Tesla werde «schlank, innovativ und hungrig nach der nächsten Wachstumsphase». So begründete Elon Musk (52), Gebieter über den E-Autobauer aus den USA, in einem Memo den jüngsten Kahlschlag. Weltweit verliert jeder zehnte Tesla-Mitarbeiter seinen Job, wie das «Handelsblatt» am Montag verkündete. 14'000 Stellen fallen also weg.

Normalerweise nimmt der US-Aktienmarkt solche Meldungen positiv auf. Wenn ein Konzern einen Stellenabbau in grösserem Umfang verkündet, steigt der Aktienkurs. Nur: Bei Tesla verfing diese eiserne Börsenregel nicht. Die Aktie stürzte am Montag um 5,6 Prozent ab. Nachbörslich verlor sie weitere 0,8 Prozent. Gleichzeitig gingen am Montag zwei Führungskräfte von Bord. Drew Baglino, Chef Antriebsstrang, und Rohan Patel, zuständig für die Geschäftsentwicklung, verlassen Tesla. Was ist also los beim Elektroauto-Vorreiter?

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Investoren fordern klare Antworten

Das Problem heisst wohl: Elon Musk. Bei keinem anderen Autohersteller ist das Schicksal des Unternehmens so eng verbunden mit dem Konzernchef wie beim US-Konzern. Musk ist Mister Tesla. Angesichts mehrerer öffentlicher Eskapaden auf seiner Plattform X leidet sein Image. Und die Tesla-Anleger scheinen die gängige Masche des CEO nicht mehr abzukaufen. Die früher oft erfolgreiche Strategie: Musk beruhigte die Märkte mit tollkühnen Visionen, wenn der Tesla-Motor stockte. «Elon Musks Tesla-Köder werden alt», kommentierte die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag. Das bedeutet konkret: Der CEO braucht jetzt bessere Antworten.

Zuvorderst macht den Investoren wohl der serbelnde Aktienkurs zu schaffen. Seit Jahresbeginn hat die Tesla-Aktie 35 Prozent eingebüsst. Mit einer Marktkapitalisierung von gut 500 Milliarden Dollar ist das Unternehmen immer noch der wertvollste Autohersteller der Welt. Aber die Japaner von Toyota sind mit einem Börsenwert von knapp 400 Milliarden Dollar erstmals seit vielen Jahren wieder so etwas wie in Reichweite. Und gleichzeitig ist Tesla mit dem über 50-Fachen des Gewinns der global höchstbewertete Autobauer. Entsprechend hoch sind die Erwartungen.

Schrumpfende Verkäufe und ruinöser Preiskampf

Eine der Hauptschwierigkeiten von Musk ist, dass er auf einen stark steigenden Elektroautomarkt in Europa und den USA gesetzt hat. Bloss geht diese Wette nicht auf. Beide Märkte sind aktuell rückläufig. Darum stecke Tesla in einer schwierigen Lage, sagt Ferdinand Dudenhöffer (72), Gründer des Center Automotive Research in Bochum, gegenüber Blick. «Das auf Wachstum programmierte Tesla-Geschäftsmodell steht plötzlich schrumpfenden Verkäufen mit teilweise ruinösem Preiskampf gegenüber», so der renommierte Branchenkenner. Tesla reduzierte die Preise zuletzt um bis zu 7000 Dollar.

Die Probleme zeigen sich konkret in den Zahlen: In den ersten drei Monaten 2024 setzte Tesla rund 386'000 Fahrzeuge ab – ein Minus von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Gleichzeitig kämpft Musks Unternehmen mit Überkapazitäten. 2023 verkaufte Tesla rund 1,8 Millionen E-Autos, hätte laut Firmenangaben aber gut 2,5 Millionen Fahrzeuge produzieren können. Und für dieses Jahr rechnet Dudenhöffer mit einem leicht rückläufigen Wachstum. Sprich: «Die Überkapazität steigt. Das ist kein schönes Bild für die Profitabilität.»

Zudem bedrängt die Billig-Konkurrenz aus China Tesla immer mehr. Vor allem die Marke BYD macht den Amerikanern die Rolle als führender E-Auto-Hersteller streitig. Im letzten Quartal 2023 lieferte das chinesische Unternehmen erstmals mehr Elektroautos als Tesla aus. Als grossen Hoffnungsschimmer flüchtet sich Musk deshalb in ein seit Jahren geplantes Projekt: das Robotaxi. Im August will der Tesla-Chef die Zukunftstechnologie vorstellen. Nur: Die Experten glauben nicht daran. «Das ist eine Nebelkerze», bilanziert Dudenhöffer.

Michael Hotz
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