für den Schutz vor Korrosion verwendet wird, liegt allerdings immer noch deutlich unter dem Niveau vom Jahresbeginn. Der tiefe Preis ist der Grund für Glencores Handeln: Man wolle den Wert der in den Minen vorhandenen Reserven erhalten, schreibt Glencore. Der momentane Preis entspreche nicht dem Wert der knappen Ressourcen.

Produktionsstopp in Australien und Peru

In der Mine Lady Loretta in Australien wird die Produktion ganz eingestellt, ebenso in der Mine Iscaycruz in Peru. In der George-Fisher-Mine und der McArthur-River-Mine in Australien sowie in verschiedenen Minen in Kasachstan fährt Glencore die Produktion zurück.

Insgesamt sinkt dadurch Glencores jährliche Zinkproduktion um einen Drittel. Im vierten Quartal werde die Produktion von Zink um rund 100'000 Tonnen zurückgehen, schreibt das Unternehmen. Auch die Bleigewinnung ist betroffen: Diese wird um 100'000 Tonnen pro Jahr reduziert.

Glencore trotz Kürzungen optimistisch

Für die Zukunft zeigt sich Glencore aber optimistisch: Man sei zuversichtlich für die mittel- und langfristige Entwicklung des Zink-, Blei- und Silberpreises, heisst es in der Mitteilung. Die nun beschlossene Reduktion der Fördermenge stelle sicher, dass das Zinkgeschäft auch künftig nachhaltig betrieben werden könne und Jobs und Erträge für die Aktionäre generiere.

Die Massnahmen haben Folgen für die Mitarbeiter: Über 1500 Personen verlieren ihren Job. 540 Personen in Australien und 1000 Personen in Südamerika seien betroffen, hiess es beim Unternehmen. Da es sich um eine temporäre Massnahme handle, könne es sein, dass die Personen später wieder eingestellt würden.

Die Entscheidung sei nicht leichtfertig getroffen worden. In den kommenden Tagen werde man mit den Angestellten in Kontakt treten und Unterstützung für die Betroffenen bereitstellen.

Auf und ab beim Aktienkurs

Die tiefen Rohstoffpreise hatten in den vergangenen Wochen die Glencore-Aktionäre beunruhigt. Der Aktienkurs legte eine wahre Achterbahnfahrt hin. Ende September brach der Kurs in London an einem einzigen Tag um rund 30 Prozent ein. Die Händler hatten Zweifel, ob Glencore den Rückgang der Rohstoffpreise verschmerzen kann.

Bezweifelt wurde auch, ob der Sanierungskurs des Konzerns erfolgreich ist. Analysten warnten, dass die hohe Verschuldung von fast 30 Milliarden Dollar zu einem existenzbedrohenden Problem werden könnte, wenn sich die Rohstoffpreise nicht erholten.

Glencore reagiert auf Analysten-Warnungen

Glencore bemühte sich danach um Schadensbegrenzung: Das Unternehmen habe keine Finanzsorgen und sei genügend liquide, teilte der Konzern am Tag nach dem Rekordeinbruch an der Börse mit. Die Verschuldung solle um 10,2 Milliarden Dollar gesenkt werden. Dies liess den Aktienkurs wieder deutlich steigen. Seither sorgten Spekulationen um den möglichen Verkauf des Agrargeschäfts für weitere Kursgewinne.

Die jüngste Nachricht von der Reduktion der Zink-Fördermenge erfreute die Anleger ebenfalls: Bis 9.30 Uhr legte der Aktienkurs in London um rund 5 Prozent zu.

(sda/jfr)