Das Powerplay zwischen Apple und den Schweizer Banken um die Vorherrschaft über das mobile Zahlen geht in eine neue Runde. Die grossen Banken, die Detailhändler und Swisscom wollen gemeinsam eine neue Schweizer Zahlungslösung entwickeln. Diese soll bestehende Bezahl-Apps wie «Paymit» und «Twint» ersetzen. Noch ist nichts entschieden. Die Gespräche liefen «ergebnisoffen», heisst es in einer gemeinsamen Medienmitteilung, die am Mittwoch verschickt wurde.

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Nicht ausgesprochen, aber klar ist: Der Gegner, der die Schweiz eint, heisst Apple. Mit der Bezahl-Lösung Apple Pay haben sich die Amerikaner  in die Gefilde der Banken begeben. Und Apples Einfluss ist gross, auch hierzulande. So hat die Schweiz mit 42 Prozent nicht nur einen der weltweit höchsten Anteile an Apple-Smartphones. Die Nutzer dieser Geräte sind auch deutlich affiner für Finanzprodukte, wie die Recherchen der «Handelszeitung» zeigen.

75 Prozent von Paymit auf Apple

Bei der Bezahl-App Paymit laufen drei Viertel der Installationen auf Handys mit dem Apple-Betriebssystem iOS und nur ein Viertel mit Android. Die UBS, welche die meisten Paymit-Accounts verwaltet, spricht von 75 Prozent. Die entsprechende App der Zürcher Kantonalbank werde gar zu 77 Prozent von Apple-Usern genutzt, sagt Paymit-Projektleiter René Hägeli.

Ähnlich hohe Werte zeigen andere Banken: Die App von Postfinance wird zu 71 Prozent von Apple-Nutzern verwendet. Beim Paymit-Konkurrenten Twint sind es zwei Drittel, wie Twint-Chef Thierry Kneissler sagt. Die Migros Bank nennt für ihre Handy-App einen Anteil von 70 Prozent bei der Tablet-Version und von 60 Prozent bei der App für Handys.

Apple spreche ein Publikum an, das sich stärker für Technologie interessiere, sagt ZKB-Banker Hägeli. Das bestätigt Patrick Bissig, Forscher an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Studien zeigten, dass iPhone-Nutzer mehr kostenpflichtige Apps installieren als Android-Kunden. Hinzu kommt: Sie geben auch mehr Geld aus. Laut der Vergleichsplattform Idealo.de suchen Apple-Kunden doppelt so teure Notebooks wie Android-Kunden. Das macht die vielen iPhone-Inhaber kommerziell interessant.

NFC-Land Schweiz als Chance

Für Apple böte sich die Schweiz  als Testland an, um einen Prestige-Erfolg für Apple Pay zu verbuchen. Denn zusätzlich zum hohen Marktanteil bietet der hiesige Handel viele Kassen, an denen bereits mit dem Kontaktlos-Standard NFC bezahlt werden kann. Auf diesen setzt auch Apple Pay. Noch ist dessen Durchbruch international jedoch ausgeblieben. In den USA, wo Apple Pay 2014 lanciert wurde, nutzen es nur 5 Prozent der Kunden, die das Angebot aufgrund ihrer Handys und Kreditkarten überhaupt nutzen könnten. Das zeigen Zahlen des Branchenportals Pymnts. Im letzten Quartal 2015 nahm der Anteil dieser Kunden sogar ab.

Wann also kommt Apple Pay in die Schweiz? In der Branche wird spekuliert, die Ankündigung könnte bereits diesen Sommer erfolgen. Bei den Kreditkarten-Herausgebern laufen dem Vernehmen nach die technischen Vorbereitungen und Verhandlungen. Apple selbst hat die Marke «Apple Pay» in der Schweiz bereits Ende 2014 zur Registrierung hinterlegt.

Konkret will sich derzeit kein Banker zu Apple Pay äussern. Denn wer schon im Boot ist, hat eine Stillschweigevereinbarung mit Apple unterzeichnet. Und das sind offenbar bereits viele.