Aargauer und Zürcher Politiker von links bis rechts ärgern sich gerade über die Axpo. Stein des Anstosses sind die diesjährigen Vergütungen für die Führungsriege des grössten Schweizer Energiekonzerns. Die sechsköpfige Konzernleitung streicht insgesamt 8,6 Millionen Franken ein – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 80 Prozent, wie Blick publik machte. Die Bezüge von CEO Christoph Brand (55) steigen von 1,1 auf 1,8 Millionen Franken.
Die Axpo gehört ganz der öffentlichen Hand. Die zwei Hauptaktionäre sind die Kantone Aargau und Zürich. Dort regt sich Widerstand gegen die Chefgehälter des staatseigenen Konzerns. So will der Aargauer Regierungsrat die stark gestiegenen Managerlöhne eindämmen – und den Verwaltungsrat entmachten: Künftig soll nämlich nicht mehr der Verwaltungsrat, sondern die Generalversammlung über die Vergütungen der Chefs entscheiden.
Wie die CH-Media-Zeitungen am Montag berichten, ist der Lohn von CEO Christoph Brand nur die Spitze des Eisbergs. Besonders brisant: Die Topverdiener sitzen offenbar nicht in der Chefetage, sondern im Handelsraum. «Was mich noch viel mehr stört, sind die Boni, welche im Handel bezahlt werden», sagt Energieexperte und GLP-Grossrat Gian von Planta gegenüber den CH-Media-Zeitungen. «Vereinzelte Boni betrugen bis zu 9 Millionen pro Person.» Er geht davon aus, dass 2023 über 50 Angestellte der Axpo – meist ohne Führungsfunktion – über 1 Million Franken an Boni erhalten haben. Auch im ablaufenden Jahr dürften es laut den Berechnungen des Energieexperten mehr als 30 Personen sein.
Konzern will keine Auskunft geben
Die Axpo selbst hüllt sich in Schweigen. Auf Anfrage wollte der Konzern die Höhe der Boni weder bestätigen noch dementieren. Man gebe aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine Auskunft zu einzelnen Mitarbeitenden. Fakt ist: Der Stromhandel ist für die Axpo ein lukratives Geschäft. Im letzten Jahr erwirtschaftete die Sparte einen Vorsteuergewinn von 1,1 Milliarden Franken – bei einem Gesamtergebnis von 1,5 Milliarden. Laut Regierungsrat stammen in den letzten drei Jahren sogar über 75 Prozent des Gewinns aus dem Handelsgeschäft.
Trotz der Bedeutung für den Konzern sieht von Planta die hohen Boni kritisch. Er befürchtet, dass sie zu riskantem Verhalten der Händler führen könnten. «Risiken, die nicht der Händler, sondern der Steuerzahler trägt», so der Politiker. Die Axpo verteidigt indes ihr Vergütungssystem. Die Boni seien marktkonform und würden regelmässig überprüft, teilte eine Sprecherin mit. Zudem gebe es ein Malus-System, das die Händler auch an Verlusten beteilige.
4 Kommentare
Die Politik ist a) inkompetent/unfähig und b) nicht willens, so etwas zu kontrollieren und zu regulieren, warum auch: ist ja nur das Geld des Steuerzahlers! Unglaublich....
Hohe Boni und die Stauseen sind bereits unter 50% leer. Der normale Stromzahler hat überhöhte Preise und zahlt noch darüber, dass die Stauseen nicht geleert werden. Hier wird wie immer abkassiert
Die Bevölkerung leidet unter den hohen und steigenden Kosten, die Kollegen hier baden im Geld, im Vollbad! Wo sind die Politiker mit Courage die hinstehen und dem endlich einen Riegel schieben!
Energiehandel ist börsenbasiert und funktioniert in den Grundzügen analog der Finanzbranche. Die Aufsicht ist noch schwächer als in der Finanzwelt und die Spielarten noch variantenreicher, da Strom physische Lieferungen / Durchleitungen bedingt, welche teilweise separat gebucht werden müssen.
Wirklich Geld machen jedoch primär grosse Trader und vor allem EVU welche Asset backed (Eigenproduktion) haben; in CH ca. 20 Anbieter von Relevanz. Diese Unternehmen, wie auch der Rest der ca. 600 EVU gehören mehrheitlich Kantonen und Gemeinden - auch wenn sie börsenkotiert sind.
Solche Gehälter sind Aufwände und somit Minderertrag, sprich nicht z.Vfg. stehender Gewinn.
Energie ist noch kritischer als Finanzen, da Brown- u/o Blackout's drohen. Damit kann man alle Politiker*innen erschrecken. Das Verteilnetz ist meist bereits mehrfach bezahlt, kann jedoch nach wie vor keinen bidirektionalen Stromfluss gewährleisten (Einspeisung der dezentralen Produktionsquellen). Sekundär- und Tertiär-Energie, sprich Lieferung zu Flautezeiten, kann von den EVU mit Produktion generiert werden, indem Knappheit provoziert wird - nebst einzelnen Ausfällen, geplanten und ungeplanten Wartungen, etc.
Wer noch nicht begriffen hat, dass diese Leute ebenso Zocker sind wie die die Finanzbranche, möchte sich jetzt damit anfreunden. Und nein, auch ohne Stromabkommen wird es in der Schweiz nicht dunkel werden, denn vorher brechen die Netze in Süddeutschland (Stromfluss DE Netzebene 1&2), Norditalien (Durchleitung CH) oder Österreich (kaum Eigenproduktion; Zukauf Atomstrom) zusammen.
Die Frage ist nicht, ob die Entlöhnung korrekt ist. Die Frage lautet nach der richtigen Funktionsweise des Systems der Energieproduktion, Bereitstellung, Handel und Verteilung.