Noch vor kurzem war die Marke BYD in Europa oder Amerika kaum bekannt. Doch inzwischen ist der aufstrebende E-Auto-Hersteller aus China auch im Westen ein klingender Name, und der Grund dafür liegt auf der Hand: BYD –  das Kürzel steht für «Build your dreams» – ist daran, Tesla die Rolle als führender E-Auto-Hersteller streitig zu machen.

Dabei konnte der Konzern aus Shenzhen jetzt einen wichtigen Meilenstein erreichen: Im vierten Quartal lieferte BYD erstmals mehr Autos als der US-amerikanische Wettbewerber aus. Gut 526’000 Fahrzeuge übergab BYD an die Händler, bei Tesla waren es nur knapp 485’000 Stück.

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Wie erklärt sich der wundersame Aufstieg von BYD? Der chinesische Konzern kann seine Autos zu tiefen Kosten produzieren, verfügt über eine ausgeklügelte Batterietechnologie sowie ein ausgereiftes Antriebssystem (Powertrain) und kann auch mit der Software punkten – die Fahrzeuge sind mit vielen digitalen Spielereien ausgestattet. All diese Erfolgsfaktoren zeichnen auch Tesla aus. Aber offensichtlich gelingt es BYD, die Zauberformel zu kopieren.

«Technologisch hat BYD in wichtigen Bereichen aufgeschlossen», sagt UBS-Experte Patrick Hummel. «Bei der Batterie hat BYD mittlerweile die Kostenführerschaft.» Dennoch bleibe Tesla vorerst der unangefochtene Marktführer ausserhalb Chinas.

BYD hat von Subventionen profitiert

Eine Analyse der UBS vom letzten August schlüsselt BYDs Vorteile im chinesischen Markt auf: So kann BYD sein Modell Seal zu 15 Prozent tieferen Kosten produzieren als Tesla das Model 3 – BYD spart damit bei jedem Modell 3400 Dollar gegenüber dem Konkurrenten ein.

Der Aufstieg der Autos «Made in China» hat auch politische Gründe: Die Regierung in Peking hat die E-Auto-Industrie über Jahre mit massiven Subventionen gefördert – was die EU diesen Herbst zum Anlass nahm, eine Wettbewerbsuntersuchung zu starten. Sollte diese Analyse eine unfaire Handelspolitik Chinas belegen, würde die EU womöglich Zölle erheben. Es droht also ein Handelskonflikt.

Nach Einschätzung der UBS ist der weitere Aufstieg von BYD und einigen anderen chinesischen E-Auto-Herstellern aber nicht mehr zu stoppen. Ihr Anteil am gesamten globalen Automarkt einschliesslich konventioneller Fahrzeuge wird demnach bis 2030 von heute 17 Prozent auf schätzungsweise einen Drittel steigen.