Selbstfahrende Autos, Lkw, Züge: Autonomen Fahrzeugen gehört die Zukunft. Das Marktpotenzial wird auf mehrere Hundert Milliarden Dollar bis 2030 geschätzt. Das motiviert Firmen weltweit, ihren Erfindergeist zu investieren und Konzepte für die Technologie von morgen zu entwerfen.

Das Europäische Patentamt (EPA) hat untersucht, wie sich der Zahl der Patente für autonome Technologie entwickelt. Das Ergebnis: Die Erfindungen boomen. Im Jahr 2017 wurden fast genau 4000 Patente rund um Selbstfahrer-Technik eingereicht, ein Anstieg um satte 330 Prozent innert sechs Jahren. 2011 waren es noch 922.  

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Grob umfassen die Patente zwei Bereiche: zum einen Technologie für autonome Fahrzeuge selbst – alles vom selbstfahrenden Staubsauger bis zum Sportwagen mit Autopiloten. Zum anderen meinen diese Patente smarte Verkehrssysteme – Infrastruktur, Technologien für die Stromversorgung, Ideen für smarte Strassen.   

Ein beträchtlicher Anteil entfällt dabei auf relativ wenige Firmen: 25 Konzerne vereinen 40 Prozent der Patente auf sich. Automobilhersteller sind dabei in der Minderheit, aber Toyota, Volvo und Audi schaffen es auf die Liste. Am stärksten vertreten sind Tech-Riesen: Samsung, Intel und Qualcomm führen das Ranking an. Samsung allein hat innert sechs Jahren 624 Patente registrieren lassen.  

Schweiz hält knapp 100 Patente für Autonomes Fahren seit 2011

Die restlichen 60 Prozent der Patente im Bereich autonomes Fahren verteilen sich auf Hunderte andere Firmen. Laut EPA ist die Schweiz mit 1,4 Prozent der Europäischen Patente vertreten, das wären knapp 100 Erfindungen seit 2011.  

Ip-search, ein Dienstleister des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum, kommt auf eine ähnliche Zahl: In zwölf Jahren sind gut 120 Patente in der Sparte Autonomes Fahren angemeldet worden. «Schweizer Firmen sind in diesem Bereich stark unterrepräsentiert», sagt Jochen Spuck von ip-search. Zum Vergleich: Die Gesamtzahl der Schweizer Patente seit 2005 beläuft sich auf mehr als 82’000. Auf den Bereich Autonome Fahrzeuge entfallen also 0,15 Prozent aller Patente mit einem Schweizer Erfinder seit 2005.  

ABB bildet den Spitzenreiter

An der Spitze steht dabei ABB mit 15 Patenten in zwölf Jahren, die meisten davon im Bereich autonome Roboter. Dann folgen mit Bosch und Continental zwei Firmen, die auch im internationalen Ranking weit vorne liegen. Die in der Schweiz stark vertretenen Automobilzulieferer sind wenige auf der Liste, am erfinderischsten waren noch Johnson Controls und Reifenhersteller Michelin, die drei beziehungsweise vier Patente rund um autonomes Fahren angemeldet haben. Erstaunlich: Auch die Universitäten EPF Lausanne und ETH Zürich bringen es gerade einmal auf jeweils zwei Patente seit 2005.  

«Das kann zum Teil daran liegen, dass die Patente stark fragmentiert sind. Ein Autozulieferer etwa lässt einen Sensor patentieren, der später in einem System für autonomes Fahren zum Einsatz kommt, aber nicht ausschliesslich dort», sagt Spuck. Dann würde das Patent auch nicht im Bereich Autonomes Fahren gezählt.  

Hürden für die Patentanmeldung können ein Grund dafür sein, dass Trends in den Firmeninnovationen sich nicht im Register niederschlagen. So halten in der Schweiz zum Beispiel trotz der unzähligen Startups im Krypto-Valley Zug noch weniger Firmen Patente im Bereich Blockchain als im Bereich Autonomes Fahren. Spuck sagt: «Eine Hürde ist, dass Software in der Schweiz und in Europa nicht patentiert werden kann. Das ist in den USA anders.»  

Dennoch: Auch die Schweizer Patentzahlen zeigen, dass der Bereich Autonomes Fahren an Bedeutung gewinnt. Wer die Entwicklung für diesen Bereich über die Jahre betrachtet, stellt fest, dass auch hierzulande die grösste Zahl der Patente auf die vergangenen fünf Jahre entfällt. Bei ABB waren es allein zehn im Jahr 2016. Die Schweiz macht also den Trend mit, wenn auch auf niedrigem Niveau.