Jeder Schweizer konsumiert im Durchschnitt über hundert Liter Mineralwasser pro Jahr – und der Markt wächst und wächst. Mit Marken wie Perrier, Vittel und San Pellegrino stillt Nestlé den Durst von 16,3 Prozent der weltweiten Mineralwassertrinker. Damit ist der Schweizer Konzern die Nummer eins auf dem globalen Mineralwassermarkt, und er will in dieser Sparte weiter zulegen. Auf Platz zwei rangiert der französische Danone-Konzern mit einem Marktanteil von über 14 Prozent. Mit Abstand folgt das US-Unternehmen Coca-Cola mit knapp 4,6 Prozent.

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Für den Schweizer Trinkwassermarkt ist Coca-Cola dennoch ein interessanter Anbieter, denn der Limonaden-Gigant will das Schweizer Traditionswasser Valser ganz gross rausbringen. Nachdem die Valser Mineralquellen AG letzten Juli von Coca-Cola gekauft worden ist, will der Weltkonzern das Valser-Wasser zur weltweit führenden Mineralwassermarke machen.

Eine besondere Position in der Mineralwassersparte nehmen die Trinkwasserspender ein, die in Büros, Kantinen oder Krankenhäusern aufgestellt werden. Auf diesem Gebiet hat Nestlé im Februar seine Marktanteile weiter ausgebaut. Nur wenige Wochen nach dem Kauf der Wasserfirma Powwow von Hutchinson Whampoa Anfang Februar schluckte Nestlé das russische Mineralwasseunternehmen Clear Water. Nestlé erhofft sich dadurch zweistellige Wachstumsraten.

Nicht nur der Trinkwasserbranche werden enorme Wachstumschancen zugesprochen – sprudelnde Gewinne werden auch für den Markt der Wasserversorgung erwartet. Obwohl über 70 Prozent der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sind, kann nur ein sehr geringer Teil davon genutzt werden. 97,5 Prozent sind salzhaltiges Meerwasser, und auch die verbleibenden 2,5 Prozent eignen sich nur zu einem geringen Teil als Trinkwasser oder zur Bewässerung, weil sie unzugänglich oder zu sehr verschmutzt sind. Die Vereinten Nationen erwarten, dass im Jahr 2025 etwa die Hälfte der Weltbevölkerung an Wassermangel leiden wird.

Die Unternehmen, die in Wassergewinnung, -versorgung und -aufbereitung investieren, werden von der Verknappung des Angebots bei gleichzeitig stark wachsender Nachfrage profitieren. Auch Privatanleger können mit Investitionen in das Geschäft mit dem kostbaren Nass in Zukunft viel Geld verdienen.

Bisher beziehen nur fünf Prozent der Menschen ihr Wasser von einem privaten Anbieter – der Markt bietet noch jede Menge Potenzial. An der Weltspitze der Versorgerbranche stehen die beiden französischen Konzerne Vivendi Environmet und Suez. Vivendi überzeugte Anfang März die Aktionäre mit überraschend guten Geschäftszahlen für das Jahr 2002. Mit einem Überschuss von 340 Millionen Euro übertraf der 150 Jahre alte Konzern auch die Erwartungen der Analysten, welche die Vivendi-Titel zum Halten empfehlen.

Suez rutschte im letzten Jahr in die roten Zahlen. Analysten sind dennoch optimistisch für die Suez-Papiere. «Suez hat ein viel versprechendes Restrukturierungsprogramm vorgestellt. Bereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören oder unrentabel sind, sollen veräussert werden. So kann der Konzern auch seine hohen Schulden abbauen», sagt Hartmut Moers, Analyst bei der Privatbank Sal. Oppenheim, der von Suez eine Outperformance erwartet.

Noch höhere Wachstumsraten werden Unternehmen der Wassertechnik eingeräumt. Auf diesem fragmentierten Markt reicht die Auswahl vom deutschen Unternehmen Wedeco, das sich auf die Wasserreinigung mit Hilfe von UV-Technologie spezialisiert hat, bis hin zum Schweizer Konzern Geberit, der Systeme zur sparsamen Nutzung des Wassers entwickelt.

«Die zunehmende Nutzung und die daraus resultierende Notwendigkeit, Wasser zu filtern und effizient zu nutzen, machen besonders solche Titel interessant. Diesem Feld wird vermutlich noch mehr Bedeutung zukommen als den Versorgern selbst», erwartet Robert Fragner, Fondsanalyst bei Feri Trust. Heute wächst der Markt der Wasserausrüster mit acht Prozent pro Jahr, während der Versorgermarkt jährlich nur sechs Prozent zulegt.

Wer sich scheut, aus der breiten Palette der Wasseraktien einzelne Titel zu wählen, kann mit Fonds oder Zertifikaten ein diversifizierteres Investment tätigen. Den weltweit ersten Wasserfonds legte das Schweizer Bankhaus Pictet im Jahr 2000 auf. Der aktiv gemanagte Investment-Fonds konnte bis Mitte 2001 um über 30 Prozent zulegen, dann wurde auch dieser Fonds vom Strudel der Weltaktienbaisse erfasst. «Bei dieser Entwicklung handelt es sich um Zyklen, die nicht das Potenzial der Branche widerspiegeln», sagt Fondsmanager Hans Portner.

Unter den grössten Aktienpositionen des Pictet-Wasserfonds befinden sich Titel von Suez Lyonnais, Vivendi Environment und RWE. Einen anderen Anlageschwerpunkt legt der SAM Sustainable Water Fund, der vom Vermögensverwalter Sustainable Asset Management (SAM) 2001 aufgelegt wurde. Hier werden vor allem Unternehmen berücksichtigt, die in Bereichen wie Wasserreinigung und effizienter Nutzung von Wasser tätig sind. Dieter Küffer, Senior-Portfoliomanager des SAM-Wasserfonds, rechnet bereits in den kommenden Jahren mit riesigen Investitionen auf diesem Gebiet: «Auf dem Wassermarkt steigen die Umsätze nicht durch ein Mengenwachstum, sondern durch eine effizientere Nutzung und Aufbereitung.»