Für September hat Patrick Odier seinen Rücktritt als Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) angekündigt. Doch die Kür seines Nachfolgers wird zu einem zähen Geschäft. Die rivalisierenden Fraktionen belauern sich, und dass es erstmals einen systematischen Suchprozess mit einer Findungskommission unter CS-Präsident Urs Rohner gibt, erhöht die Komplexität.

Der langjährige Raiffeisen-Chef und heutige Helvetia-Präsident Pierin Vincenz wird von den Inlandbanken portiert, und auch der Kantonalbankenverbands-Präsident Urs Müller soll sich für Vincenz ausgesprochen haben. Die Privatbanken dagegen, die zuletzt stets ohne formales Verfahren den ersten Zugriff auf den prestigeträchtigen Posten hatten, können dieses Mal keinen valablen Anwärter präsentieren. Als ihr Kandidat wird zwar immer wieder Bär-Chef Boris Collardi ins Gespräch gebracht. Doch da das Präsidium ein Pensum von etwa 50 Prozent erfordert, fehlt ihm die Zeit.

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Innige Abneigung

Vincenz wollen die Privatbanken jedoch verhindern. Odier ist dem Bündner in inniger Abneigung verbunden, seit dieser mit seiner Forderung nach dem automatischen Informationsaustausch die offizielle Linie der Bankiervereinigung torpediert hat. Zudem steht Vincenz als Vertreter der Inlandbanken kaum für den von den Privatbanken als dringlich angemahnten Kampf für den Marktzutritt zur EU. Auch die Grossbanken gelten nicht als Anhänger der Vincenz-Lösung – zu eigenmächtig scheint ihnen der einstige Raiffeisen-Zampano.

Kompromiss-Kandidat wäre Alexandre Zeller, der als Präsident des Börsenbetreibers SIX eng mit den Grossbanken zusammenarbeitet und als Romand auch im Welschland vermittelbar wäre. Doch er ist wenig bekannt –für die Korrektur des ramponierten Branchenimages wäre der populäre Vincenz sicher geeigneter. Er stünde für das Ehrenamt wohl zur Verfügung, wenn er gebeten würde. In einen offenen Wettstreit würde er jedoch nicht eintreten.

Problem bei beiden ist, dass sie nicht mehr als Banker amten. Doch das ist Voraussetzung, um in den Verwaltungsrat gewählt zu werden. «Wenn man den richtigen Kandidaten hat, liesse sich die Satzung ändern», betont ein Betroffener. Für dieses Szenario zirkulieren weitere Namen, bis zum früheren Chefverhandler Michael Ambühl oder zu Ex-Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf. Entscheiden wird der neunköpfige Vorstandssausschuss, und da kommt Vincenz derzeit auf maximal vier Stimmen. Als Kompromiss wäre denkbar, dass sich der 60-Jährige nur für eine Amtszeit von drei Jahren zur Verfügung stellt.

 

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Dirk Schütz
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