Käse, Schoggi und Banken: Das sind wohl jene Stereotype, für die unsere Schweiz im Ausland am bekanntesten ist. Und wer ans Bankenland Schweiz denkt, dem kommen wohl schnell die klassischen Schalterhallen in den Sinn. Dort treffen die Kundinnen und Kunden auf ihre Hausbank. Hinter Panzerglas sitzt ein freundlicher Angestellter, bei dem man seine Rechnungen zahlen kann. Oder der einem die gewünschte Summe Bargeld auszahlt. Doch dieses Bild gehört immer mehr der Vergangenheit an.
Denn die Schweizer Geldhäuser gestalten ihre Filialen vermehrt zu Beratungszentren um, machen sie so moderner. Dort empfängt das Bankpersonal die Kundschaft immer mehr an einem offenen Desk mit Screen und leitet dann je nach Anliegen weiter. Doch die Verwandlung der Geschäftsstellen geht auch mit einem Abbau einher. Dieser betrifft etwa das Bargeld. Noten und Münz verlieren an Bedeutung – auch bei den Banken. Blick hat deshalb bei den sieben grössten Filialbanken und den 24 Kantonalbanken nachgefragt, ob sie noch Bargeldbezüge an ihren Schaltern anbieten.
Diese Banken erlauben Bargeldbezug an ihren Schaltern
Noch sind es erst vereinzelte Banken, bei denen es kein Bargeld mehr an den Schaltern gibt. Diesen Schritt vollzogen haben die Migros Bank und die Bank Cler. Bei der Postfinance hat dieser Service noch nie zum Angebot gehört. Die einzig verbliebene Schweizer Grossbank, die UBS, bietet Barbezüge noch in etwas mehr als der Hälfte der rund 190 Filialen an. Bei Raiffeisen Schweiz ist das bei einem Drittel der total 774 Geschäftsstellen möglich.
Was die Umfrage bei den 24 Kantonalbanken zeigt: Der Wandel der Geldhäuser hin zu Beratungsbanken ohne Schalter ist vor allem ein urbanes Phänomen. So sind es die städtischen Kantonalbanken, die den Bargeldbezug an den Bankschaltern abgeschafft haben. Auf dem Land, wo Bargeld noch ein grösseres Ansehen geniesst, setzen die Kantonalbanken hingegen weiter auf diese klassische Bankdienstleistung. Nur die Jurassische und die Obwaldner Kantonalbank haben die Anfrage von Blick nicht beantwortet.
Das sind die Gründe für den Abbau
Dass immer mehr Banken den Bargeldbezug an den Schaltern abschaffen, ist eine Reaktion auf die sich verändernden Kundenbedürfnisse. «Das Schaltergeschäft hat in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung verloren», teilt die Berner Kantonalbank mit. Heutzutage läuft eben vieles digital. Man kauft mit Twint oder Bankkarte auf dem Handy ein, bezahlt Rechnungen per E-Banking.
Zudem sind wir immer mehr an Selbstbedienung gewöhnt – sei es beim Einkaufen mit den Self-Scanning-Kassen oder im ÖV dank SBB-App oder Billettautomat. So holen wir unser Bargeld am Bancomaten. Aber auch das deutlich weniger, weil physisches Geld an Bedeutung verliert. Laut dem aktuellen Swiss Payment Monitor der Universität St. Gallen und der ZHAW erfolgt weniger als jede vierte Zahlung noch in bar. Digitale Möglichkeiten auf dem Handy, dem Tablet oder der Smartwatch sind beliebter.
Diese Alternativen gibt es
In ihren Antworten weisen die Banken selbstredend auf ihre Bankautomaten hin. In den Filialen gibt es auch Personal, die Kunden helfen, die Schwierigkeiten beim Bezug oder beim Einzahlen von Bargeld am Automaten haben. Einige Geldhäuser haben sich aber auch kreative Lösungen als Alternative zum klassischen Bankschalter überlegt.
Bei gewissen Schweizer Banken können Kunden weiterhin Bargeld ohne Bankkarte beziehen. Beim Personal in der Filiale bekommen sie einen QR-Code, mit dem sie dann Noten am Bancomaten erhalten. Bei der Valiant Bank gibts den QR-Code am Videoschalter, wo ein Bankangestellter die Kundschaft per Videoschaltung empfängt. Zudem schicken einem die Banken Schweizer Franken und Fremdwährungen direkt nach Hause, wenn man diese vorher im E-Banking oder per Telefon bestellt.
Ein weiterer neuer Trend: Supermärkte sind jetzt plötzlich auch eine Bargeld-Quelle. So können Postfinance-Kunden gebührenfrei Nötli am Kundenschalter von Migros, Denner, Spar, Lidl und Coop Pronto beziehen. Und in den Post-Filialen. Die Bank Cler, die aus der Coop Bank hervorgegangen und nun eine Tochter der Basler Kantonalbank ist, setzt auf die Coop-Supermärkte, wo es an den Kassen Bargeld gibt. Die Migros Bank baut auf die Läden aus dem Universum des orangen Riesen.
Abbau auch bei Bankfilialen und Geldautomaten
Weil sich Geldgeschäfte immer mehr ins Digitale verschieben, verändert sich die Bankenlandschaft auf mehreren Ebenen. Der Wandel betrifft nicht nur das Angebot an Dienstleistungen in den Geschäftsstellen, das die Banken zurückfahren. Er schlägt sich auch direkt auf die Filiallandschaft und die Anzahl Bankautomaten nieder. Bei beiden gibt es seit Jahren einen Rückgang.
Der schweizweite Trend zu immer weniger Bankfilialen existiert bereits seit Jahrzehnten. So gab es hierzulande gemäss Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Jahr 1988 noch 5555 Geschäftsstellen von hiesigen Banken. Danach setzte das Filialsterben ein, jedes Jahr sind es weniger geworden. 2024 waren es gerade noch 2476 – 3000 weniger als noch vor fast 40 Jahren.
Auch der Schweizer Bankautomat hat seine besten Zeiten schon hinter sich. Die Hochphase ist aber noch nicht so lange her. Am meisten Bancomaten gab es laut SNB im Februar 2020 mit 7289. Dann kam die Corona-Pandemie – und mit ihr der Niedergang der Geldautomaten. Diese wickelten vor der Pandemie noch über 13 Millionen Bargeldbezüge ab – jeden Monat. Sprich: Im Schnitt ging jeder Bewohner der Schweiz monatlich 1,5-mal zum Bankautomaten. Mittlerweile ist es weniger als einmal pro Monat – total noch knapp 9 Millionen Bezüge.
Darum schaffen die Finanzinstitute immer mehr Geldautomaten ab. Auch weil diese ein Sicherheitsrisiko sind. In letzter Zeit haben die Sprengungen von Bancomaten deutlich zugenommen. Derzeit gibt es noch etwas mehr als 6000 Stück. In gut fünf Jahren sind also über 1200 Automaten verschwunden.