Mit Sante24 bietet Swica als erste Krankenversicherung in der Schweiz ein eigenes Telemedizin-Zentrum mit Praxisbewilligung an. Davor gab es solche Angebote nur von privaten Dienstleistern wie etwa dem Basler Telemediziner Medgate. Diese Angebote nutzten zwar auch die Schweizer Krankenversicherungen; Swica betreibt nun als erster Versicherer ein solches Telemedizin-Zentrum inhouse. Neben der telefonischen Beratung kann die Swica Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente sowie Arbeitsunfähigkeitszeugnisse digital ausstellen. Damit fällt der physische Gang zum Arzt weg.

Die Bewilligung der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich sei ein strategischer Meilenstein, schreibt die Swica. «Damit werden wir zum telemedizinischen Grundversorger», sagt Oliver Reich, Chef von Sante24. Dass die Swica nun selbst ein solches Zentrum betreibt, ist ein logischer Schritt aus der aktuellen Verschiebung im Gesundheitsmarkt.

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Für ein Rezept nicht zum Arzt

So gibt es in der Schweiz neben dem Telemedizinunternehmen Medgate auch Medi24. Das Unternehmen berät täglich bis zu 5000 Patienten per Telefon. Nebst Beantwortung allgemeiner medizinischer Fragen und Empfehlungen zur Behandlung gehören Konsultationen im Akutfall zu den Dienstleistungen des Unternehmens. Inzwischen lancieren diese Dienstleister auch Beratungen per App. Bei dem virtuellen Sprechzimmer kann man mit einem Arzt chatten. Die Berner Firma Edoctors bietet eine ähnliche App an. Aber auch andere Player mischen im Gesundheitsmarkt mit. So ist die Migros mit dem Kauf der Topwell-Kette ins Apothekengeschäft eingestiegen.

Bei Sante24 von Swica soll in gewissen Fällen ein telefonischer Austausch mit dem Arzt reichen, der dann auch gleich Medikamente verschreiben kann oder ein Arbeitsunfähigkeitszeugnis ausstellt. Auch eine direkte Überweisung an einen Facharzt ist vom Swica-Zentrum aus möglich. Mit dem digitalen Arztzentrum möchte die Krankenversicherung eine Lücke schliessen: «Unser Angebot ist ideal für alle, die mehr als ein rezeptfreies Medikament aus der Apotheke brauchen – aber dafür nicht unbedingt einen Arzt aufsuchen muss», sagt Reich. Die Swica umfasst rund 1,4 Millionen Versicherte in der Schweiz. Zudem zählt sie 27'3000 Unternehmenskunden im Bereich Kranken- und Unfallversicherung.

Digitale Allgemeinpraxis für alle

Dabei prüft die Swica laufend, welche Krankheitsbilder sich für eine rein telemedizinische Beratung eignen. Das bedeutet, Swica möchte herausfinden, für welche Krankheiten und Beschwerden der Gang zum Arzt hinfällig wird und ein Anruf beim Telemedizin-Zentrum ausreichend ist. Gemäss Swica soll bis Ende 2019 für einen Grossteil an akuten Beschwerden telefonisch eine Diagnose gestellt und Therapien eingeleitet werden können.

Doch damit nicht genug: Um den Mehrwert der Praxisbewilligung optimal zu nutzen, prüft Swica, ihre medizinischen Dienstleistungen künftig auch an Dritte anzubieten. Damit würde die Krankenversicherung Dienstleister wie Medgate oder Medi24 konkurrenzieren. Ob das Angebot der Swica sogar bei anderen Krankenversicherungen zum Einsatz kommen könnte, wird sich zeigen. Möglicherweise werden weitere Krankenversicherer ihre eigenen Zentren aufbauen.